Das malerische Dorf Bibury in den britischen Cotswolds, das von Forbes im Jahr 2025 zur Nummer eins der 50 schönsten Dörfer der Welt gekürt wurde, kämpft mit den Schattenseiten seines Ruhms. Was für Besucher wie ein idyllisches Märchen aus dem 14. Jahrhundert wirkt – goldene Steinhäuser der Arlington Row, sanfte Wiesen am River Coln und schnatternde Enten –, ist für die rund 600 Einwohner zur Belastung geworden. Die Anerkennung als globaler Hotspot hat zu einem massiven Besucheransturm geführt, der die Infrastruktur des kleinen Ortes überfordert und die Lebensqualität der Anwohner empfindlich stört. An manchen Sommerwochenenden strömen Berichten zufolge bis zu 20.000 Menschen in das Dorf, was einem Vielfachen der eigentlichen Bevölkerung entspricht. Diese enorme Besucherzahl, die unter anderem durch die Konkurrenz zu bekannten Orten wie Oia in Santorin und Shirakawa-go in Japan zustande kam, hat im Dorf zu erheblichen Problemen geführt. Darüber berichtet nume.ch.
Die Kehrseite des Ruhms: Tourismusdruck in Bibury
Die Ernennung von Bibury zum "schönsten Dorf der Welt" ist für die Grafschaft Gloucestershire in den Cotswolds zwar eine große Ehre, wie Craig Chapman, der Vorsitzende des Gemeinderats von Bibury, gegenüber BBC Radio Gloucestershire bestätigte, doch er beschreibt die Situation auch als "zweischneidiges Schwert". Die Menge der Touristen sei "problematisch" und gehe "zu Lasten der Einheimischen". Die historische Bausubstanz und die schmalen Gassen, die für eine Bevölkerung von etwa 600 bis 700 Personen ausgelegt sind, halten dem Ansturm von Tausenden Besuchern nicht stand. Forscher und Berichte aus dem Jahr 2025, wie jene aus dem "Gloucestershire Live" und dem "Independent", beleuchten die Hauptprobleme, die aus dem Massentourismus entstehen.

Die Infrastruktur von Bibury, das an einer schmalen B-Straße liegt und nur über eine einzige Brücke über den River Coln verfügt, ist für den Verkehr von Reisebussen und Minibussen völlig ungeeignet. Dies führt regelmäßig zu massiven Verkehrsstaus, Lärmbelästigung und einer beispiellosen Belastung der begrenzten Parkmöglichkeiten. Das Dorf hat daher auf Initiative des Gemeinderats Maßnahmen zur Verkehrsregulierung ergriffen, um das Chaos zu mindern und das friedliche Zusammenleben von Anwohnern und Besuchern wiederherzustellen.
- Verkehrschaos durch Reisebusse auf der schmalen B-Straße
- Parkverbote im Dorfzentrum wurden eingeführt
- Neue Halte- und Abholpunkte für Touristen außerhalb des Kerns
- Appell an Besucher, auf kleinere Fahrzeuge umzusteigen
- Konflikte und aggressive Auseinandersetzungen um Parkplätze
- Überlastung der Swan Bridge, die nur für ein Fahrzeug breit genug ist
- Beschwerden der Anwohner über antisoziales Verhalten und Littering
Konkrete Maßnahmen zur Bewältigung der Touristenflut
Um die kritische Situation zu entschärfen, hat der Gemeinderat von Bibury, unterstützt von den lokalen Behörden, konkrete Maßnahmen ergriffen, die den Zustrom großer Touristengruppen besser lenken sollen. Die im Mai 2025 versuchsweise eingeführten neuen Verkehrsmaßnahmen zeigten laut Berichten zwar mäßige Erfolge, aber die Bemühungen wurden intensiviert. Der Fokus liegt klar darauf, die Balance zwischen der touristischen Attraktivität und der Lebensqualität der Einwohner zu wahren.
