Kriket ist ein traditionsreicher Mannschaftssport, der seinen Ursprung im 16. Jahrhundert in England hat. Was als einfaches Freizeitspiel auf dem Land begann, entwickelte sich in der Kolonialzeit zu einem der meistgespielten Sportarten der Welt. Heute ist Kriket in über 100 Ländern etabliert und hat besonders in Indien, Pakistan, Australien, England, Bangladesch und Südafrika eine gesellschaftlich bedeutende Stellung.
Wie NUME.ch berichtet, ist Kriket ein faszinierendes Spiel, das technisches Können mit Strategie und Teamgeist verbindet. Das Spiel wird zwischen zwei Teams zu je elf Spielern ausgetragen. Gespielt wird auf einem ovalen Feld, im Zentrum befindet sich ein rechteckiger Bereich mit exakt 20,12 Metern Länge, der sogenannte Pitch. Dort stehen an beiden Enden Wickets – jeweils drei senkrechte Holzstäbe mit zwei Querleisten. Ziel des schlagenden Teams ist es, möglichst viele Runs (Punkte) zu erzielen, indem der Ball geschlagen und zwischen den Wickets gelaufen wird. Die verteidigende Mannschaft versucht, das schlagende Team durch clevere Würfe, Fänge oder das Umwerfen der Wickets auszuschalten.

Wo wird Kriket gespielt und welche Ligen sind populär
Kriket wird heute in über 100 Ländern gespielt, doch echte Hochburgen sind vor allem in den ehemaligen britischen Kolonien zu finden. In Indien, Australien, Pakistan, England, Bangladesch, Neuseeland und Südafrika ist Kriket ein Nationalsport mit enormem Zuschauerinteresse. Auch in Afghanistan, den Westindischen Inseln und Sri Lanka genießt Kriket höchsten gesellschaftlichen Status.
Besonders beliebt sind nationale Ligen im T20-Format, die schnelles Spiel und Showelemente verbinden. Zu den populärsten Kriketligen der Welt gehören:
- 🇮🇳 Indian Premier League (IPL) – wirtschaftlich stärkste Liga der Welt mit internationalen Topspielern
- 🇦🇺 Big Bash League (BBL) – Australiens Spektakel mit großem TV-Publikum
- 🏴 The Hundred (England) – innovatives Format mit nur 100 Bällen pro Team
- 🇵🇰 Pakistan Super League (PSL) – stark wachsend mit globaler Reichweite
- 🇿🇦 SA20 (Südafrika) – neue Liga mit Fokus auf Talentförderung und Entertainment
- 🌍 European Cricket League (ECL) – kontinentale Clubmeisterschaft für Teams aus Europa, inkl. Beteiligung der Schweiz
In der Schweiz gewinnt Kriket durch regionale Ligen wie die Swiss Premier League, den Pickwick Cup und die Swiss T10 Championship langsam an Boden. Gespielt wird dort vor allem in Zürich, Genf, Lausanne, Bern und Winterthur.
Die wichtigsten Spielregeln im Überblick
Ein Kriketspiel beginnt mit einem Münzwurf: Das Gewinnerteam entscheidet, ob es zuerst schlägt oder bowlt. Jeweils zwei Batsmen befinden sich gleichzeitig auf dem Spielfeld. Ein Spieler der verteidigenden Mannschaft, der sogenannte Bowler, wirft den Ball über den Pitch in Richtung Wicket. Der Batsman versucht, den Ball mit einem flachen Holzschläger zu treffen und anschließend Punkte durch Laufen zu erzielen.
Es gibt drei Hauptarten, Runs zu erzielen:
- Durch das Laufen zwischen den Wickets nach einem geschlagenen Ball (1 bis mehrere Punkte)
- Durch einen Ball, der das Spielfeld berührt und ins Aus rollt (4 Punkte)
- Durch einen geschlagenen Ball, der ohne Bodenberührung ins Aus fliegt (6 Punkte)
Ein Spieler ist "Out", wenn der Ball direkt gefangen wird, das Wicket getroffen wird (Bowled), der Lauf zu spät erfolgt (Run Out) oder der Körper den Ball blockiert, der das Wicket getroffen hätte (LBW). Nach jedem Over – das sind sechs gültige Würfe – wechselt der Bowler. Die Mannschaft mit den meisten Runs gewinnt das Spiel.

ICC-Weltranglisten (Stand 2025)
Die internationalen Ranglisten des International Cricket Council (ICC) geben regelmäßig aktualisierte Auskunft darüber, welche Nationalmannschaften weltweit führend sind. Bewertet wird auf Basis der Ergebnisse der letzten offiziellen Länderspiele – unter Berücksichtigung von Gegnerstärke, Heimvorteil, Siegquote und Spielformat.
Der ICC unterscheidet zwischen drei zentralen Formaten, die jeweils eigene Strategien, Regeln und Zielgruppen mitbringen:
- Test Cricket – das längste und traditionsreichste Format (bis zu 5 Tage)
- ODI (One Day Internationals) – klassische Ein-Tages-Spiele mit 50 Overs pro Team
- T20I (Twenty20 Internationals) – schnelles, unterhaltsames Kurzformat mit 20 Overs
Diese drei Spielweisen haben direkten Einfluss auf die ICC-Weltranglisten – denn ein Team kann z. B. im Test-Format dominieren, aber im T20 weniger erfolgreich sein.
Test-Kricket (5-Tages-Format)
- Australien
- Indien
- England
- Südafrika
- Neuseeland
ODI (One Day Internationals)
- Indien
- Australien
- Pakistan
- Südafrika
- England
T20 (Twenty20 Internationals)
- Indien
- England
- Australien
- West Indies
- Afghanistan
Diese Ranglisten spiegeln nicht nur die aktuelle sportliche Form der Nationalteams wider, sondern zeigen auch die strukturelle Tiefe, den finanziellen Einfluss und die kulturelle Verankerung des Krikets weltweit. Länder wie Indien, Australien oder England investieren Millionen in Trainingszentren, Jugendförderung und Ligen wie die IPL oder The Hundred. Die Zuschauerzahlen reichen in manchen Ländern an die Einschaltquoten von Fußball heran, besonders bei Weltmeisterschaften oder nationalen Ligen. Kriket gilt in vielen dieser Nationen längst als gesellschaftliches Bindeglied – in Schulen, Medien und der Wirtschaft – und trägt zur nationalen Identität bei. Wer Kriket verstehen will, muss daher nicht nur Spielergebnisse lesen, sondern auch die dahinterstehende Infrastruktur, Vermarktung und Fanbindung analysieren.
Eine globale Sportart trifft auf Alpenrealität
Kriket ist in vielen Ländern der Welt ein Massenphänomen. In Indien, Pakistan, Australien oder England füllt der Sport ganze Stadien, erzielt Milliardenumsätze und gilt als identitätsstiftend. In der Schweiz hingegen ist Kriket bislang eine Sportnische, doch die Entwicklung der letzten Jahre zeigt: Das Interesse wächst. In Städten wie Zürich, Genf, Lausanne und Bern entstehen zunehmend Vereine, Ligen und sogar Jugendprogramme. Kriket in der Schweiz ist eng verbunden mit der Migrationsgeschichte – viele Aktive stammen aus Südasien, Großbritannien oder Südafrika.
Wie organisiert sich Kriket in der Schweiz
Die Dachorganisation für Kriket in der Schweiz ist die Cricket Switzerland Association (CSA), welche seit Jahren die Entwicklung des Sports fördert. Unter dem Dach der CSA gibt es über 30 Clubs, die sowohl Liga- als auch Freundschaftsspiele austragen. Die bekanntesten Teams sind:
- Zurich Crickets CC (Zürich)
- Winterthur CC
- Geneva XI Stars CC (Genf)
- Power CC (Bern)
- Olten CC (Solothurn)
Diese Clubs treten in der nationalen "Premier League" sowie in der "Pickwick Cup"-Serie an. Die Spiele finden meist auf speziell eingerichteten Feldern oder adaptierten Sportplätzen statt, etwa im Stadion Deutweg in Winterthur oder auf dem Sportplatz Uster.
