Chästeilet im Justistal gehört zu den bekanntesten Brauchtumsfesten im Kanton Bern und ist weit über die Region hinaus ein Symbol für die alpine Kultur der Schweiz. Am 19. September 2025 wird dieses traditionsreiche Ereignis erneut stattfinden und zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland anziehen. Der Kern des Festes besteht in der feierlichen Aufteilung des im Sommer auf den Alpweiden produzierten Käses unter den Bauern. Doch Chästeilet ist mehr als ein landwirtschaftliches Ritual: Es ist ein lebendiges Stück kultureller Identität, das Einblicke in das Leben und Arbeiten der Bergbevölkerung bietet. Besonders die einzigartige Kombination aus Käsezeremonie, festlich geschmückten Kühen und Volksmusik macht die Veranstaltung zu einem unverwechselbaren Erlebnis. Jedes Jahr kommen Tausende nach Sigriswil am Thunersee, um diese Tradition hautnah mitzuerleben.
Darüber berichtet nume.ch.
Der Ablauf des Festes im Detail
Das Herzstück des Chästeilet ist die Aufteilung der großen Käseräder, die während der Sommermonate in den Alpen hergestellt wurden. Bauern bringen ihre Erzeugnisse vom Alp Spycherberg hinunter und teilen diese gerecht untereinander auf – eine Praxis, die seit rund 300 Jahren nahezu unverändert geblieben ist. Besucher erleben dabei nicht nur die feierliche Zeremonie, sondern auch den festlichen Abzug der Kühe ins Tal. Tiere sind mit Blumenkränzen, Glocken und bunten Bändern geschmückt, während lokale Musiker mit Schwyzerörgeli, Alphorn und Jodel für eine eindringliche Klangkulisse sorgen. Abgerundet wird das Programm durch ein Festzelt, in dem regionale Gerichte und Getränke serviert werden. Für viele Gäste ist besonders die enge Verbindung von traditionellem Brauchtum und festlicher Volkskultur ein unvergessliches Erlebnis.
Zeremonie der Käseverteilung
Die Verteilung folgt klaren Regeln, die historisch überliefert und streng eingehalten werden. Jeder Bauer erhält Käse entsprechend der Leistung seiner Tiere und seines Beitrags während der Alpsaison. Dieser Moment hat für die Bauern nicht nur wirtschaftliche, sondern auch symbolische Bedeutung: Er steht für Gerechtigkeit, Gemeinschaft und gegenseitigen Respekt. Zuschauer sind willkommen und können den Vorgang aus nächster Nähe beobachten.
Viehprozession und musikalisches Rahmenprogramm
Nach der Käseaufteilung folgt ein Höhepunkt des Tages: der festliche Abzug der Kühe ins Tal. Dutzende Tiere werden mit Blumen, Glocken und Stickereien geschmückt. Die Prozession ist ein farbenprächtiges Schauspiel, begleitet von traditioneller Musik und spontanen Darbietungen regionaler Künstler. Für viele Besucher ist dies der emotionalste Teil des Festes.
Praktische Informationen für Besucher
Das Chästeilet ist eine offene Veranstaltung, die für Gäste kostenlos zugänglich ist. Dennoch sollten Besucher einige organisatorische Aspekte beachten, um den Tag ohne Stress genießen zu können. Besonders die Anreise und die Wetterbedingungen spielen eine zentrale Rolle. Da der Zugang ins Justistal stark reglementiert ist, empfiehlt es sich, den offiziellen Shuttle-Bus oder die ausgeschilderten Wanderwege zu nutzen. Besucher sollten zudem ausreichend Zeit für den Rückweg einplanen, da die letzte Rückfahrt am frühen Nachmittag erfolgt. Auch wetterfeste Kleidung ist unerlässlich, da das Fest in alpiner Umgebung stattfindet und Bedingungen schnell umschlagen können.
Reisedetails und Transportmöglichkeiten
- Shuttle-Bus ab Sigriswil: ab 06:30 Uhr bis 14:15 Uhr (letzte Rückfahrt ab Grön), Preis: CHF 12 einfache Fahrt / CHF 20 retour, nur bar.
- Parkmöglichkeiten: begrenzt in Sigriswil, Kosten ca. CHF 10.
- Wanderwege: von Sigriswil ca. 2 Stunden, von Beatenberg ca. 1,5 Stunden.
- Empfehlung: Ankunft bis spätestens 08:30 Uhr, um Staus und lange Wartezeiten zu vermeiden.
