Am 28. September 2025 stimmt die Schweiz über die Einführung der elektronischen Identität (E-ID) ab. Diese Entscheidung könnte weitreichende Auswirkungen auf die Zukunft der digitalen Identifikation haben – sowohl für inländische als auch für Auslandschweizer. In der Diskussion über die E-ID treffen zwei konträre Sichtweisen aufeinander. Befürworter argumentieren, dass die E-ID der Schweiz helfen wird, fit für die digitale Zukunft zu werden, während Gegner von einem „vielen Risiko bei wenig Nutzen“ sprechen. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf swissinfo.ch.
Ein zentrales Anliegen der E-ID ist die Verbesserung der Inklusion, insbesondere für Auslandschweizer. Der Grüne Nationalrat Gerhard Andrey, ein prominenter Befürworter der E-ID, erklärt in der Sendung Let’s Talk von SRF: „Wir wollen mit der E-ID die Inklusion verbessern, und dazu gehören auch Auslandschweizer, denn auch geografische Grenzen stellen eine Hürde dar.“ Die Einführung der elektronischen Identität würde diesen Schweizer Bürgern, die im Ausland leben, den Zugang zu wichtigen Verwaltungsdiensten und Kommunikation mit den Schweizer Behörden erheblich erleichtern. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass auch Auslandschweizer, die in Ländern leben, in denen die Postdienste nicht so effizient wie in der Schweiz sind, von dieser digitalen Lösung profitieren würden.
Für viele Auslandschweizer könnte die E-ID einen entscheidenden Vorteil bringen. Bruno Kaufmann, ein Auslandschweizer, der in Spitzbergen lebt, betont, dass alle Briefe von schwedischen Behörden in seinem digitalen Briefkasten landen, während die Post aus der Schweiz immer noch in Papierform ankommt. „Die E-ID ist besonders für Auslandschweizer von Vorteil“, sagt Kaufmann, „weil nicht alle in Ländern wohnen, in denen die Post so wie in Schweden funktioniert.“ Diese Form der digitalen Identität würde es den Auslandschweizern ermöglichen, effizienter mit ihren Behörden in der Heimat zu kommunizieren und ihre Angelegenheiten schneller zu regeln.
Einer der am meisten diskutierten Vorteile der E-ID ist die Möglichkeit, digitale Unterschriftensammlungen für Initiativen und Referenden zu ermöglichen. Das wird von vielen als ein weiterer Schritt in Richtung einer vollständigen Digitalisierung des politischen Prozesses in der Schweiz betrachtet. Laut Andrey könnte die E-ID über E-Collecting den Auslandschweizern den Zugang zu Unterschriftensammlungen erleichtern und ihnen somit eine aktive Teilnahme an der Schweizer Demokratie ermöglichen – auch aus der Ferne.
Doch trotz dieser positiven Aspekte gibt es auch erhebliche Bedenken. Jorgo Ananiadis, Präsident der Piratenpartei und ein entschiedener Gegner der E-ID, äußert in der Debatte seine Zweifel hinsichtlich des Datenschutzes. „Ein digitaler Datensatz ist relativ schnell abrufbar, kopierbar und austauschbar“, erklärt er. Diese Sorge betrifft nicht nur die Nutzung der E-ID im Alltag, sondern auch die Möglichkeit, dass Unternehmen und Behörden die Daten missbrauchen könnten. Andrey jedoch entgegnet, dass die E-ID besser geschützt sei als herkömmliche Identitätskarten. „Wenn ich sie verwende, erfährt niemand etwas davon. Es bleibt meine Privatsache“, betont er.
Ein weiteres Thema, das in der Diskussion nicht unbeachtet bleibt, ist die sogenannte „Datensparsamkeit“. Befürworter der E-ID argumentieren, dass mit dieser digitalen Lösung weniger Daten erfasst werden, als es bei der Nutzung traditioneller Identifikationsmethoden der Fall ist. So müsse zum Beispiel bei der Altersverifikation nicht mehr die gesamte Identitätskarte eingescannt und versendet werden. Andererseits hält Ananiadis die E-ID für eine „Scheinfreiwilligkeit“. Er warnt, dass, sobald die E-ID einmal eingeführt ist, Gesetze erlassen werden könnten, die sie zur Voraussetzung für viele Dienstleistungen machen.
Doch trotz dieser Bedenken bleibt Andrey überzeugt: „Die E-ID ist ein Schlüssel zu einer digitalen Zukunft, die auch die Schweizer Demokratie voranbringt.“ Für ihn ist das E-ID-Projekt ein „solid gebautes“ System, das einen echten Fortschritt in der digitalen Infrastruktur des Landes darstellt. Er verweist dabei auf die EU, die die Schweiz in ihrer digitalen Fitness hinter anderen europäischen Ländern zurückfallen sieht. In einer Zeit, in der viele Staaten ihre Digitalisierung vorantreiben, darf die Schweiz nicht den Anschluss verlieren.
Kritiker wie Ananiadis sind sich einig, dass die Schweiz bei der Digitalisierung nicht hinterherhinken darf, stellen jedoch infrage, ob die Einführung der E-ID wirklich der richtige Schritt ist. In den nordischen Ländern, die in Sachen Digitalisierung bereits weit fortgeschritten sind, existiert die E-ID schon seit vielen Jahren. Dort ist sie ein unverzichtbares Alltagswerkzeug und wird von den Bürgern regelmäßig genutzt.
Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht: Vorkaufsrecht-Initiative: Wird der Gegenvorschlag vor dem Bundesgericht gestoppt
Foto von KEYSTONE