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Zürich, 14. Oktober 2025 – Der weltweite Goldpreis befindet sich auf einem historischen Höhepunkt. Laut aktuellen Daten von Bloomberg und dem World Gold Council (WGC) erreichte der Preis am Dienstag 4 131 US-Dollar pro Unze, ein Plus von 56 Prozent seit Jahresbeginn. In Schweizer Franken entspricht dies rund 106 600 CHF pro Kilogramm – so hoch wie nie zuvor. Trotz steigender Aktienmärkte und rekordhoher Unternehmensgewinne strömt Kapital in den Edelmetallsektor. Darüber berichtet die Redaktion von Nume.ch unter Berufung auf Bloomberg und WGC.

Zentrale Banken kaufen so viel Gold wie nie zuvor

Laut World Gold Council kauften die Zentralbanken weltweit im ersten Halbjahr 2025 rund 1 100 Tonnen Gold – der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Besonders aktiv sind China, Indien, Polen, die Türkei und auch Russland. Diese Staaten sichern ihre Währungsreserven ab, um sich von geopolitischen Risiken und der Volatilität des US-Dollars unabhängiger zu machen.

Die Nachfrage staatlicher Institutionen wurde in den letzten Monaten zusätzlich durch geopolitische Spannungen verstärkt: Der Krieg in der Ukraine dauert an, der Konflikt im Nahen Osten hat sich verschärft, und in den USA lähmt der anhaltende Government Shutdown die Wirtschaftspolitik.

Laut Reuters-Analysten von J.P. Morgan Asset Management „ist Gold 2025 wieder das globale Symbol für Vertrauen und Stabilität in einem zunehmend fragilen Finanzsystem“.

Warum Gold 2025 auf Rekordkurs bleibt – Fluchtwährung, Inflation und Notenbanken

Inflation, Realzinsen und Währungsverschiebungen als Preistreiber

Die durchschnittliche weltweite Inflation liegt nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IMF) 2025 bei 4,3 Prozent, in der Eurozone bei 3,9 Prozent und in der Schweiz bei moderaten 2,2 Prozent. Trotz dieser relativen Stabilität bleibt die Angst vor langfristiger Geldentwertung bestehen.

Die Realzinsen vieler Industriestaaten sind weiterhin negativ oder nahe null, was Gold als Wertspeicher attraktiv macht. Der US-Dollar hat gegenüber dem Schweizer Franken seit Januar um rund 9 Prozent abgewertet. Damit wird Gold für europäische und asiatische Investoren günstiger und verstärkt die Nachfrage zusätzlich.

JahrGoldpreis (USD/Unze)VeränderungCHF/kg
20201 890+25 %55 200
20211 800– 5 %52 900
20221 970+9 %60 800
20232 250+14 %69 400
20242 640+17 %83 900
20254 131+56 %106 637

Quelle: World Gold Council / Bloomberg Markets, Stand Oktober 2025

Privatanleger und Fonds verstärken die Rallye

Neben den Zentralbanken sorgen auch private Investoren und institutionelle Fonds für zusätzlichen Auftrieb. Laut Bloomberg Intelligence sind die globalen Zuflüsse in Gold-ETFs im dritten Quartal 2025 um 28 Prozent gestiegen – der höchste Wert seit 2020.

In der Schweiz meldet die ZKB Gold ETF ein verwaltetes Vermögen von 14,5 Milliarden CHF, ein Anstieg um 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Nachfrage nach physischen Barren bleibt ebenfalls hoch; Banken berichten über Lieferzeiten von bis zu zwei Wochen.

Hintergrund ist die anhaltende Skepsis gegenüber Aktien und Immobilienmärkten, deren Bewertungen nach Einschätzung vieler Ökonomen „zu weit von den Fundamentaldaten entfernt“ sind.

Globale Unsicherheiten als struktureller Faktor

Fachleute sehen in der Goldrallye weniger eine kurzfristige Marktreaktion als eine tiefgreifende Strukturverschiebung im globalen Finanzsystem. Der Rückzug der USA aus multilateralen Handelsabkommen, die Neuordnung geopolitischer Allianzen und die zunehmende Fragmentierung der Weltwirtschaft führen zu einer veränderten Wahrnehmung von Sicherheit.

Hinzu kommt der digitale Wandel: Während Kapitalmärkte immer stärker von Algorithmen, künstlicher Intelligenz und Hochfrequenzhandel geprägt werden, bleibt Gold eines der wenigen analogen Anlagegüter mit physischem Gegenwert. Es dient damit nicht nur als Inflationsschutz, sondern als strategische Rückversicherung gegen technologische und politische Instabilität.

„Gold wird zunehmend zur geopolitischen Reserve – vergleichbar mit Energie oder Daten“, betont Amrita Sen, Chefanalystin von Energy Aspects, gegenüber Bloomberg. Auch Reuters-Analysten verweisen darauf, dass Zentralbanken und Staatsfonds Gold wieder als Reservewährung im Schatten des Dollars betrachten. Sollte die geopolitische Unsicherheit anhalten, erwarten sie eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bis über 4 500 USD pro Unze im Jahr 2026.

Folgen für Schweizer Anleger

Schweizer Privatanleger betrachten Gold traditionell als Versicherung gegen Unsicherheit. Rund 23 Prozent des privaten Anlagevermögens in der Schweiz enthalten heute Goldkomponenten – sei es physisch, über Fonds oder Zertifikate.

Die Zentralbanken der Schweiz halten laut der Schweizerischen Nationalbank (SNB) derzeit rund 1 040 Tonnen Goldreserven, was 6,2 Prozent der gesamten Devisenreserven entspricht. Analysten raten dazu, bei einem Anteil von 5 bis 10 Prozent des Gesamtportfolios zu bleiben, um von Preisschwankungen zu profitieren, ohne übermäßiges Risiko einzugehen. Bei anhaltender geopolitischer Spannung und niedrigen Realzinsen könnte Gold auch 2026 zu den stabilsten Anlageklassen Europas zählen.

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Quellen: World Gold Council, Bloomberg Markets, Reuters, IMF World Economic Outlook 2025, SNB Statistik, Renewz.ch Redaktion.

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