Packliste für einen gelungenen Besuch
- Feste Wanderschuhe und wetterfeste Kleidung
- Bargeld in Schweizer Franken für Shuttle und Verpflegung
- Sonnenschutz oder Regenschutz je nach Wetterlage
- Kamera für Fotos der Prozession und Landschaft
- Genügend Wasser und Snacks für den Weg
Daten und Fakten auf einen Blick
Parameter | Details |
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Datum | 19. September 2025, ab 10:00 Uhr |
Ort | Spycherberg, Justistal (Gemeinde Sigriswil, Kanton Bern) |
Programm | Käseverteilung, Viehprozession, Volksmusik, Festrestaurant |
Eintritt | Kostenlos |
Transport | Shuttle ab Sigriswil (CHF 12/20), Wanderungen 1,5–2 Std. |
Besonderheit | 300-jährige Tradition, immaterielles Kulturerbe |
Regionale Bedeutung und Geschichte
Das Chästeilet ist nicht nur ein Fest, sondern ein Spiegelbild alpiner Lebensweise. Schon im 18. Jahrhundert wurden solche Käseaufteilungen in schriftlichen Quellen erwähnt. Damals wie heute dienten sie der gerechten Verteilung von Ressourcen unter Bauern. Die Tradition hat in den letzten drei Jahrhunderten eine erstaunliche Beständigkeit gezeigt. Besonders im Kanton Bern gilt Chästeilet als Ausdruck regionaler Identität. Darüber hinaus trägt die Veranstaltung heute auch zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes der Schweiz bei und fördert den kulturellen Austausch zwischen Einheimischen und Gästen. Viele Besucher sehen darin ein lebendiges Zeugnis für Nachhaltigkeit und Gemeinschaftssinn, das bis in die Gegenwart reicht.

Historische Entwicklung
- Erste Erwähnungen: Mitte des 18. Jahrhunderts
- Funktion: Gerechte Aufteilung des auf Alpweiden produzierten Käses
- Wandel: Vom reinen Bauernritual hin zu einem öffentlichen Brauchtumsfest
- Kultureller Status: Heute Teil des immateriellen Kulturerbes der Schweiz
Kulturelle Einbindung
Neben dem Justistal feiern auch andere Regionen im Berner Oberland ähnliche Traditionen, oft verbunden mit Alpabzügen im Herbst. Unterschiede bestehen in der musikalischen Begleitung, der Größe der Veranstaltungen und der Art der Prozessionen. Während Justistal durch seine große Bekanntheit Touristen anzieht, bleiben kleinere Orte stärker lokal geprägt.
Regionale Varianten und andere Schweizer Traditionen
Die Käseverteilung im Justistal ist das bekannteste Beispiel, doch ähnliche Feste finden auch in anderen Regionen statt. Im Appenzellerland etwa ziehen die Bauern mit prächtig geschmückten Kühen und traditionellen Trachten ins Tal, begleitet von Zäuerli-Gesängen. Im Emmental gibt es kleinere, weniger touristisch geprägte Käseaufteilungen, die stärker auf die lokale Gemeinschaft ausgerichtet sind. Auch im Kanton Uri verbinden sogenannte Älplerchilbi den Alpabzug mit Musik, Tanz und kulinarischen Angeboten. Diese regionalen Varianten zeigen, wie vielfältig das Brauchtum in der Schweiz gelebt wird, obwohl es auf denselben landwirtschaftlichen Traditionen basiert.
Beispiele aus der Schweiz
- Alpabzug im Appenzellerland: Prozessionen mit bunt gekleideten Bauern, Frauen in Trachten und Kühen mit großen Glocken.
- Kuhkäse-Teilung im Emmental: Kleinere, familiäre Veranstaltungen, die weniger touristisch ausgerichtet sind.
- Älplerchilbi im Kanton Uri: Kombination aus Alpabzug, Musik und Tanz.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Ob im Berner Oberland, Appenzell oder Emmental – überall geht es um die Feier des Alplebens und die Rückkehr von Mensch und Tier ins Tal. Unterschiede zeigen sich in Größe, Besucherzahlen und touristischer Ausrichtung. Während das Justistal ein internationaler Magnet ist, bleiben andere Orte stärker regional verankert.
Tipps für ein intensives Erlebnis
Um den Besuch optimal zu gestalten, lohnt sich eine gute Vorbereitung. Wer frühzeitig anreist, vermeidet nicht nur lange Wartezeiten bei Shuttle-Bussen, sondern sichert sich auch die besten Plätze entlang der Prozessionswege. Eine genaue Wetterprognose sollte im Vorfeld geprüft werden, da Regen oder Nebel die Bedingungen in den Bergen deutlich erschweren können. Empfehlenswert ist zudem, Verpflegung und Getränke für den Weg mitzunehmen, da die Feststände erst vor Ort erreichbar sind. Besucher, die die regionale Kultur vertiefen möchten, können den Aufenthalt mit einer Übernachtung in der Umgebung von Thun oder Interlaken verbinden. So bleibt genügend Zeit, das Fest in voller Länge zu erleben und die alpine Landschaft ohne Hektik zu genießen.
Ratschläge aus der Praxis
- Frühzeitig planen: Unterkunft in der Region Thun rechtzeitig buchen.
- Lokale Küche testen: Spezialitäten wie Alpkäse, Rösti oder hausgemachte Wurst probieren.
- Kulturell eintauchen: Mit Einheimischen ins Gespräch kommen, um mehr über die Tradition zu erfahren.
- Fotospots nutzen: Aussichtspunkte am Thunersee bieten perfekte Motive.
- Zeit einplanen: Das Fest dauert bis in den Nachmittag, wer nur kurz bleibt, verpasst das Beste.
Häufige Fehler vermeiden
Viele Besucher unterschätzen die Wanderzeit und erscheinen zu spät. Auch falsche Kleidung oder fehlendes Bargeld können den Tag erschweren. Wer sich vorbereitet, erlebt das Fest in seiner ganzen Intensität.
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Foto von BZ Berner Zeitung