Ein ambitioniertes US-Start-up namens Reflect Orbital sorgt derzeit weltweit für Aufsehen – und Empörung. Das Unternehmen will ab 2026 Tausende Satelliten in die Erdumlaufbahn schicken, die Sonnenlicht auf Solaranlagen zurückspiegeln sollen, um auch in der Nacht Strom zu erzeugen. Laut Bloomberg hat die Firma bereits bei der US-Regulierungsbehörde FCC eine Lizenz beantragt, um mit einem ersten Satelliten zu starten. Kritiker sehen darin nicht Fortschritt, sondern eine potenzielle ökologische Katastrophe. Über das Projekt berichtet nume.ch, das sich dabei auf Bloomberg beruft.
„Völlig nutzlos und gefährlich“ – Empörung unter Astronomen
In den sozialen Netzwerken wächst der Protest. Die Astronomin Prof. Sam Lawler schrieb auf Mastodon: „Reflect Orbitals riesiger Spiegelsatellit ist eine verdammt dumme Idee – er wird unzählige Sicherheits- und Umweltprobleme verursachen und den Nachthimmel zerstören.“ Mehr als 1000 Forschende der American Astronomical Society warnten, dass die künstlichen Spiegel die astronomische Forschung massiv beeinträchtigen könnten. Besonders betroffen wären Teleskope, die auf dunkle Himmel angewiesen sind – wie das neue Vera C. Rubin Observatory in Chile.
Fragwürdiger Nutzen, gewaltige Risiken
Reflect Orbital hat bereits 20 Millionen US-Dollar von Investoren eingesammelt. Das Unternehmen verspricht eine „neue Infrastruktur im Weltraum“, die Solarstrom auch nach Sonnenuntergang ermöglichen soll. Doch die physikalische Realität steht dem Plan im Weg: Jeder Satellit könnte nur einen Bruchteil des Sonnenlichts reflektieren, das Solaranlagen tatsächlich benötigen. Laut The Conversation würden die Geräte in 625 Kilometern Höhe kreisen und ein Gebiet von nur fünf Kilometern Durchmesser beleuchten – mit etwa 200 Watt pro Quadratmeter, also rund 20 Prozent der Mittagssonne.
Um diesen Effekt zu erreichen, wären tausende Satelliten gleichzeitig nötig. Reflect Orbital spricht langfristig sogar von 250.000 Spiegeln im All – eine Zahl, die selbst optimistische Raumfahrtexperten fassungslos macht.
Ein heller Himmel, ein dunkles Szenario
Sollte das Projekt realisiert werden, könnten die Spiegel heller leuchten als der Vollmond, so Bloomberg. Für Bewohner betroffener Regionen würde der Nachthimmel regelmäßig von grellen Lichtblitzen durchzogen sein. Der Leiter des Vera C. Rubin Observatory sprach gegenüber Bloomberg von einer „potenziell verheerenden Entwicklung für die bodengestützte Astronomie“.
Die geplante künstliche Beleuchtung würde nicht nur wissenschaftliche Beobachtungen unmöglich machen, sondern auch Tiere, Ökosysteme und Schlafrhythmen von Menschen stören. Schon jetzt klagen Forscher über die wachsende Lichtverschmutzung durch Projekte wie Starlink – und die neue Satellitenflotte könnte das Problem um ein Vielfaches verschärfen.
Noch keine Entscheidung – aber wachsender Widerstand
Ob die US-Kommunikationsbehörde FCC den geplanten Testflug 2026 genehmigen wird, ist offen. Inzwischen formiert sich ein breites Bündnis aus Wissenschaftlern, Umweltschützern und Politikern, das eine internationale Regulierung solcher Weltraumprojekte fordert.
Die Debatte um Reflect Orbital zeigt, wie schmal der Grat zwischen technologischem Fortschritt und ökologischem Wahnsinn ist. Der Himmel über uns – einst Symbol für Unendlichkeit und Ruhe – droht zur Werbefläche und Energiequelle zu werden.
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