Paris, 27. Oktober 2025. – Die französische First Lady Brigitte Macron steht im Mittelpunkt eines aufsehenerregenden Prozesses in Paris. Zehn Angeklagte, darunter der französische Publizist Aurélien Poirson-Atlan, müssen sich vor dem Strafgericht verantworten. Sie sollen jahrelang eine digitale Hasskampagne gegen die Präsidentengattin betrieben haben. Darüber berichtet nume.ch, unter Berufung auf das französische Magazin Le HuffPost France.
Im Zentrum der Ermittlungen steht der berüchtigte Online-Account „Zoé Sagan“, der seit 2018 in sozialen Netzwerken aktiv war. Unter diesem Namen verbreitete Poirson-Atlan über Jahre hinweg Verschwörungstheorien, Falschmeldungen und diffamierende Inhalte über Politiker und Prominente. Eine der aggressivsten Kampagnen richtete sich gegen Brigitte Macron – basierend auf der absurden Behauptung, sie habe vor ihrer Ehe mit Emmanuel Macron eine Geschlechtsangleichung vorgenommen. Diese unbegründete Theorie kursiert seit 2017 und wurde seither in verschwörungsideologischen Kreisen weiterverbreitet.
„Ich wollte zeigen, wie toxisch das digitale Leben geworden ist. Aber Zoé Sagan hat mein Leben zerstört“, sagte Poirson-Atlan 2022 in einem Interview mit Paris Match.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 41-jährigen Werbefachmann gezielte Desinformation, Online-Belästigung und Verleumdung vor. Neben ihm stehen weitere acht Männer und zwei Frauen vor Gericht, die über soziale Netzwerke an der Verbreitung der Gerüchte beteiligt gewesen sein sollen.
Die digitale Figur „Zoé Sagan“ war in Frankreich bereits zuvor wegen anderer Skandale bekannt geworden. 2020 war der Account einer der ersten, der die privaten Videos des ehemaligen Regierungssprechers Benjamin Griveauxverbreitete – ein Vorfall, der dessen politische Karriere abrupt beendete. Später folgten Provokationen gegen den TV-Moderator Cyril Hanouna, den heutigen Premierminister Gabriel Attal und Ex-Ministerin Marlène Schiappa. Auch eine angebliche „schwarze Liste“ der französischen Filmbranche, auf der angeblich Täter sexueller Übergriffe genannt wurden, stellte sich 2024 als reine Erfindung heraus.
Nach einer Serie von Klagen wurde der Account im Juli 2024 endgültig von X (ehemals Twitter) gesperrt. Poirson-Atlan gestand später, die Kunstfigur erfunden zu haben, um „die Manipulierbarkeit der Öffentlichkeit im Internet“ zu demonstrieren – doch das Experiment geriet außer Kontrolle.
„Ich habe eine Maske geschaffen, die die dunklen Seiten des Netzes widerspiegelt. Doch irgendwann hat sie mich selbst verschlungen“, erklärte Poirson-Atlan in einem späteren Interview.
Hintergrund
Der Prozess gegen Aurélien Poirson-Atlan gilt in Frankreich als Präzedenzfall für digitale Verantwortung. Zum ersten Mal wird eine groß angelegte Kampagne von Online-Belästigung und Desinformation in dieser Form juristisch verfolgt. Beobachter sehen darin ein deutliches Signal gegen Hass im Netz und gezielte Manipulation politischer Debatten.
Der Fall zeigt auch, wie eng Falschinformationen, politische Polarisierung und anonyme Online-Identitätenmiteinander verflochten sind. Frankreichs Justiz will mit dem Verfahren ein Zeichen setzen, dass Meinungsfreiheit nicht als Deckmantel für Rufmord und Diskriminierung missbraucht werden darf.
Brigitte Macron selbst erklärte in einem früheren Interview, sie wolle „nicht Opfer, sondern Beispiel für Widerstand gegen Lügen“ sein. Der Prozess wird an zwei Verhandlungstagen geführt – das Urteil wird für Anfang November erwartet.
Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht – in der Schweiz und der Welt: Sturm „Benjamin“ verwüstet Schweiz: Macron-Familie klagt in den USA wegen Verleumdung: Brigitte Macron ist eine Frau
Foto von Imago

