In Appenzell Innerrhoden plant die Regierung eine drastische Erhöhung der Parkgebühren, um die ungebremste Touristenzahl im Alpstein zu bändigen. Ab dem kommenden Jahr sollen die Parkplatzgebühren auf 30 Franken pro Tag steigen, was einen landesweiten Rekord markiert. Diese Maßnahme betrifft nicht nur Touristen, sondern auch die Einheimischen, die künftig ebenfalls tief in die Tasche greifen müssen. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf blick.ch.
Die Region rund um den Alpstein, bekannt für ihre beeindruckende Naturkulisse, lockt jedes Jahr Hunderte von Wanderern, Fotografen und Touristen an. Insbesondere der Seealpsee, das Aescher-Restaurant und die Ebenalp sind für ihre malerische Schönheit berühmt. Doch dieser Ansturm hat zu massiven Verkehrsproblemen geführt: Vollgeparkte Straßen, Staus und überfüllte Parkplätze sind an schönen Tagen keine Seltenheit mehr. Besonders nach der Corona-Pandemie und der verstärkten Präsenz in sozialen Medien, die die Attraktivität dieser Region weiter gesteigert haben, ist der Druck auf die lokalen Infrastrukturen enorm gewachsen.
Die Innerrhoder Regierung hat nun einen drastischen Schritt unternommen, um dem touristischen Überfluss entgegenzuwirken. Künftig sollen für einen Parkplatz in Wasserauen 30 Franken pro Tag fällig werden. Dies ist nicht nur eine Rekordgebühr, sondern auch eine Maßnahme, die den Touristenstrom bremsen und den Verkehr in der Region entlasten soll. Eine vorherige Reservierung über eine App wird erforderlich, um sicherzustellen, dass nur eine begrenzte Anzahl an Fahrzeugen zugelassen wird.
Kritik an den geplanten Maßnahmen ist bereits laut geworden. Hotels und Bergbahnen im Appenzellerland befürchten, dass diese hohen Parkgebühren potenzielle Besucher abschrecken und somit negative Auswirkungen auf den Tourismussektor haben könnten. Auch Einheimische, die regelmäßig die Wandergebiete besuchen, sind von der neuen Regelung betroffen, was zu zusätzlicher Unruhe führt. "Es ist nicht nur ein Problem für die Touristen, sondern auch für uns als Einheimische", sagte ein besorgter Appenzeller in einem Kommentar.
Für Camper sind ebenfalls höhere Gebühren vorgesehen: 4 Franken pro Stunde und eine Übernachtungspauschale von 50 Franken werden erwartet. Die Gebühren für Busse, die touristische Gruppen transportieren, sind sogar auf 100 Franken pro Fahrzeug festgelegt. Diese Maßnahmen sollen dazu dienen, den Verkehr zu regulieren und den natürlichen Charme der Region zu bewahren. Doch nicht jeder ist von dieser Lösung begeistert.
Die harten Parkgebühren stoßen auch außerhalb der Schweiz auf großes Interesse. In Deutschland etwa kritisieren Medien wie die "Frankfurter Neue Presse" die neuen Gebühren als "hirnrissig" und warnen vor möglichen negativen Konsequenzen für die Region. Auf sozialen Medien teilen Wanderer ihre Frustration und kündigen an, alternative Wanderziele zu bevorzugen, die nicht von solchen Gebühren betroffen sind.
Die hohen Preise für Parkplätze in der Alpstein-Region liegen auf dem Niveau von Städten wie Zürich oder dem exklusiven St. Moritz. Für diesen Preis können Touristen jedoch in einem Parkhaus parken, was in Wasserauen auf einer Wiese nicht möglich ist. Im Vergleich dazu bieten andere Wandergebiete wie Engelberg günstigere Parkmöglichkeiten für Wanderer – hier kann man für lediglich 5 Franken parken.
Für Jakob Signer, den Justizvorsteher von Appenzell Innerrhoden, ist die Erhöhung der Parkgebühren eine notwendige Maßnahme, um den zunehmenden Tourismus und die damit verbundenen Verkehrsprobleme zu lösen. "Wir erreichen die nötige Lenkung nur durch den Preis", so Signer. Er hofft, dass diese Maßnahme die Besucher dazu anregt, über alternative Anreisemöglichkeiten nachzudenken und den Druck auf die Region zu verringern.
Die geplanten Änderungen sind jedoch noch nicht endgültig. Das letzte Wort haben die Appenzeller Bürger, die in einer Volksabstimmung über die neuen Tarife entscheiden werden. Sollte die Mehrheit gegen die hohen Parkgebühren stimmen, könnten die Pläne endgültig abgeblasen werden. Dies würde bedeuten, dass die Region weiterhin mit den Herausforderungen des Tourismusüberhangs kämpfen müsste, ohne eine langfristige Lösung in Sicht.
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Foto von Linda Käsbohrer