Die Schweizer Alpen – ein Synonym für makellose Natur, kristallklare Seen und eine unübertroffene technische Meisterschaft. Wer dieses spektakuläre Panorama in vollen Zügen genießen möchte, ohne sich selbst hinter das Steuer zu klemmen, findet in den berühmten Panoramazügen der Schweiz die ultimative Reiseformel. Diese rollenden Aussichtsplattformen sind nicht nur eine bequeme Art des Reisens, sondern auch Ingenieurskunstwerke, die sich elegant durch Felswände und über schwindelerregende Viadukte schlängeln. Die Routen des Glacier Express und des Bernina Express gelten als Visitenkarten des Landes und bieten einzigartige Einblicke in alpine Ökosysteme, die seit Jahrhunderten von Menschenhand geformt werden. Sie ermöglichen eine kontemplative Form der Fortbewegung, bei der die Reise selbst zum Ziel wird. Die Konstruktion dieser Linien, die enorme Höhenunterschiede und komplexe geografische Gegebenheiten überwindet, zeugt von bahnbrechenden Leistungen der Bahnbauer zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese Eisenbahnen, die heute zum UNESCO-Welterbe zählen, sind die perfekte Wahl für alle, die das Maximum an unglaublichen Landschaften erleben möchten, wie die Redaktion von nume.ch.
Die Fahrt im Panoramazug ist eine tiefgreifende Erfahrung, bei der Passagiere in den modernen Waggons mit den charakteristischen, bis ins Dach reichenden Fenstern nahezu in die Landschaft eintauchen. Die Stille im Zug wird nur unterbrochen von informativen Kommentaren, die die historischen und geografischen Besonderheiten der vorbeiziehenden Täler und Gipfel erklären. Diese grandiosen Zugreisen sind nicht nur eine Demonstration schweizerischer Pünktlichkeit, sondern auch ein Bekenntnis zum Erhalt der alpinen Kulturlandschaft. Die Passagiere erleben die volle Vielfalt der Schweiz, von den Gletschern des Wallis bis zu den Palmen des Veltlins. Der Fokus liegt dabei stets auf den herausragenden Bauwerken: den steinernen Brücken, den kühn in den Fels gehauenen Kehrtunnels und den hochalpinen Pässen, die über 2000 Meter über dem Meeresspiegel liegen.
Der „langsamste Expresszug der Welt“: Fakten und Routendetails des Glacier Express
Der Glacier Express trägt seinen Spitznamen als "langsamster Expresszug der Welt" mit Stolz, da er für seine gesamte 291 Kilometer lange Reise zwischen Zermatt und St. Moritz ungefähr acht Stunden benötigt. Diese entschleunigte Geschwindigkeit ist gewollt, denn sie ermöglicht den Passagieren in den luxuriösen Panoramawagen, die überquerten 291 Brücken, die durchfahrenen 91 Tunnel und die spektakulären alpinen Pässe in aller Ruhe zu bewundern. Die Fahrt führt den Zug durch drei Kantone (Wallis, Uri und Graubünden) und über den Oberalppass, der mit 2033 Metern über dem Meeresspiegel den höchsten Punkt der Strecke darstellt und in der Nähe der Rheinquelle liegt. Um diese signifikanten Steigungen und Gefälle zu bewältigen – die maximale Steigung beträgt 181 Promille – ist der Glacier Express streckenweise als Zahnradbahn konzipiert, was ein faszinierendes technisches Detail ist.
Die Route des Glacier Express ist eine technisch anspruchsvolle Höchstleistung:
| Streckenabschnitt | Höchster Punkt | Tiefer Punkt | Besonderheiten |
| Gesamtlänge | ca. 291 km (8 Stunden Fahrzeit) | - | Führt durch 291 Brücken und 91 Tunnel |
| Zermatt – Brig | Zermatt (1604 m ü. M.) | Visp (658 m ü. M.) | Blick auf das Matterhorn und Überquerung der Rhone. |
| Brig – Andermatt | Oberalppass (2033 m ü. M.) | Visp (658 m ü. M.) | Überwindung von 3300 Höhenmetern; Zahnradabschnitte. |
| Disentis – Chur | - | Chur (585 m ü. M.) | Durchfahrt durch die imposante Rheinschlucht (Grand Canyon der Schweiz). |
| Chur – St. Moritz | Albulatunnel (1820 m ü. M.) | - | Überquerung des berühmten Landwasserviadukts. |
Die luxuriöseste Option an Bord des Glacier Express ist die Excellence Class, die ein exklusives Reiseerlebnis der Extraklasse bietet. Hier sind den Passagieren garantierte Fensterplätze in einem eigenen Panoramawagen zugesichert. Der Service in dieser Klasse umfasst einen Concierge-Service, der sich um das Gepäck und alle Wünsche kümmert. Die Gastronomie in der Excellence Class ist erstklassig: Sie beinhaltet ein exquisites Fünf-Gänge-Menü am Tisch, begleitet von ausgewählten Weinen und Getränken. Der Zuschlag für diesen Service beträgt im Jahr 2025 etwa CHF 490 pro Person und einfacher Fahrt, zusätzlich zum Erstklass-Fahrschein, was die Exklusivität dieser alpinen Kreuzfahrt unterstreicht. Im Gegensatz dazu kosten reguläre Reservierungen für die 1. oder 2. Klasse für die lange Strecke CHF 49 pro Person, was die Reise auch für Budget-Reisende zugänglich macht.
