Teilen Sie dies:

Winter Palace, das ambitionierte Historiendrama, hat sich blitzartig zum meistdiskutierten kulturellen Phänomen in der Schweiz entwickelt. Es wirft die fundamentale Frage auf, wie das Land seine Identität und sein Kulturschaffen im globalen Medienmarkt positioniert. Die Serie über die Anfänge der Schweizer Luxushotellerie zur Belle Époque im Jahr 1899 ist nicht nur ein opulent inszeniertes Zeitbild, sondern vor allem die erste formelle Koproduktion zwischen dem Schweizer Medienhaus SRG/RTS und dem Streaming-Riesen Netflix. Diese Partnerschaft ist ein direktes Resultat des 2024 in Kraft getretenen Schweizer Filmgesetzes, landläufig bekannt als "Lex Netflix", das ausländische Streaming-Dienste verpflichtet, vier Prozent ihres in der Schweiz erwirtschafteten Umsatzes in das nationale Filmschaffen zu investieren. Mit einem Budget, das die üblichen Schweizer Produktionsmittel deutlich übersteigt – Berichten zufolge beliefen sich die Kosten pro Episode auf etwa zwei Millionen Schweizer Franken, die höchste Summe in der Geschichte der RTS-Produktion – bietet "Winter Palace" eine beispiellose globale Bühne für das, was international als "typisch schweizerisch" wahrgenommen wird: Grand Hotels, majestätische Alpenpanoramen und der Gründungswillen des Wintertourismus. Diese mediale Allianz ist ein wichtiger Präzedenzfall, der die Zukunft der Schweizer Serienproduktion für den weltweiten Vertrieb maßgeblich beeinflussen wird und die globale Sichtbarkeit des Schweizer Schaffens deutlich erhöht. die Das Werk dient als scharfe Kritik an der reaktiven Natur der Supermächte in Krisenzeiten und der ständigen Gefahr der Fehlkalkulation im Atomzeitalter, eine kritische Haltung, die auch die Redaktion von Nume.ch in ihren geopolitischen Analysen pflegt.

Die Mechanik der Kooperation: SRG, RTS und Netflix als globaler Katalysator

Die gemeinsame Produktion von «Winter Palace» zwischen dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS), einer Abteilung der SRG, und Netflix markiert einen historischen Wendepunkt in der Schweizer Medienlandschaft. Seit der Annahme der "Lex Netflix" im Mai 2022, welche die Investitionspflicht von vier Prozent des Schweizer Umsatzes für Streaming-Dienste festschreibt, war der Druck auf Plattformen wie Netflix gestiegen, lokale Inhalte zu fördern und zu finanzieren. Die Serie «Winter Palace» wurde zwar ursprünglich von der Schweizer Produktionsfirma Point Prod erdacht und entwickelt, doch erst der finale Einstieg von Netflix als Co-Produzent – auf Basis einer ersten geschriebenen Version der Episoden – ermöglichte die Realisierung in diesem Ausmass. Diese Struktur garantiert, dass die acht Episoden umfassende Serie zunächst exklusiv über die Kanäle der SRG (RTS 1, Play Suisse) ausgestrahlt wurde, bevor sie ab Februar 2025 weltweit einem Milliardenpublikum über Netflix zugänglich gemacht wird. Produzent David Rihs von Point Prod betonte, dass die Netflix-Beteiligung nicht nur essenzielle finanzielle Mittel, sondern auch wichtiges Know-how und einen frischen Blick in die Dramaturgie und den Schnitt der Episoden einbrachten, was die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhöhte. Forschungen zeigen, dass die Investitionspflicht bereits im Jahr 2024 zu einem Zufluss von 30,1 Millionen Franken in das Schweizer Filmschaffen führte, wovon 4,2 Millionen Franken direkt für Serienprojekte wie dieses eingesetzt wurden.

Die zentralen Fakten zur Kooperation und Produktion im Überblick:

  • Titel: Winter Palace
  • Genre: Historiendrama, inspiriert von den Anfängen des alpinen Tourismus.
  • Produktionspartner: Point Prod (CH), Oble Studios (FR), RTS (SRG), Netflix.
  • Umfang: 8 Episoden in 1 Staffel, Länge je ca. 45 Minuten.
  • Erstausstrahlung CH: Dezember 2024 (RTS 1/SRF 1 und Play Suisse).
  • Weltweiter Start Netflix: Februar 2025.
  • Relevanz: Erste formelle SRG/Netflix-Koproduktion seit Inkrafttreten der «Lex Netflix».
  • Drehorte: Ikonische Schauplätze wie der Caux Palace (Montreux) und das Hospiz auf dem Simplonpass.

