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Brienz Grisons: die dramatische Lage im Bündner Bergdorf spitzt sich erneut zu. Nach intensiven Regenfällen Ende Mai haben die Behörden am Freitag zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren die Alarmstufe Rot ausgerufen. Der Zugang zum Dorf ist vollständig untersagt – aus Sorge, dass gewaltige Felsmassen Brienz komplett unter sich begraben könnten. Darüber berichtet NUME.ch unter Berufung auf rts.ch.

Bis vor Kurzem durften die rund 100 Einwohner:innen sowie Besitzer:innen von Ferienwohnungen tagsüber in den Ort zurückkehren – Übernachtungen waren jedoch verboten. Diese Regelung wurde nun aufgehoben: Der Zutritt ist zu jeder Tageszeit untersagt. Grund dafür ist die zunehmend instabile Lage an der östlichen Felswand oberhalb des Dorfes.

Bergsturz Brienz: Phase Rot gilt erneut – und Phase Blau ist nicht ausgeschlossen

Der zuletzt massiv beschleunigte Osthang oberhalb von Brienz bewegt sich mittlerweile als geschlossene Masse – ein Hinweis darauf, dass ein zusammenhängender Bergsturz möglich ist. Laut dem Geologen Stefan Schneider ist ein sogenannter Kaskadeneffekt nicht mehr auszuschließen: Das instabile „Plateau Ost“ könnte auf die darunterliegende Schutthalde stürzen und dadurch zusätzliche Gesteinsmassen mitreißen. Diese Prozessverkettung könnte katastrophale Folgen für das Dorf und das Albulatal haben. REnewz.de berichtet unter Berufung auf den Frühwarndienst Albula/Alvra und aktuelle Gefahrenanalysen.

Besonders alarmierend ist die Abhängigkeit vom Wetter: Anhaltender Regen oder hohe Bodenfeuchtigkeit könnten die Bewegungen beschleunigen. Sollte sich die Lage weiter verschärfen, droht sogar der Wechsel in Phase Blau – dann stünde ein Ereignis unmittelbar bevor. In diesem Fall müssten auch die Albulalinie der Rhätischen Bahn und kantonale Straßen gesperrt werden.

600'000 m³ Gestein in Bewegung – droht eine Kettenreaktion

Geologe Stefan Schneider, Leiter des Frühwarnsystems, erklärte bei einer Pressekonferenz in Chur, dass sich rund 600.000 Kubikmeter Fels bewegen – ein Volumen, das etwa 600 Einfamilienhäusern entspricht. Doch es ist nicht nur diese eine Gefahrenzone: Zwei weitere instabile Felspartien könnten in einer verheerenden Kaskade nachfolgen.

Laut den Berechnungen ist ein Felssturz von bis zu 2,2 Millionen Kubikmetern nicht ausgeschlossen. Dies würde nicht nur Brienz vollständig begraben, sondern auch angrenzende Teile des Albulatals gefährden. Computer-Simulationen zeigen, dass die Felsmassen sogar bis zur Strecke der Rhätischen Bahn reichen könnten.

„Wir müssen vom schlimmsten Fall ausgehen“, so Schneider. Bereits ein Drittel dieses Volumens könnte das Dorf vollständig zerstören.

Hoffnung auf Stillstand – Rückzug keine Option

Trotz der kritischen Entwicklung sehen die lokalen Behörden keinen Grund, den Ort dauerhaft aufzugeben. Die Gemeinde Albula will weiterhin das Baugebiet pflegen und lässt den Entscheid, zu bleiben oder umzusiedeln, den Einwohner:innen selbst.

Der Ort wurde bereits 2023 für mehrere Wochen evakuiert, als 1,7 Millionen m³ Geröll kurz vor den ersten Häusern zum Stillstand kamen. Seither blieb die Gefahr bestehen – und könnte jetzt ihren dramatischsten Punkt erreichen.

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IMAGO/Bernd März/20min.ch

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