Martinstag am 11. November ist zwar in der gesamten Schweiz kein nationaler Feiertag, doch zelebrieren viele Regionen, insbesondere im katholischen Mittelland und der Zentralschweiz, das Martinsfest mit tief verwurzelten kulinarischen Traditionen. Die Gans, das historische Fastengebot und die Pachtabgabe im Spätherbst spielten dabei eine Rolle, aber nicht selten tritt an ihre Stelle die Martins-Ente, die mit ihrem dunklen, intensiven Fleisch und der knusprigen Haut ein ebenso festliches und unvergessliches Mahl bietet. Besonders die Rezepte der Grossmütter, die über Generationen verfeinert wurden, garantieren dabei den authentischen Geschmack und die perfekte Saftigkeit des Geflügels. Diese traditionellen Zubereitungsarten sind oft das Herzstück der herbstlichen Küche und vereinen einfache, ehrliche Zutaten zu einem echten Festmahl, das an die Werte des Teilens und der Geselligkeit erinnert. Der Konsum von Geflügel, insbesondere von Ente und Gans, steigt in der Schweiz im November markant an, was diesen tief verwurzelten Brauch in der modernen Gesellschaft widerspiegelt und die grosse Beliebtheit dieser Festtagsgerichte belegt. Wie man die perfekte Martins-Ente nach Grossmutters Art zubereitet und welche Geheimnisse für eine knusprige Haut sowie eine aromatische Sauce sorgen, beleuchtet dieser umfassende kulinarische Leitfaden. Die Redaktion von Nume.ch.
Klassischer Schweizer Entenbraten: Das Geheimnis der Apfelfüllung
Der traditionelle Entenbraten für den Martinstag in der Schweiz zeichnet sich durch seine aromatische Füllung aus, die dem Fleisch eine feine Süße und Saftigkeit verleiht. Die Grossmütter setzten hierbei auf lokale, saure Äpfel und würzten diese dezent mit Beifuss und Majoran, um das Aroma zu intensivieren. Beifuss, ein traditionelles Gewürz für fettreiches Geflügel, hilft nicht nur bei der Fettverdauung, sondern verleiht dem Entenfleisch auch eine leicht herbe, waldige Note, die perfekt in die Herbstsaison passt. Der Trick für die perfekte Ente liegt in einer langsamen, schonenden Garung, bei der das Fett langsam aus der Haut austritt und diese nach dem anschliessenden Aufknuspern goldbraun und kross wird. Das überschüssige Entenfett wird von vielen Grossmüttern sorgfältig abgeschöpft und als Entenschmalz mit Salz und Majoran auf kräftigem Bauernbrot serviert, was ein beliebtes, traditionelles Schweizer Brotaufstrich-Rezept darstellt.

Die Zubereitung nach dieser klassischen Methode beginnt mit der sorgfältig vorbereiteten Ente, die innen und aussen gesalzen wird. Anschliessend wird die Ente mit den geschnittenen Äpfeln, Zwiebeln und Kräutern gefüllt und die Öffnung vernäht. Der Bratvorgang startet meist bei einer hohen Temperatur, die nach kurzer Zeit reduziert wird, um das Fleisch sanft zu garen.
| Zutat | Menge (für ca. 2,5 kg Ente) | Zweck |
| Ente (küchenfertig) | 1 Stück | Hauptkomponente des Festtagsgerichts |
| Saure Äpfel (z.B. Boskoop) | 3-4 Stück | Für die Saftigkeit und fruchtige Note der Füllung |
| Zwiebeln (grob gewürfelt) | 2 Stück | Für Würze in der Füllung und Saucenbasis |
| Beifuss (getrocknet oder frisch) | 2 TL oder 2 Zweige | Klassisches Gewürz für Geflügel, unterstützt die Verdauung |
| Salz und Pfeffer | Nach Geschmack | Kräftiges Würzen der Ente von innen und aussen |
Nach dem Füllen wird die Ente in einen Bräter gegeben, mit etwas Wasser oder Brühe angegossen und zunächst bei 200 Grad Celsius (Ober-/Unterhitze) für etwa 30 Minuten angebraten. Danach wird die Temperatur auf 160 bis 170 Grad reduziert und die Ente für weitere zwei bis zweieinhalb Stunden langsam geschmort. Während der Garzeit muss die Ente regelmässig mit dem Bratensaft übergossen und das austretende Fett abgeschöpft werden, um eine knusprige Haut zu gewährleisten.
Entenbraten nach «Basler Art»: Mit Orange und Honig für die Knusprigkeit
In einigen Kantonen, die der französischen Küche näher stehen, wie beispielsweise in der Nordwestschweiz, findet man Variationen des Martins-Entenbratens, die auf eine feine Süsse und eine krossere Haut setzen. Das Rezept der Grossmutter aus der Region Basel kombiniert die Säure der Orange mit der Süße des Honigs, um der Haut eine unwiderstehliche, karamellisierte Oberfläche zu verleihen. Die Verwendung von frischen Orangen und ein Glas Rotwein oder Portwein in der Saucengrundlage sind hierbei unerlässlich, da diese Zutaten dem Gericht eine elegante, leicht exotische Note verleihen, die es vom rustikalen Entenbraten abhebt. Es ist überliefert, dass diese Verfeinerungen in wohlhabenderen bürgerlichen Haushalten der Stadt Basel entstanden, wo die Verfügbarkeit von Zitrusfrüchten schon früh ein Zeichen von gutem Geschmack war.

Um diese glänzende, karamellisierte Haut zu erreichen, wird die Ente, nachdem sie eine Stunde geschmort wurde, mit einer Mischung aus Honig und etwas Orangensaft oder Sojasauce bestrichen und bei erhöhter Temperatur fertig gebraten.
| Geheimtipps für Knusprige Haut | Detaillierte Umsetzung |
| Haut einstechen | Vor dem Braten die Haut mehrmals vorsichtig mit einer Rouladennadel einstechen, ohne das Fleisch zu verletzen, damit das Fett besser abfliessen kann. |
| Regelmässig begiessen | Während der Garzeit die Ente alle 20–30 Minuten mit dem Bratensaft oder Salzwasser übergießen. |
| Schluss-Hitze | Für die letzten 10–15 Minuten die Temperatur auf 220 Grad Celsius erhöhen oder die Grillfunktion nutzen, um die Haut aufzuknuspern. |
| Honig-Glasur | Die Ente eine halbe Stunde vor Ende der Garzeit mit einer Mischung aus Honig und Orangensaft bepinseln. |
Die Füllung dieser Variante ist oft einfacher gehalten und besteht aus Orangenstücken, einem Bund frischer Kräuter wie Thymian und Rosmarin sowie Zwiebeln. Diese Aromen durchdringen das Fleisch während des Garprozesses und sorgen für ein unvergessliches Geschmackserlebnis. Ein entscheidender Schritt ist die Ruhephase der Ente nach dem Braten, die es dem Fleischsaft erlaubt, sich wieder im Fleisch zu verteilen, was für ein besonders zartes und saftiges Ergebnis sorgt.
Rustikale Martins-Ente: Kräftig mit Pilzen und Rotwein aus dem Jura
Die dritte traditionelle Zubereitungsart findet sich besonders in den ländlichen und französisch beeinflussten Regionen der Schweiz, wie dem Jura oder dem Kanton Waadt, und ist deutlich erdiger und kräftiger im Geschmack. Hier wird die Ente oft mit einer Füllung aus Waldpilzen, Maronen und einem Schuss Rotwein oder Portwein zubereitet. Dieser rustikale Stil erinnert an die Jagdtradition und die Fülle des Waldes im Herbst. Die Pilze, oft lokale Sorten wie Steinpilze oder Pfifferlinge, werden vor dem Füllen mit Zwiebeln in Entenschmalz angedünstet, um ihr Aroma voll zu entfalten, was zu einer tiefen, umami-reichen Geschmacksnote führt.