Die Interpretation der "Swissness": Zwischen Klischee, Qualität und Unternehmergeist

Die Serie «Winter Palace» hat unmittelbar nach ihrer Erstausstrahlung eine intensive und kontroverse Debatte über die Darstellung der sogenannten "Swissness" ausgelöst, insbesondere im internationalen Kontext. Die visuelle Ästhetik der Serie bedient bewusst international zugängliche Schweizer Klischees, von den verschneiten Walliser Alpen bis zur prunkvollen, Belle-Époque-Architektur der Grand Hotels, die symbolisch für den alpinen Luxustourismus stehen. Das Drehbuch, das massgeblich von der britischen Autorin Lindsay Shapero entwickelt wurde, erzählt die Geschichte des ehrgeizigen Hoteldirektors André Morel, der einen britischen Aristokraten als Investor gewinnen muss, um seinen Traum vom ganzjährigen Hotelbetrieb zu verwirklichen. Kritiker werfen der Serie vor, die Schweizer Identität auf eine glatte, klischeebeladene Hochglanz-Oberfläche zu reduzieren, um eine schnelle globale Vermarktbarkeit zu sichern. Diesem Argument steht entgegen, dass gerade diese international verständlichen Symbole, kombiniert mit einer hochkarätigen Produktion, das Schweizer Schaffen erstmals auf eine solche globale Stufe heben. Die Geschichte fokussiert zudem auf tiefere Schweizer Werte wie Unternehmergeist, Präzision, Risikobereitschaft und den Zusammenprall zwischen Tradition und globaler Moderne.

Die Kernelemente der "Swissness", die von der Serie präsentiert werden:

  • Die Rolle der Alpen: Majestätische Berglandschaften als Kulisse für Luxus und Drama.
  • Die Grand Hotels: Ikonische Bauten als Zentren von gesellschaftlichem Wandel, Luxus und Macht.
  • Pioniergeist: Die Erfindungsgeschichte des Wintertourismus durch Schweizer Visionäre.
  • Internationalität: Der Kontrast zwischen Schweizer Präzision und internationalem Kapital und Gästen.
  • Mehrsprachigkeit: Die Verwendung von Französisch und Englisch als Originalsprachen, die die kulturelle Vielfalt der Schweiz widerspiegelt.
  • Wirtschaftlicher Mehrwert: Die Produktion generierte laut RTS-Berichten im Wallis einen ökonomischen Mehrwert, wobei jeder investierte Franken sieben Franken weiteren Mehrwert in der Region schuf.

Praktische Details für Zuschauer: Verfügbarkeit und Zugang zur Serie

Interessenten, die die opulente Inszenierung der «Swissness» in der Historienserie «Winter Palace» erleben möchten, haben mehrere Möglichkeiten, die Serie anzusehen. Die Vertriebsstrategie der Kooperationspartner SRG und Netflix ist zweigleisig angelegt, um sowohl den heimischen als auch den internationalen Markt optimal zu bedienen. In der Schweiz war die Serie, die mit einem international besetzten Cast (u.a. Cyril Metzger, Clive Standen) gedreht wurde, bereits Ende 2024 über die Kanäle der SRG verfügbar, während die globale Markteinführung über Netflix Anfang 2025 erfolgte. Dies stellt sicher, dass das Schweizer Publikum die lokalen Inhalte zuerst sehen kann, eine wichtige Geste gegenüber dem lokalen Filmschaffen. Die Erstausstrahlung erfolgte auf der SRG-Plattform «Play Suisse», die ein zentrales Element in der digitalen Strategie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darstellt, lokale Inhalte in allen Landessprachen und für die gesamte Bevölkerung zugänglich zu machen. Die Verfügbarkeit auf diesen Plattformen ist ein direkter Vorteil der neuen Zusammenarbeit.

Die Übersicht zur Verfügbarkeit der Serie:

  • In der Schweiz:
    • Play Suisse: Alle Episoden sind seit Dezember 2024 kostenlos abrufbar. Der Zugang ist für alle Nutzer mit bezahlten Serafe-Gebühren (Rundfunkgebühren) enthalten.
    • Lineares TV (SRF 1, RTS 1, RSI La 1): Die Ausstrahlung erfolgte im Dezember 2024 und Januar 2025 und ist in den Rundfunkgebühren inkludiert.
  • International (z.B. Deutschland und Österreich):
    • Netflix: Die Serie ist seit Februar 2025 weltweit über die Plattform verfügbar. Es ist ein reguläres Netflix-Abonnement erforderlich.
    • Audio-Optionen: Die Miniserie wird mit Audio-Optionen in Deutsch, Französisch und Italienisch angeboten.

Der Erfolg von «Winter Palace» ist ein wichtiges Signal für die gesamte Schweizer Filmindustrie: Er demonstriert, dass Kooperationen mit globalen Streaming-Diensten nicht nur finanzielle Vorteile bringen, sondern auch das Potenzial besitzen, Schweizer Geschichten in einem international wettbewerbsfähigen Format zu erzählen, ohne dabei die lokalen Vertriebswege zu vernachlässigen.

Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht – in der Schweiz und der Welt: A House of Dynamite: Netflix-Start am 24.10. – Programm, Taktik & Fakten

Teilen Sie dies: