CleanTech und Energieeffizienz sind nicht nur Schlagworte, sondern zentrale Pfeiler der Schweizer Wirtschafts- und Umweltstrategie, die auf eine deutliche Reduzierung der CO2-Emissionen und die Steigerung der energetischen Autarkie abzielen. Als Land mit einer tief verwurzelten Wertschätzung für die Umwelt und einer ambitionierten Energiestrategie 2050 ist die Schweiz gezwungen, innovative technologische Lösungen zu entwickeln, um die Herausforderungen der alpinen Topografie und der saisonalen Energieversorgung zu bewältigen. Die Investitionen konzentrieren sich dabei verstärkt auf Deep-Tech-Start-ups, die bahnbrechende Verfahren in der Energiespeicherung, der CO2-Abscheidung (Carbon Capture and Storage, CCS) und der Sektorkopplung vorantreiben, was laut dem EY Startup Barometer 2025 auf ein wachsendes Vertrauen der Investoren in diesen Sektor hindeutet. Die Notwendigkeit, Lösungen für die Integration variabler erneuerbarer Quellen in die bestehenden Netze der Bergregionen zu finden, sowie die Verringerung des ökologischen Fussabdrucks des bedeutenden Tourismussektors, machen diese Technologien zu einem nationalen Forschungsschwerpunkt. Dieser technologische Vorstoss soll die Abhängigkeit von Energieimporten senken und die Klimaneutralität bis 2050 sichern, ein Ziel, das durch das Klimaschutzgesetz vom Volk mit fast 60 Prozent Zustimmung beschlossen wurde. Darüber berichtet die Redaktion von nume.ch.
Die Energiestrategie 2050 und der Fokus auf Effizienz
Die Schweizer Energiestrategie 2050, deren gesetzliche Weiterentwicklung voraussichtlich am 1. Januar 2025 in Kraft tritt, baut auf zwei wesentlichen Säulen auf: der Steigerung der Energieeffizienz und dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Angesichts der Tatsache, dass die Schweiz im Jahr 2025 ihren Energie-Unabhängigkeitstag bereits am 19. April erreicht hat – was bedeutet, dass sie danach für den Rest des Jahres auf Importe angewiesen ist –, ist die Reduktion des Gesamtverbrauchs von kritischer Bedeutung. Der Fokus auf Energieeffizienz betrifft primär den Gebäudesektor und den Verkehr, wo das grösste Einsparpotenzial liegt, was durch gezielte Förderprogramme des Bundes unterstützt wird. Energetische Gebäudesanierungen werden nicht nur als Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch als volkswirtschaftlicher Faktor gesehen, der Wirtschaftswachstum und Beschäftigungszahlen ankurbeln kann, wie eine aktuelle Kurzstudie der Prognos AG zeigt. Forschungsschwerpunkte liegen dabei auf intelligenten Netzen (Smart Grids) und der Digitalisierung von Energiemanagementsystemen, die eine optimierte Steuerung des Verbrauchs ermöglichen. Das Ziel ist es, den Pro-Kopf-Energieverbrauch bis 2035 um einen signifikanten Prozentsatz zu senken, um die Versorgungssicherheit im Zuge des Ausstiegs aus der Kernenergie und fossilen Brennstoffen zu gewährleisten.
Die zentralen Säulen der Energiepolitik:
- Ziel der Strategie: Klimaneutralität bis 2050 und Erhöhung der Energieautarkie.
- Energieunabhängigkeit: Im Jahr 2025 wird der Energie-Unabhängigkeitstag voraussichtlich am 19. April erreicht.
- Fokus Effizienz: Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs in Gebäuden und Verkehr.
- Gesetzliche Basis: Das Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien tritt voraussichtlich 2025 in Kraft.
