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Die Pharmabranche, eine der umsatzstärksten und prestigeträchtigsten Wirtschaftssektoren der Schweiz, steht vor einer entscheidenden Herausforderung: Die Verlagerung von Produktionskapazitäten in die USA könnte weitreichende Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft und insbesondere auf verschiedene Schweizer Regionen haben. Diese Entwicklung wird durch die Drohung mit US-Zöllen von bis zu 250 Prozent auf Pharmaprodukte vorangetrieben, was die Schweizer Pharmaunternehmen dazu zwingt, ihre Produktionsanlagen in den USA auszubauen. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf nzz.ch.

Die Auswirkungen dieser Verlagerungen sind für die Schweiz und deren Regionen erheblich. In Regionen wie Basel, wo die Pharmaunternehmen Roche und Novartis ihre Hauptsitze und viele Produktionsstätten haben, könnte die Verlagerung zu einem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze führen. Diese Städte sind seit Jahrzehnten ein Zentrum für die Pharmaindustrie und gelten als wirtschaftliche Motoren der Region. Ein Wegzug von Produktionskapazitäten könnte nicht nur Arbeitsplätze gefährden, sondern auch die lokale Infrastruktur und die Wirtschaftsleistung beeinträchtigen.

Große Schweizer Pharmakonzerne wie Roche und Novartis haben bereits milliardenschwere Investitionen in die US-Produktion angekündigt. Novartis plant, künftig 100 Prozent seiner wichtigsten Medikamente in den USA herzustellen, und Roche hat bereits 50 Milliarden US-Dollar in die USA investiert. Während die Unternehmen betonen, dass die Verlagerung keine negativen Auswirkungen auf die Schweiz haben soll, warnen Experten und Politiker vor ernsthaften Folgen für Arbeitsplätze und Steuererträge, insbesondere in den betroffenen Regionen.

Die pharmazeutische Industrie beschäftigt in der Schweiz rund 50.000 Menschen, etwa 10.000 davon in der Produktion. Doch die Experten sind sich einig, dass die Folgen dieser Verlagerungen in den USA für die Schweiz und ihre Regionen erheblich sein werden. Gesundheitsökonom Heinz Locher sagt: „Es lässt sich nicht genau sagen, wie groß der Abbau sein wird, aber die Konsequenzen für die Schweiz werden sicher erheblich sein. Viele Arbeitsplätze und Produktionskapazitäten könnten in den nahen EU-Raum abwandern.“ Auch kleinere Pharmaunternehmen und Medtech-Firmen in der Schweiz könnten durch die Zölle betroffen sein, was zu weiteren Arbeitsplatzverlusten führen würde.

Für die Schweiz bedeutet dies nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch eine Schwächung der Innovationskraft. Pharmaexperte Nam Trung Nguyen erklärt: „Die Produktion eines Arzneimittels macht nur rund zehn Prozent der Wertschöpfungskette aus. Die wertvollste Sparte, nämlich Forschung und Entwicklung, bleibt jedoch in der Schweiz.“ Diese Tatsache könnte zumindest einen Teil des Verlustes an wirtschaftlicher Leistung abmildern.

Es gibt jedoch auch Stimmen, die die Verlagerung als Chance für die Schweiz sehen. Wirtschaftswissenschaftler Reiner Eichenberger argumentiert, dass es gesamtwirtschaftlich sinnvoller ist, für den US-Markt in den USA zu produzieren, anstatt auf ausländische Arbeitskräfte in der Schweiz zu setzen. „Die Folgen des Bevölkerungswachstums aufgrund der Personenfreizügigkeit trägt die Allgemeinheit“, so Eichenberger. Zudem könnten durch die Verlagerung Patente und Lizenzen, die in der Schweiz bleiben, weiterhin genutzt werden.

Die Politik reagiert unterschiedlich auf diese Entwicklung. FDP-Nationalrat Olivier Feller fordert eine pragmatische Industriestrategie, um Arbeitsplätze, Wohlstand und Steuereinnahmen zu erhalten. „Wir dürfen nicht einfach tatenlos zusehen“, sagt Feller. Auch Mitte-Nationalrat Leo Müller zeigt sich besorgt und fordert Verhandlungen mit den USA, um eine alternative Lösung für die Pharma-Zölle zu finden.

Die Verlagerung von Produktionskapazitäten könnte also weitreichende Konsequenzen für die Schweiz und insbesondere für Regionen wie Basel und Zürich haben, nicht nur in Bezug auf Arbeitsplätze und Steuererträge, sondern auch auf die Innovationskraft der Branche. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklung weiter entfaltet und ob die Schweiz erfolgreich eine Lösung finden wird, um die negativen Auswirkungen zu minimieren.

Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht: Roche und Novartis: 3 starke Gründe für den US-Produktionswechsel und Folgen für die Schweiz

Foto von 20min

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