Ein Hauptproblem stellen die großen Reisebusse dar, von denen in der Hochsaison Berichten zufolge bis zu 50 pro Tag in Bibury eintrafen. Diese Busse verstopfen die engen Straßen und machen das Passieren, besonders im Bereich der historischen Schwanenbrücke (Swan Bridge), fast unmöglich. Die Beschränkung von Parkmöglichkeiten im Zentrum und die Einrichtung von ausgewiesenen Haltebereichen sollen den Durchgangsverkehr entlasten. Lokale Amtsträger sprechen sich sogar für ein generelles Verbot großer Reisebusse aus, um die Belastung für die Anwohner dauerhaft zu senken.
| Problemfeld | Auswirkungen auf Anwohner (Fakten, 2025) | Lösungsansatz/Maßnahmen |
| Verkehr | Regelmäßige Staus, blockierte Straßen, Lärmbelästigung | Parkbeschränkungen, neue Haltezonen, Überlegung eines Busverbots |
| Anwohnerkonflikte | Auseinandersetzungen um Parkplätze, Vandalismus, Unmut | Fokus auf besseres Verhalten der Besucher, verstärkte Kontrollen |
| Infrastruktur | Überlastung der B-Straße und der Brücke, Abnutzung | Förderung kleinerer Fahrzeuge, nachhaltige Anreiseoptionen |
| Besucherzahlen | Bis zu 20.000 Touristen an Wochenenden bei 600 Einwohnern | Steuerung des Besucherstroms, Bewerbung alternativer Dörfer |
| Finanzielle Kosten | Erhöhter Aufwand für Reinigung, Verkehrsmanagement | Einnahmen aus Parkgebühren zur Finanzierung des Aufwands |
Die Cotswolds als Reiseziel: Alternativen für anspruchsvolle Reisende
Gerade für Reisende, die aus der Schweiz kommend das Vereinigte Königreich besuchen und die typische Idylle der Cotswolds suchen, ohne sich dem Massentourismus aussetzen zu wollen, bieten sich zahlreiche reizvolle Alternativen abseits der überlaufenen Hotspots wie Bibury und Bourton-on-the-Water. Die Cotswolds, ein Gebiet von außergewöhnlicher natürlicher Schönheit ("Area of Outstanding Natural Beauty"), sind bekannt für ihre honigfarbenen Steindörfer und sanften Hügel. Für Besucher aus der Schweiz, die Wert auf Ruhe und ein authentisches englisches Landleben legen, ist eine gezielte Auswahl des Reiseziels entscheidend.

Die Anreise aus der Schweiz erfolgt üblicherweise per Flugzeug nach London Heathrow (LHR) oder Bristol (BRS), gefolgt von einer Weiterfahrt mit dem Mietwagen. Ein Mietwagen ist in dieser ländlichen Region unumgänglich, da der öffentliche Nahverkehr abseits der größeren Städte sehr begrenzt ist. Das Fahren auf der linken Seite ist für Schweizer Reisende die größte Umstellung. Um die engen Gassen der Dörfer zu umgehen, empfiehlt es sich, die Unterkunft in einem der größeren Marktstädte zu buchen und von dort aus Ausflüge in die kleineren, weniger bekannten Ortschaften zu unternehmen.
Geheimtipps für Cotswolds-Besucher aus der Schweiz
Wer die typische Architektur und die friedliche Atmosphäre der Cotswolds erleben möchte, findet in der Region viele Dörfer, die denselben Charme wie Bibury versprühen, aber deutlich weniger frequentiert sind. Diese Orte bieten oft eine entspanntere Erfahrung, die mehr der Beschreibung von William Morris als dem "schönsten Dorf Englands" gerecht wird, ohne die Nachteile des Übertourismus. Eine gründliche Planung und die Wahl des richtigen Reisezeitraums – wie etwa die Nebensaison im Frühjahr oder Herbst – tragen ebenfalls maßgeblich zu einem positiven Reiseerlebnis bei.