- Wirtschaftsfaktor: Energetische Sanierung als Treiber für Wachstum und Beschäftigung.
| Sektor | Ziele der Effizienzsteigerung (bis 2035) | Technologische Ansätze |
| Gebäude | Reduzierung des durchschnittlichen Heizenergiebedarfs pro m² | Sanierung, intelligente Gebäudesteuerung, Nutzung von Umweltwärme (Wärmepumpen) |
| Verkehr | Senkung des fossilen Energieverbrauchs | Förderung der Elektromobilität, Ausbau des öffentlichen Verkehrs, E-Fuels |
| Industrie | Optimierung der Produktionsprozesse | Sektorkopplung, Abwärmenutzung, Einsatz von KI-basierten Managementsystemen |
| Netze | Reduzierung der Netzverluste | Smart Grids, dezentrale Einspeisung, Ausbau der Übertragungsnetze |
Herausforderung alpiner Raum: Integration erneuerbarer Energien
Die Geografie der Schweiz, geprägt von den Alpen, stellt die Energieversorger vor einzigartige Herausforderungen bei der Integration von erneuerbaren Energien. Während die Wasserkraft traditionell eine tragende Säule ist, müssen Wind- und Solaranlagen oft in schwer zugänglichen Bergregionen oder auf alpinen Stauseen realisiert werden, was hohe logistische und ökologische Anforderungen mit sich bringt. Ein zentrales Problem ist die sogenannte Stromlücke im Winter, da die Produktion von Solarstrom in dieser Zeit aufgrund der geringeren Sonneneinstrahlung stark zurückgeht, während der Verbrauch für Heizung und Beleuchtung ansteigt. Das neue Stromgesetz zielt darauf ab, den Ausbau der Photovoltaik und der Windenergie massiv voranzutreiben, um die Abhängigkeit von Importen in der kalten Jahreszeit zu verringern und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Forschung konzentriert sich daher auf alpine Solaranlagen, die durch die Höhe und die Reflexion des Schnees höhere Erträge erzielen, sowie auf Technologien zur langfristigen Energiespeicherung. Die Entwicklung von Speicherlösungen ist entscheidend, um den im Sommer produzierten Überschussstrom effektiv für den Winter konservieren zu können.

- Saisonale Herausforderung: Stromlücke im Winter aufgrund geringerer Solarproduktion und höherem Verbrauch.
- Lösungsansätze für Bergregionen:
- Alpine Photovoltaikanlagen (höhere Effizienz durch geringere Nebelhäufigkeit und Schneereflexion).
- Pump-Speicher-Kraftwerke als flexible Speicherlösung (Weiterentwicklung bestehender Anlagen).
- Kleine Windturbinen mit hoher Akzeptanz in der Bevölkerung als Ergänzung.
- Technologie-Fokus: Entwicklung von Langzeitspeichertechnologien wie fortschrittlichen Batterien (z.B. Redox-Flow-Batterien, wie sie Unbound Potential entwickelt) und Power-to-Gas-Verfahren.
Forschungen zeigen, dass die Schweiz, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen, sowohl die Photovoltaik als auch die Windenergie massiv ausbauen muss. Laut Studien des Sweet-Konsortiums Edge ist ein schneller Weg zu grossen Windparks über die Installation kleiner Turbinen mit maximal 30 Metern Höhe möglich, da diese eine geringere Genehmigungshürde und höhere Akzeptanz geniessen.
Carbon Capture (CCS) und Speicherung: Die Rolle der Schweizer Innovation
Ein weiterer wichtiger Pfeiler der Schweizer Klimastrategie ist die Technologie zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (Carbon Capture and Storage, CCS), welche zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 als unverzichtbar gilt. Während die Reduktion von Emissionen Priorität hat, müssen die verbleibenden, schwer vermeidbaren Treibhausgase – insbesondere aus der Industrie und der Landwirtschaft – durch technische Speicher kompensiert werden, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Die Schweiz nimmt in diesem Bereich eine weltweite Spitzenposition ein, nicht zuletzt dank Unternehmen wie Climeworks, einer Ausgliederung der ETH Zürich, die von der Zeitschrift "Time" zu den Top Greentech Companies 2025 gezählt wurde. Climeworks entwickelt Direct Air Capture (DAC)-Anlagen, die CO2 direkt aus der Atmosphäre filtern, was einen massiven Beitrag zur negativen Emission ermöglicht. Solche Technologien sind in der Schweiz von strategischer Bedeutung, da sie eine technische Lösung für die Kompensation bieten. Die abgesaugten Gase können entweder unterirdisch gespeichert oder als Rohstoff für die Industrie genutzt werden, was den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft ermöglicht.

