Der Martinstag am 11. November wird auch in der Schweiz mit einer Vielfalt an Bräuchen gefeiert, die tief in der Verehrung des Heiligen Martin von Tours verwurzelt sind und die Werte des Teilens und der Nächstenliebe in den Mittelpunkt stellen. Im Jahr 2025 fällt der traditionelle Gedenktag auf einen Dienstag und ist, ähnlich wie in Deutschland, kein landesweit gesetzlicher Feiertag in der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Dennoch existieren wichtige regionale Ausnahmen: Bestimmte Gemeinden, insbesondere in katholisch geprägten Kantonen wie Schwyz, Solothurn (z. B. Büren, Mümliswil-Ramiswil) und Luzern (z. B. Entlebuch, Hochdorf), haben den Martinstag als Gemeindefeiertag oder öffentlichen Ruhetag festgelegt, was zur Schliessung von Geschäften und Büros führen kann. Diese regionalen Unterschiede erfordern von den Bürgerinnen und Bürgern eine genaue Prüfung der lokalen Vorschriften, um den Tag angemessen zu planen. Die Feierlichkeiten um den 11. November, die von stimmungsvollen Laternenumzügen bis hin zu spezifischen kulinarischen Genüssen reichen, zelebrieren die Mantelteilung des Heiligen Martinus und bilden gleichzeitig den Übergang in die dunkle Jahreszeit. Darüber berichtet die Redaktion von Nume.ch.
Der Heilige Martin und die Geste des Teilens in Schweizer Traditionen
Der Martinstag, dessen Datum auf die Grablegung des Bischofs Martin von Tours am 11. November 397 zurückgeht, erinnert an die Lebensleistung dieses populären Heiligen. Martinus, ein geborener Römer aus Pannonien (heutiges Ungarn), trat trotz christlicher Prägung seiner Jugend widerwillig in die römische Armee ein. Die zentrale Botschaft, die am Martinstag vermittelt wird, stammt aus der Zeit, als Martin noch Soldat war: Eines kalten Winters teilte er seinen warmen Mantel mit dem Schwert in zwei Hälften, um ihn einem frierenden Bettler am Stadttor von Amiens zu geben. Diese Geste der Barmherzigkeit und Solidarität bildet das moralische Fundament des Martinsfestes. In der Schweiz wird diese Legende in vielen Gemeinden durch Martinsspiele oder Reiterumzüge lebendig gehalten, bei denen ein Reiter, oft in der Uniform eines römischen Soldaten und mit rotem Mantel, die Szene nachstellt. Diese Tradition ist besonders in ländlichen und katholischen Regionen der Zentralschweiz und im Jura tief verwurzelt. Martin von Tours gilt nicht nur als Schutzheiliger der Armen, sondern auch der Reiter und der Flüchtlinge.

Martinsumzüge und Laternen: Ein Lichtermeer in den Schweizer Kantonen
Die eindrücklichsten Bräuche am 11. November sind die Martinsumzüge – oder regional Martinsritte genannt – bei denen vor allem Kinder mit ihren selbstgebastelten Laternen oder Lampions durch die Strassen ziehen. Diese Lichterprozessionen symbolisieren die Überführung des Leichnams Martins und vor allem die Metapher des Lichts, das die Tat der Nächstenliebe in die Dunkelheit des Winters trägt. Die Umzüge finden in vielen Orten in den Tagen vor und am 11. November statt und enden oft mit einem Martinsfeuer oder einer Zusammenkunft, bei der Martinsgebäck verteilt wird. Im Vergleich zu Deutschland, wo oft der "Weckmann" dominant ist, sind in der Schweiz regional unterschiedliche Backwaren üblich, die jedoch alle den Charakter eines süssen, geteilten Gebäcks aufweisen können. Mancherorts werden auch kleine Päckchen mit Nüssen und Trockenfrüchten, die ebenfalls die traditionelle Armenspeisung widerspiegeln, an die Kinder verteilt. Die genauen Zeiten und Routen der Umzüge werden meist von den lokalen Kirchgemeinden oder Schulen organisiert und frühzeitig bekannt gegeben.

| Schweizer Bräuche und ihre Symbolik | Kantonale Verbreitung (Beispiele) |
| Laternenumzüge (Lichtermärsche) | Weit verbreitet, stark in katholischen Kantonen (LU, SZ, SO) |
| Gemeindefeiertag (Öffentlicher Ruhetag) | Schwyz, Solothurn (Büren), Luzern (Entlebuch) |
| Martinsgansessen | Gastronomisch verbreitet in der gesamten Deutschschweiz |
| Martinsbrot/Gebäck | Regional unterschiedliches Gebäck als Symbol des Teilens |
| Martinsbetteln (vergleichbar mit "Räbeliechtli-Umzügen") | Regional selten, hat historische Parallelen zu ähnlichen Herbstbräuchen |
Martinstag und der komplexe Status als Feiertag in der Schweiz
Für die Bürgerinnen und Bürger der Schweiz ist die Frage nach dem Feiertagsstatus am 11. November besonders relevant, da dieser nicht national geregelt ist, sondern auf kommunaler Ebene entschieden wird. Bundesweit ist der Martinstag kein gesetzlicher Feiertag. Diese fehlende landesweite Regelung führt dazu, dass in den meisten Kantonen und Gemeinden der 11. November ein ganz normaler Arbeitstag ist. Ein wichtiges Detail ist jedoch in einigen katholischen Hochburgen zu beachten: In der Gemeinde Schwyz zum Beispiel ist der St. Martinstag als Patroziniumsfest der Kirche St. Martin als Gemeindefeiertag festgelegt und gilt damit als öffentlicher Ruhetag, an dem Störungen der sonn- oder feiertags angemessenen Ruhe untersagt sind. Etwa 15% der Schweizer Bevölkerung lebt in Gemeinden, die zusätzliche, überkantonale Feiertage wie den Martinstag begehen. Für alle anderen gilt: Banken, Post und Geschäfte haben regulär geöffnet, und es besteht allgemeine Arbeits- und Schulpflicht.

Die Martinsgans in der Schweizer Gastronomie und ihre Ursprünge
Obwohl die Schweiz keine vergleichbar starke Karnevalstradition wie das deutsche Rheinland besitzt, teilt sie die kulinarische Tradition der Martinsgans. Die Martinsgans wird in der Schweizer Gastronomie, insbesondere in der Deutschschweiz, häufig als festliches Gericht im November angeboten. Der Brauch geht, wie auch in anderen mitteleuropäischen Ländern, auf zwei historische Gründe zurück. Zum einen symbolisierte die Gans im Mittelalter oft die Pachtabgabe ("Martinsschoß") am Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres, die um den 11. November fällig wurde. Zum anderen markierte das Martinsfest den Beginn der vorweihnachtlichen Fastenzeit (Adventsfasten), die früher 40 Tage dauerte und in einigen orthodoxen Kirchen bis heute begangen wird. Bevor die Fastenzeit begann, mussten die Menschen alle fetten und verderblichen Lebensmittel verzehren – darunter die im Herbst schlachtreifen Gänse. Statistisch gesehen steigt der Konsum von Geflügel, insbesondere Gans, in der Schweiz im November signifikant an, was diesen tief verwurzelten Brauch in der modernen Gesellschaft widerspiegelt. Die Zubereitung der Martinsgans erfolgt traditionell mit Füllungen aus Äpfeln, Zwiebeln und Kräutern, serviert mit Rotkohl und Kartoffelknödeln.
Der Martinstag in der Schweiz ist ein facettenreiches kulturelles Phänomen, das die universelle Botschaft der Barmherzigkeit übermittelt, während es gleichzeitig die tief verwurzelte kleinstaatliche Autonomie der Eidgenossenschaft im Feiertagsrecht widerspiegelt. Die Teilnahme an den Umzügen mit ihren leuchtenden Laternen bietet Familien eine wunderbare Gelegenheit, die Werte des Teilens und der Solidarität aktiv zu erleben. Ob Sie nun in einer Gemeinde mit offizieller Martinstagsruhe leben oder an einem gewöhnlichen Arbeitstag die Gans im Restaurant geniessen: Der 11. November bleibt ein wichtiger, leuchtender Marker im Schweizer Herbst.
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