Bernina Express: Das UNESCO-Welterbe und die Meisterwerke der Eisenbahnarchitektur
Der Bernina Express fährt von Chur durch die malerische Albulalinie bis ins italienische Tirano und ist ein wahres Meisterstück der Ingenieurskunst, das 2008 von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurde. Diese Strecke ist bekannt als die höchste Adhäsionsbahn Europas, da sie ohne Zahnradantrieb auskommt, obwohl sie Steigungen von bis zu 70 Promille bewältigt und dabei den Berninapass auf einer Höhe von 2253 Metern über dem Meeresspiegel überquert. Auf seiner 144 Kilometer langen Route passiert der Zug 55 Tunnel und 196 Brücken. Ein absolutes Wahrzeichen und meistfotografiertes Sujet auf der Strecke ist der Landwasserviadukt bei Filisur. Dieser beeindruckende Kalkdolomitbau von 1902 ragt majestätisch 65 Meter in die Höhe und führt in einer leichten Kurve direkt in einen Felsentunnel, was seine architektonische Kühnheit unterstreicht.
Der Bernina Express bietet eine atemberaubende landschaftliche und technische Vielfalt:
- Der Landwasserviadukt: Dieses 142 Meter lange Bauwerk ist ein Paradebeispiel für die Baukunst der Rhätischen Bahn. Er wurde in einer nur 13-monatigen Bauzeit (März 1901 bis Oktober 1902) errichtet. Die Besonderheit liegt darin, dass die sechs Bögen und die Stützpfeiler gänzlich ohne Gerüst auskamen.
- Das Kreisviadukt von Brusio: Dieses spiralförmige Bauwerk in Italien ermöglicht es dem Zug, auf einer relativ kurzen Distanz einen erheblichen Höhenunterschied zu überwinden. Der 1907 erbaute Viadukt hat einen Durchmesser von rund 100 Metern.
- Ospizio Bernina: Auf 2253 Metern überquert der Zug den Berninapass und fährt am Lago Bianco vorbei, dessen Wasser entweder in die Donau (Schwarzes Meer) oder in den Po (Adria) abfließt.
Im Gegensatz zum Glacier Express bietet der Bernina Express in der Regel nur die 1. und 2. Klasse. Die Passagiere reisen in modernen, klimatisierten Panoramawagen, die den vollen Blick auf die vorbeiziehenden Gletscher, wie den Morteratsch-Gletscher, und die alpinen Seen bieten. Die Reservierung für diesen Zug ist obligatorisch und kostet in der Hochsaison (Mitte Mai bis Ende Oktober 2025) etwa CHF 36 für die lange Strecke (Chur–Tirano) und in der Nebensaison CHF 32 pro Person.
Ingenieurskunst und Welterbe: Die Albulalinie und ihre technischen Meisterleistungen
Die Albulalinie, die einen Großteil der Strecke des Bernina Express ausmacht, ist ein herausragendes Beispiel für die Entwicklung des Eisenbahnwesens im Hochgebirge und gehört nicht umsonst zum UNESCO-Welterbe. Die gesamte Albulalinie von Thusis bis St. Moritz wurde zwischen 1898 und 1904 erbaut und umfasst auf einer Länge von 61,674 Kilometern beeindruckende 42 Tunnel und Galerien sowie 144 Brücken. Die Baukosten beliefen sich damals auf bemerkenswerte 25,1 Millionen Schweizer Franken, ein Zeugnis der enormen Anstrengungen in diesem schwierigen Gelände. Die Ingenieure mussten Steigungen von bis zu 35 Promille bewältigen, wobei die minimale Kurvenradien bei nur 120 Metern liegen, was die Fahrt durch die Berge besonders kurvig und spektakulär macht.