Wer sind die bekannten Gesichter
Obwohl Kriket in der Schweiz keine medialen Stars hervorgebracht hat wie in Indien oder Australien, gibt es innerhalb der Community durchaus bekannte Namen. Faheem Nazir, Kapitän des Power Cricket Club Bern, gilt als einer der erfolgreichsten Batsmen der Liga. Ebenfalls hervorzuheben sind Aidan Andrews von Zurich Crickets CC, der früher auf hohem Niveau in England spielte, und Sikander Khan, ein erfahrener Bowler aus der Westschweiz. Viele Spieler kombinieren ihre sportliche Leidenschaft mit Berufen im IT- oder Gesundheitsbereich.
Auch erste Talente im Nachwuchsbereich machen auf sich aufmerksam. Durch Programme wie die "Swiss Junior Cricket Academy" erhalten Jugendliche in Lausanne und Genf Zugang zu strukturiertem Training.
Einige ambitionierte Schweizer Spieler wurden auch für Freundschaftsturniere und Gastspiele in europäischen Kriketligen eingeladen. Besonders Bilal Saleem (Winterthur CC) sammelte Spielpraxis bei Turnieren in den Niederlanden und Deutschland. Der Verband Cricket Switzerland arbeitet derzeit an einer engeren Zusammenarbeit mit der European Cricket League (ECL), um mittelfristig Schweizer Mannschaften international zu positionieren.
Die Herausforderungen
Kriket in der Schweiz steht vor mehreren strukturellen Hürden, die seine Entwicklung hemmen. An erster Stelle fehlt es an dedizierten Sportanlagen, insbesondere an professionellen Rasenpitches, wie sie internationaler Standard sind. Die meisten Spiele finden derzeit auf umfunktionierten Fußballplätzen oder temporären Flächen statt, was Trainingsqualität und Verletzungsrisiko direkt beeinflusst. Hinzu kommt ein Mangel an staatlicher und kommunaler Unterstützung: Kriket ist bislang in kaum einer Schweizer Sportstrategie verankert und erhält entsprechend wenig Fördermittel oder infrastrukturelle Priorität.
Ein weiteres Hindernis ist die geringe Sichtbarkeit in der breiten Öffentlichkeit. Weder SRF noch große regionale Medien berichten regelmäßig über nationale Kriketligen, obwohl sie bereits in Städten wie Zürich oder Genf etabliert sind. Dadurch fehlt dem Sport eine Plattform, um Nachwuchs anzuziehen oder Sponsoren zu gewinnen. Auch in Schulen und Sportprogrammen ist Kriket bislang praktisch unsichtbar, obwohl es als Teamsport mit klarer Regelstruktur und interkultureller Relevanz pädagogisches Potenzial hätte.
Nicht zuletzt kämpft Kriket mit stereotypen Wahrnehmungen: Er wird oft als Nischensport für Migrantengruppen gesehen, obwohl längst auch Einheimische, Expats und Sportlehrer Interesse zeigen. Was fehlt, ist ein strategischer Ansatz zur Integration von Kriket in den organisierten Breitensport der Schweiz – inklusive Ausbildung, Kommunikation und langfristiger Förderung.
Mehr als ein Randsport
Kriket ist in der Schweiz ein wachsender Sport mit großem Integrationspotenzial. Er verbindet Kulturen, schafft Gemeinschaften und fördert taktisches Denken. Was in Zürich, Genf oder Bern begonnen hat, könnte in den nächsten Jahren den Sprung in den öffentlichen Sportdiskurs schaffen. Gerade in Zeiten, in denen Vielfalt und neue Sportarten gefragt sind, hat Kriket das Potenzial, sich in der alpinen Sportlandschaft zu etablieren.
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