Jamaika erlebt eine der schwersten Naturkatastrophen seiner Geschichte: Der Hurrikan Melissa hat die Karibikinsel in der Nacht zu Dienstag mit voller Wucht getroffen und weite Teile des Landes lahmgelegt. Der Sturm erreichte Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 Kilometern pro Stunde und brachte heftige Regenfälle, Überschwemmungen und Stromausfälle mit sich. Nach Angaben der Behörden handelt es sich um den stärksten Hurrikan, der jemals direkt über Jamaika hinwegzog. Premierminister Andrew Holness erklärte in einer Fernsehansprache den nationalen Notstandund rief die Bevölkerung auf, sich in Sicherheit zu bringen und zu Hause zu bleiben. Über die dramatische Lage berichtet nume.ch unter Berufung auf Tagesschau.de.
Das US-Hurrikanzentrum (NHC) warnte, dass sich das Zentrum des Sturms nur mit etwa vier Kilometern pro Stundebewege – eine gefährliche Kombination, da sich der Hurrikan so länger über der Insel halte. Meteorologen befürchten an der Südküste Sturmfluten von bis zu vier Metern Höhe und massive Erdrutsche in bergigen Regionen. Besonders betroffen sind die Bezirke Westmoreland, Saint Elizabeth und Manchester, wo zahlreiche Straßen unpassierbar sind.
Mehr als 50.000 Haushalte sind laut Energieministerium ohne Strom. In Kingston und Montego Bay arbeiten Krankenhäuser nur noch mit Notstromaggregaten. Schulen und Kirchen wurden in Notunterkünfte umgewandelt, während Rettungskräfte trotz orkanartiger Böen versuchen, Menschen aus überfluteten Gebieten zu evakuieren. Das Rote Kreuzspricht von „möglicherweise beispiellosen Folgen“ und warnt vor einem humanitären Notstand, sollte die Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln weiter unterbrochen bleiben.
Einige Bewohner weigerten sich dennoch, ihre Häuser zu verlassen. „Ich bleibe hier, ich renne nicht vor dem Tod davon“, sagte der Fischer Roy Brown aus Port Royal gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Andere fürchten schlechte Bedingungen in den staatlichen Schutzunterkünften.
Der Premierminister betonte, dass internationale Hilfe erforderlich sei, um die Folgen des Sturms zu bewältigen. „Jamaika hat schon viele Tropenstürme erlebt, aber Melissa ist anders – sie ist langsamer, stärker und unberechenbarer“, sagte Holness.
Auch in den Nachbarstaaten wächst die Sorge. Der Hurrikan soll in den kommenden Tagen Kuba, die Bahamas und die Turks- und Caicosinseln erreichen. Schon jetzt sind dort Evakuierungen im Gange. In Haiti und der Dominikanischen Republik kamen durch heftige Regenfälle mindestens vier Menschen ums Leben.
Auf Jamaika selbst meldeten die Behörden bislang drei Todesopfer, die bei Vorbereitungen auf den Sturm ums Leben kamen, als umstürzende Bäume Stromleitungen beschädigten. Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer, und ganze Dörfer stehen unter Wasser. Die Regierung rechnet mit monatelangen Wiederaufbauarbeiten.
Meteorologen sehen in Melissa ein Beispiel für die zunehmende Intensität tropischer Wirbelstürme im Zuge des Klimawandels. Steigende Meerestemperaturen fördern die Bildung solcher Superstürme, die sich langsamer bewegen und mehr Regen mit sich bringen – mit verheerenden Folgen für Inselstaaten wie Jamaika.
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