Dieses Rezept erfordert eine längere Schmorzeit bei niedrigerer Temperatur, um die komplexen Aromen vollständig zu entfalten.
| Rezept für die rustikale Füllung | Zubereitungsschritte |
| Pilze (Maronen, Steinpilze) | 250 g, in Scheiben oder Stücken |
| Maronen (vorgekocht) | 150 g, grob gehackt |
| Zwiebeln und Knoblauch | 1 Zwiebel, 2 Zehen |
| Kräuter (Thymian, Petersilie) | 1 Bund |
| Rotwein oder Portwein | 100 ml |
| Schritt 1: Pilze und Zwiebeln in etwas Entenschmalz scharf anbraten. | |
| Schritt 2: Maronen hinzufügen, mit Rotwein ablöschen und kurz einkochen lassen. | |
| Schritt 3: Mit Kräutern würzen und abkühlen lassen, bevor die Ente gefüllt wird. |
Der Bratensatz, der bei dieser Methode durch das Anrösten von Wurzelgemüse und den Pilzresten im Bräter entsteht, bildet die Grundlage für eine besonders intensive und dunkle Rotwein-Sauce. Um die Sauce zu entfetten, wird der Bratensaft nach dem Schmoren abgesiebt und in einem Fettkännchen ruhen gelassen, damit sich das Fett oben absetzt und leicht abgeschöpft werden kann. Die anschliessende Reduktion des Rotweinfonds mit etwas Geflügelbrühe und einer Prise Zucker führt zu einer sämigen, tiefroten Sauce, die perfekt zu den traditionellen Schweizer Beilagen passt.
Die perfekten Beilagen und Saucen für das Martinsmahl
Unabhängig davon, für welches Entenbraten-Rezept man sich entscheidet, sind die Beilagen ein unverzichtbarer Bestandteil des Schweizer Martinsmahls. Traditionell werden die gebratenen Enten oder Gänse mit Rotkohl und Kartoffelknödeln serviert. Diese klassischen Kombinationen bieten den idealen Kontrast zur Reichhaltigkeit des Geflügelfleisches. Die Zubereitung des Rotkohls erfolgt meist mit Äpfeln, Zwiebeln, etwas Essig und Zimtstange oder Nelken, um eine süss-saure Note zu erzielen. In der Schweiz, so berichten regionale Statistiken, greifen Köche und Köchinnen oft zu Schweizer Äpfelnorten wie 'Gala' oder 'Jonagold' für ihren Rotkohl, was eine jährliche Produktion von über 130.000 Tonnen Schweizer Äpfel (Quelle: Agroscope, Jahr 2024/2025) unterstützt.
Die Kartoffelknödel – oder im Dialekt oft Ärdäpfelknödel – bestehen in der Regel aus gekochten, durchgepressten Kartoffeln, die noch warm mit Kartoffelstärke, Grieß und Salz zu einem Teig verarbeitet werden. Für eine schnelle Variante greifen viele auf die sogenannten "Sonntagsknödel" aus dem Detailhandel zurück. Ein weiteres traditionelles Element sind die glasierten Maronen (Esskastanien), die besonders im Jura und Tessin als Beilage geschätzt werden und dem Gericht eine nussige, herbstliche Textur verleihen. Die Saucenbasis bildet immer der Bratensaft, der entfettet, mit Wein abgelöscht und mit etwas Mehl oder Stärke gebunden wird. Ein Schuss Orangensaft oder Preiselbeerkonfitüre kann der Sauce eine fruchtige Abrundung verleihen.
Die festliche Martins-Ente ist mehr als nur ein Gericht; sie ist ein kulinarisches Bekenntnis zur Tradition und zur Wertschätzung ehrlicher, saisonaler Küche. Ob mit klassischer Apfelfüllung, baslerischer Honig-Glasur oder rustikalen Waldpilzen – die Geheimnisse der Grossmütter garantieren in jedem Fall ein zartes, saftiges Fleisch und eine Haut, die mit jedem Bissen knuspert. Mit diesen detaillierten Anleitungen und Tipps steht dem perfekten Martinsmahl im Kreise der Familie nichts mehr im Wege.
Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht – in der Schweiz und der Welt: Ernährung und Psyche: Wie die tägliche Kost Stimmung, Energie und geistige Klarheit beeinflusst