Die technischen Lösungen, die auf der Albulalinie zum Einsatz kamen, sind bis heute beeindruckend:
| Bauwerk | Funktion und Technik | Geografische Lage |
| Albulatunnel | Der höchste Punkt der Albulalinie (1823 m ü. M.). | Verbindung zwischen dem Albula- und dem Engadintal. |
| Kehrtunnel | Mehrere Spiral- und Kehrtunnel, um die Höhe auf engstem Raum zu gewinnen. | Typischerweise in den Engpässen der Täler. |
| Landwasserviadukt | 65 Meter hoch; 142 Meter lang; direkt in den Felsen gebaut. | Bei Filisur, überquert das Landwassertal. |
| Wiesnerviadukt | Höchste Brücke der Rhätischen Bahn (89 Meter Höhe). | Auf der Linie von Davos nach Filisur (Anschluss). |
Die Panoramazüge nutzen die Vorteile dieser einzigartigen Streckenführung optimal aus. Die großen Fenster der Waggons ermöglichen es den Passagieren, die in Stein gehauenen Kehren und die gewaltigen Viadukte, die sich organisch in die alpine Umgebung einfügen, hautnah zu erleben. Die Rhätische Bahn (RhB), die Betreiberin beider Strecken, hat es geschafft, die historische Bausubstanz zu bewahren und gleichzeitig moderne, komfortable Züge einzusetzen. Ein Viertel der gesamten RhB-Infrastruktur besteht aus Kunstbauten, was die Baukunst in den Mittelpunkt des Fahrerlebnisses stellt.
Praktische Planung: Tickets, Reservierungen und Tipps für die Alpenreise
Eine Reise mit dem Glacier Express oder dem Bernina Express erfordert eine sorgfältige Planung, da die Sitzplatzreservierung in den Panoramazügen obligatorisch ist, unabhängig davon, ob man ein reguläres Ticket oder einen Swiss Travel Pass besitzt. Die Reservierung sollte frühzeitig erfolgen, insbesondere für die Excellence Class oder während der Hochsaison (Sommer und Weihnachten). Für den Glacier Express im Jahr 2025 kostet die Reservierung für die gesamte Strecke CHF 49 in der 1. und 2. Klasse. Die Ticketpreise selbst variieren stark, aber ein Swiss Travel Pass oder eine Halbtax-Karte reduzieren die Kosten für die eigentliche Fahrstrecke erheblich. Ein voller Preis für die Strecke Zermatt-St. Moritz ohne Pass liegt bei über CHF 150 für die 2. Klasse.
Hier sind die wichtigsten Planungspunkte für eine Panoramazugreise im Jahr 2025:
| Aspekt | Glacier Express (Zermatt–St. Moritz) | Bernina Express (Chur–Tirano) |
| Reservierung (obligatorisch) | CHF 49 (lange Strecke, 1. oder 2. Klasse) | CHF 36 (Hochsaison, lange Strecke) |
| Luxus-Zuschlag | CHF 490 (Excellence Class, inkl. 5-Gang-Menü) | Nicht verfügbar, aber 1. Klasse mit besserem Komfort. |
| Beste Reisezeit | Ganzjährig (Winter-Fahrplan leicht reduziert) | Mai bis Oktober (volle Panoramasicht) |
| Dauer | Ca. 8 Stunden | Ca. 4 Stunden 15 Minuten |
| Speisen an Bord | Erhältlich (Mittagsmenüs, à la carte) | Erhältlich (Snacks, Getränke, keine volle Restaurant-Leistung) |
| Alternative | Reguläre Regionalzüge über dieselbe Strecke (keine Reservierung nötig, aber ohne Panoramafenster) | Reguläre Regionalzüge der RhB (keine Reservierung nötig) |
Ein wertvoller Tipp für Reisende ist die Kombination beider Strecken. Die Glacier- und Bernina-Express-Rundreise ermöglicht es, in vier bis fünf Tagen die ikonischen Orte Zermatt, St. Moritz und Tirano zu besuchen und dabei alle Highlights beider Panoramazüge zu erleben. Die Hotels in den Start- und Zielorten, wie Zermatt mit Blick auf das Matterhorn oder das elegante St. Moritz, bieten oft spezielle Angebote in Verbindung mit den Bahntickets an. Die beste Sicht erhalten Passagiere, wenn sie sich in Fahrtrichtung auf die rechte Seite setzen, da hier die meisten Viadukte und die tiefsten Täler zu sehen sind. Es empfiehlt sich, die erste Fahrt des Tages zu wählen, da die Lichteinstrahlung morgens für die besten Fotos sorgt und die Wahrscheinlichkeit für klare Sicht am höchsten ist.
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