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Ein Vorfall am Donnerstagmorgen in Bern, bei dem ein Busfahrer des Transportunternehmens Bernmobil eine Radfahrerin aggressiv anhupte, weil sie seiner Meinung nach zu langsam fuhr, hat eine Debatte über die Sicherheit und das Konfliktpotenzial geteilter Fahrspuren entfacht. Der Chauffeur hupte die Velofahrerin kurz vor der Haltestelle am Bahnhof Bern an, nachdem sie nach der Steigung am Bollwerk nicht zügig genug in die Pedale trat. Augenzeugen zeigten sich verwundert, da die Radfahrerin eine Spur benutzte, die explizit für Busse, Taxis und Velos ausgewiesen ist, berichtet Nume.ch mit Verweis auf Nau.ch.

Für eine Augenzeugin und Buspassagierin stand fest: Es gab keinen nachvollziehbaren Grund für das Hupen. Der Bus hatte keine Verspätung und befand sich unmittelbar vor der nächsten Haltestelle. Der Vorfall ereignete sich auf der Bernmobil-Linie 20, welche die Strecke zwischen Wankdorf Bahnhof und Länggasse bedient und auf der die Busse im Fünf-Minuten-Takt verkehren.

Tanja Flühmann, eine Sprecherin des ÖV-Betreibers Bernmobil, erklärte auf Anfrage, dass grundsätzlich die Vorschrift gelte: „Unser Fahrpersonal soll sich im Strassenverkehr korrekt und rücksichtsvoll verhalten.“ Das Hupen sei ausschließlich als Warnsignal vorgesehen und dürfe nur dann eingesetzt werden, wenn es der Sicherheit dient. Als Beispiele nannte sie die Vermeidung einer gefährlichen Situation oder die Verhinderung einer starken Bremsung, welche zu Sturzunfällen innerhalb des Fahrzeugs führen könnte. Eine abschließende Stellungnahme zu dem konkreten Vorfall lehnte das Unternehmen jedoch ab, da man „nicht die ganze Geschichte kennen“ würde.

Michael Sutter, der Präsident von „Pro Velo Bern“, schilderte eine andere Perspektive und betonte gegenüber Nau.ch: „Ähnliche Situationen können leider mit einer gewissen Regelmäßigkeit beobachtet werden.“ Er bezeichnete das Hupen in einer solchen Situation als „natürlich ein No-Go“, insbesondere wenn man das enorme Ungleichgewicht in Masse und Kraft zwischen einem Bus und einem Velo berücksichtige. Solche Situationen würden oft durch zu dichtes Auffahren und Drängeln durch Busse gefährlich. Sutter sieht das Problem vor allem in den geteilten Umweltspuren: „Solche Mischflächen bergen grundsätzlich ein gewisses Konfliktpotenzial.“

Der Masterplan Veloverkehr der Stadt Bern empfiehlt, solche geteilten Spuren zu vermeiden, insbesondere wenn die ÖV-Frequenz hoch ist und die Strecke Steigungen aufweist. Sutter kritisierte, dass beides beim Bollwerk der Fall sei, weshalb die dortige Verkehrsführung nicht als geeignet gelte. Die Berner Verkehrsplanung hingegen verteidigt das Konzept der Umweltspur, da es sich grundsätzlich bewähre, wo der Platz für separate Velospuren fehle. Sie argumentiert, dass Busse seltener im Stau stehen und Radfahrer gleichzeitig mehr Sicherheit genießen, da sie seltener von Autos überholt werden. Wichtig sei hierbei die gegenseitige Rücksichtnahme, weshalb man Kurse wie „Bus und Velo – zäme ungerwägs“ für die Chauffeure anbiete, um das Verständnis für Radfahrende zu fördern.

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