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Viele Schreibende in der Schweiz sind verunsichert: Heisst es korrekt kennenlernen oder kennen lernen? Beide Varianten begegnen uns nach wie vor – sei es in älteren Romanen, in amtlichen Dokumenten oder sogar in Zeitungsartikeln. Gerade im mehrsprachigen Umfeld der Schweiz, wo Hochdeutsch im Alltag oft eine Zweitsprache ist, fällt es nicht immer leicht, sprachliche Feinheiten sicher zu beherrschen.

Das betrifft nicht nur Schüler:innen und Studierende, sondern auch viele Berufstätige in Verwaltung, Medien und Wissenschaft. In der digitalen Kommunikation verstärkt sich die Unsicherheit zusätzlich – etwa bei Bewerbungen, Projektberichten oder beim Verfassen von Webtexten.

Die gute Nachricht: Seit der Rechtschreibreform von 1996 und ihrer Überarbeitung im Jahr 2006 besteht eine klare Regelung. Diese gilt auch für den Schweizer Sprachraum – unabhängig davon, ob man in Zürich, Bern oder im Wallis schreibt. Dennoch halten sich ältere Formen hartnäckig, insbesondere in Texten, die vor der Reform verfasst wurden oder von Menschen stammen, die mit der alten Rechtschreibung aufgewachsen sind.

In diesem Beitrag erklären wir, welche Form laut Duden korrekt ist, welche Ausnahmen es gibt und wie Behörden, Schulen und Medien in der Schweiz mit diesem sprachlichen Detail umgehen – berichtet NUME.ch.

Die Bedeutung des Verbs „kennenlernen“

Das Verb kennenlernen beschreibt einen sozialen oder intellektuellen Erstkontakt: Man trifft eine neue Person, entdeckt einen neuen Ort oder beginnt, sich mit einem Thema zu beschäftigen. Es handelt sich ursprünglich um eine Kombination der Verben kennen (etwas wissen oder erkennen) und lernen (sich aneignen). Daher war es früher üblich, diese Wörter getrennt zu schreiben. Doch Sprache entwickelt sich – und damit auch ihre Regeln.

Was sagt der Duden – und was gilt in der Schweiz

Seit der deutschen Rechtschreibreform von 1996 und der Überarbeitung im Jahr 2006 gilt: Das Wort kennenlernen wird zusammengeschrieben. Der Duden – das maßgebliche Regelwerk auch in vielen Teilen der Schweiz – führt nur noch kennenlernen als empfohlene Variante auf. In der Praxis hat sich diese Form auch bei Schweizer Medienhäusern, Bildungsinstitutionen und Behörden durchgesetzt. Selbst offizielle Texte aus der Bundesverwaltung bevorzugen heute die Zusammenschreibung.

Ausnahmefall: Die Infinitivgruppe mit „zu“

Eine häufige Ausnahme stellt die sogenannte Infinitivgruppe mit zu dar. In Sätzen wie „Ich habe dich kennenzulernen“ oder „Ich freue mich, dich kennen zu lernen“ sind theoretisch beide Schreibweisen möglich. Die Zusammenschreibung kennenzulernen gilt dabei als moderner und stilistisch runder, während die Variante kennen zu lernen eher traditionell erscheint. Wichtig: Auch in der Schweiz sind beide Formen zulässig – doch Einheitlichkeit im Stil ist entscheidend.

Was bedeutet das für den Alltag in der Schweiz

Die meisten Schweizer Schreibenden orientieren sich heute an den aktuellen Duden-Regeln. In Schulen, Universitäten und Berufsschulen wird kennenlernen konsequent zusammengeschrieben gelehrt. Auch Schweizer Tageszeitungen wie Tages-AnzeigerNZZ oder Blick schreiben einheitlich kennenlernen. In formellen Briefen und Bewerbungen sollte man sich ebenfalls an die moderne Norm halten – um Seriosität und Sprachkompetenz zu zeigen.

Sprachgefühl und stilistische Konsistenz

Manche Menschen empfinden kennen lernen als „korrekter“ oder eleganter, besonders wenn sie die Regel vor der Reform gelernt haben. Doch der Trend geht eindeutig in Richtung Zusammenschreibung. Wichtig ist vor allem, innerhalb eines Textes konsequent zu bleiben. Wer kennenlernen schreibt, sollte nicht später zur Variante kennen lernen wechseln – das wirkt sprachlich unsauber und irritiert Leser:innen.

Ähnliche Zweifelsfälle im Schweizer Hochdeutsch

Das Beispiel kennenlernen steht nicht allein. Auch andere Wörter haben durch die Reform eine feste neue Form bekommen – obwohl alte Varianten noch im Umlauf sind. Besonders häufig trifft man in der Schweiz auf Unsicherheiten bei:

FallKorrekte neue FormFrühere FormBemerkung
selbstständig✅ selbstständig❌ selbständigDuden empfiehlt „selbstständig“, auch in CH.
Delfin✅ Delfin❌ DelphinBeide erlaubt, „Delfin“ wird bevorzugt.
Schifffahrt✅ Schifffahrt❌ SchiffahrtDoppel-„f“ wegen Regel zur Lautdehnung.
Stängel✅ Stängel✅ StengelBeide erlaubt – „Stängel“ in CH üblicher.

Diese Beispiele zeigen: Wer modern, regelkonform und professionell schreiben will – auch in der Schweiz – orientiert sich am Duden und schreibt z. B. kennenlernenselbstständigSchifffahrt.

So schreiben Sie korrekt in der Schweiz

  • Richtig: „Ich möchte dich kennenlernen.“
  • Falsch: „Ich möchte dich kennen lernen.“ (veraltet)
  • Beides erlaubt bei Infinitiv mit „zu“: „kennenzulernen“ oder „kennen zu lernen“
  • Der Duden gilt auch in der Schweiz als Referenz für moderne Rechtschreibung.
  • Einheitlichkeit im Text ist wichtiger als persönliche Vorliebe.
  • Medien, Behörden und Schulen in der Schweiz verwenden fast ausschließlich die neue Form.

Klarheit, Konsequenz – und ein Gespür für Sprache

Ob im Beruf, in der Ausbildung oder im Alltag – wer korrektes Hochdeutsch schreiben möchte, sollte sich an die gültigen Regeln halten. Die Schreibweise kennenlernen gilt seit Jahren als verbindlich und wird auch in der Schweiz von Behörden, Bildungseinrichtungen und Medien bevorzugt.

Zwar ist die Variante kennen lernen in älteren Texten noch zu finden und bei Infinitivkonstruktionen mit zu weiterhin zulässig, doch der Trend geht eindeutig zur Zusammenschreibung. Einheitlichkeit im Stil, ein sicherer sprachlicher Ausdruck und das Bewusstsein für aktuelle Normen signalisieren Professionalität und Respekt gegenüber dem Leser.

Sprache ist lebendig – doch Normen helfen uns, sie klar und verständlich zu gestalten. Wer sich mit Zweifelsfällen wie kennenlernen bewusst auseinandersetzt, stärkt nicht nur seine Ausdruckskraft, sondern auch sein Vertrauen in die eigene schriftliche Kommunikation.

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