Einige der nachfolgend genannten Dörfer haben sich ihren ursprünglichen Charakter bewahrt und bieten eine Kombination aus historischer Architektur, lokaler Gastronomie und ruhiger Natur. Im Gegensatz zu Bibury, wo die Menschen nur für ein schnelles Foto kommen, laden diese Orte zum Verweilen und Genießen der ländlichen Atmosphäre ein.
| Dorf/Stadt | Besondere Merkmale | Geografische Lage |
| Lower Slaughter | Als "romantischste Straße Großbritanniens" bekannt, ruhiger Flusslauf (River Eye) | Nord-Cotswolds, in der Nähe von Stow-on-the-Wold |
| Painswick | Bekannt als "Königin der Cotswolds", gut erhaltene historische Wollstadt | Süd-Cotswolds, nahe Stroud |
| Castle Combe | Oft Drehort für Filme, sehr malerisch, Autofahren im Zentrum verboten | Süd-Cotswolds, westlich von Chippenham |
| Blockley | Historische Mühlen, wunderschöne Gärten (Mill Dene Garden), ruhiger Ort | Nord-Cotswolds, über dem Knee Brook Tal |
| Kingham | Friedliches und abgeschiedenes Dorf, ländliche Idylle, gilt als besonders schön | Oxfordshire Cotswolds |
Planung und Tipps für die perfekte Cotswolds-Reise
Eine gelungene Reise in die Cotswolds hängt von einer vorausschauenden Planung ab, insbesondere in Bezug auf Transport und Unterkunft. Da die Region in Großbritannien als teuer gilt, ist es ratsam, frühzeitig zu buchen. Abseits der Dörfer warten historische Marktstädte wie Cirencester oder Tetbury mit einem breiteren Angebot an Unterkünften und lokalen Geschäften, die weniger vom reinen Tagestourismus geprägt sind. Die Wahl eines kleinen, traditionellen "Cottage" als Ferienhaus kann ebenfalls das authentische ländliche Erlebnis verstärken.
Reisende sollten beachten, dass viele der ländlichen Straßen sehr eng sind. Wer sich für einen Besuch in einem der Haupt-Hotspots entscheidet, sollte dies entweder sehr früh am Morgen oder spät am Nachmittag tun, um die Stoßzeiten zu vermeiden. Berichten zufolge leidet auch das "Venedig der Cotswolds", Bourton-on-the-Water, unter den massiven Besucherzahlen, was die Notwendigkeit unterstreicht, auch weniger beworbene Orte in die Reiseroute aufzunehmen. Ein Fokus auf "Slow Travel" und das gezielte Erleben der Natur und der lokalen Küche wird die Reise für Schweizer Besucher, die an die Alpenlandschaften gewöhnt sind, besonders bereichernd machen.
Die Entscheidung der Anwohner von Bibury, sich gegen die negativen Folgen des Ruhms zu wehren und auf Verkehrsregulierung zu bestehen, sendet ein wichtiges Signal. Sie unterstreicht, dass das touristische Erlebnis nicht auf Kosten der lokalen Bevölkerung gehen darf. Die malerische Schönheit der Cotswolds ist unbestreitbar, doch ihre wahre Magie entfaltet sich am besten in den stillen, unentdeckten Ecken.
Die Geschichte von Bibury zeigt exemplarisch, wie die übermäßige Popularität durch Rankings und soziale Medien zur Zerstörung der Idylle führen kann, die Besucher eigentlich suchen. Für Reisende, die das authentische Flair der Cotswolds erleben möchten, liegt der Schlüssel in der Vermeidung der bekannten Brennpunkte und der Entdeckung der ruhigeren, ebenso schönen Alternativen. Nur so kann die Harmonie zwischen Besuchern und Anwohnern, die der Gemeinderatsvorsitzende Craig Chapman sich wünscht, erreicht werden.
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