- Strategische Bedeutung: Kompensation von Restemissionen aus Industrie und Landwirtschaft zur Erreichung von Netto-Null bis 2050.
- Führendes Unternehmen: Climeworks (Platz 2 der World's Top Greentech Companies 2025).
- Technologie: Direct Air Capture (DAC) – CO2-Abscheidung direkt aus der Umgebungsluft.
- Aktuelle Projekte: Climeworks stellt seit Kurzem die dritte Generation ihrer Technologie her, die die Abscheidekapazität pro Modul verdoppelt und in Grossprojekten ab 2026 zum Einsatz kommt.
Die Schweiz fördert zudem die Forschung und Entwicklung von CO2-Infrastrukturen, um den Transport und die langfristige, sichere Speicherung des abgeschiedenen Kohlenstoffs zu ermöglichen. Der Bund sieht Lenkungsabgaben als wichtiges Instrument, um die Investitionen in diese kostspieligen Technologien anzukurbeln.
CleanTech im Tourismus: Ökologischer Fussabdruck in den Alpen reduzieren
Der Tourismus ist ein zentraler Wirtschaftszweig der Schweiz, der jedoch einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt in den sensiblen Alpenregionen hat, weshalb CleanTech auch in diesem Sektor eine immer wichtigere Rolle spielt. Die Branche steht vor der Herausforderung, ihre Attraktivität als Premiumziel zu erhalten und gleichzeitig die Anforderungen an Nachhaltigkeit und ESG (Environmental, Social, Governance) zu erfüllen, die von Gästen und Investoren zunehmend gefordert werden. Prognosen für den Schweizer Tourismus zeigen, dass das hohe Niveau bei den Logiernächten – unterstützt durch eine robuste Kaufkraft, insbesondere aus den Fernmärkten wie den USA – gehalten wird, was den Druck auf die ökologische Bilanz der Regionen erhöht. Die Investitionen konzentrieren sich daher auf energieeffiziente Hotelsanierungen, den Einsatz von erneuerbaren Energien in Skigebieten und die Förderung emissionsfreier Mobilitätslösungen. Beispielsweise nutzen Bergbahnen vermehrt selbstproduzierten Solarstrom oder innovative Wärmerückgewinnungssysteme.
- Wettbewerbsfaktor: Nachhaltigkeit und ESG-Standards werden zum Differenzierungsmerkmal für Premium-Anbieter.
- Herausforderung: Hohe Logiernächtezahlen (Prognose: 18.6 Mio. im Winter 2025/26) erhöhen den ökologischen Druck.
- Praktische CleanTech-Beispiele:
- Zero-Emission-Fähren (z.B. MobyFly, die bis zu 80 % weniger Energie verbrauchen als Dieselfähren).
- Einsatz von Solarthermie und Photovoltaik in Hotels und Wellnessanlagen.
- Elektromobilitätskonzepte in Destinationen (Ladestationen, E-Busse).
- Investitionstrend: Mehr grössere Hotelprojekte mit gehobenem Standard integrieren Nachhaltigkeitsanforderungen bereits im Neubau- und Renovationsprozess.
Die Digitalisierung spielt ebenfalls eine Rolle, indem sie kleineren Betrieben hilft, durch effizientere Betriebsabläufe und Skalierung der Energieverwaltung Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern, was ihre Wettbewerbsfähigkeit trotz des hohen Preisniveaus in der Schweiz verbessert.
Die Schweiz unterstreicht mit ihren massiven Investitionen und dem klaren politischen Willen in CleanTech ihre Entschlossenheit, die Energiewende trotz der komplexen geografischen und saisonalen Herausforderungen konsequent voranzutreiben. Der Fokus auf Energieeffizienz, innovative Speicherlösungen für den alpinen Raum und die weltweit führende Position bei der CO2-Abscheidung schaffen die notwendige technologische Grundlage, um die angestrebte Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilen Importen zu minimieren.
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