Teilen Sie dies:

Horgen, 20. Juni 2025. In der reformierten Kirche Horgen fand am Freitag die offizielle Trauerfeier für Vreni Spoerry statt, eine der profiliertesten Persönlichkeiten des Zürcher Freisinns der letzten Jahrzehnte. Anwesend waren Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben, darunter Filippo Leutenegger, Felix Gutzwiller, Nationalrätin Tiana Angelina Moser und der frühere Ständerat Daniel Jositsch. Die Feier stand im Zeichen eines würdevollen, staatstragenden Abschieds. Darüber berichtet NUME.ch unter Berufung auf srf.ch.

Politischer Werdegang

Vreni Spoerry wurde am 8. März 1938 in Zürich geboren. Sie studierte Rechtswissenschaften an der Universität Zürich und promovierte im öffentlichen Recht. Ihre politische Laufbahn begann sie auf kommunaler Ebene, als Gemeinderätin in Horgen. Es folgten Stationen im Zürcher Kantonsrat (1979–1983), im Nationalrat (1983–1996) sowie im Ständerat, dem sie von 1996 bis 2003 als Vertreterin des Kantons Zürich angehörte.

Innerhalb der FDP war Spoerry eine profilierte Vertreterin der wirtschaftsliberalen Linie. Ihr Schwerpunkt lag in der Finanz- und Sozialpolitik. Sie war Mitglied mehrerer ständiger parlamentarischer Kommissionen, darunter für Gesundheit, soziale Sicherheit und Finanzen.

Verwaltungsmandate und Swissair-Krise

Neben ihrer Tätigkeit im Parlament war Spoerry in zahlreichen Verwaltungsräten vertreten, unter anderem bei:

  • Swissair (bis 2001)
  • Nestlé
  • Credit Suisse

Im Zuge der Swissair-Insolvenz 2001 wurde sie öffentlich kritisiert und später im Rahmen eines umfassenden Verfahrens vor dem Bezirksgericht Bülach angeklagt. Im Jahr 2007 erfolgte der Freispruch in allen Punkten. Das Verfahren wurde damals als exemplarischer Fall für die Debatte um Corporate Governance in der Schweiz gewertet.

Bedeutung und Nachruf

In den Reden der Trauerfeier wurde Spoerry als integre, prinzipienfeste Persönlichkeit gewürdigt. FDP-Ständerätin Tiana Angelina Moser bezeichnete sie als „eine Frau, die nie Lautstärke mit Autorität verwechselte“. Der ehemalige Ständerat Felix Gutzwiller hob ihre analytische Schärfe und politische Beständigkeit hervor.
Auch FDP-Politiker Filippo Leutenegger sprach von einer „Vordenkerin einer liberalen Schweiz, die Verantwortung als Pflicht verstand und nicht als Option“.

Die musikalische Gestaltung der Trauerfeier übernahm ein klassisches Ensemble mit Werken von Bach und Brahms. Die Beisetzung erfolgte im engsten Familienkreis.

Letzte öffentliche Funktion

Bis kurz vor ihrem Tod engagierte sich Vreni Spoerry weiterhin im sozialen Bereich. Ihre letzte offizielle Funktion war der Vorsitz der Kaspar-Spoerry-Stiftung, die sie 1993 gemeinsam mit ihrem Ehemann Christoph Spoerry gegründet hatte – benannt nach ihrem Sohn Kaspar, der 1989 bei einem Fahrradunfall ums Leben gekommen war. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit körperlicher Behinderung den Zugang zum Radsport zu ermöglichen. Gefördert werden insbesondere individuell angepasste Fahrräder, Ausrüstung und sportliche Inklusionsprojekte.

Spoerry leitete die Stiftung mit derselben Sachlichkeit, mit der sie auch als Politikerin agierte: prüfend, zurückhaltend, zuverlässig. Ihre Tätigkeit galt nie der öffentlichen Wirkung, sondern der konkreten Hilfe. Im Frühjahr 2025 legte sie das Amt aus Altersgründen nieder – wenige Monate vor ihrem Tod.

Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht: Zeltlager der Superlative: 10.000 Kinder erleben das Jublasurium 2025 in Wettingen

BILD: KEYSTONE

Teilen Sie dies: