Katar (Qatar) will Olympia 2036 ausrichten – eine historische Premiere für die gesamte MENA-Region (Naher Osten und Nordafrika). Nach der aufsehenerregenden Fußball-WM 2022 positioniert sich das Emirat erneut als globaler Sportstandort. Doch die Konkurrenz ist stark, und alte Kontroversen werfen lange Schatten. Über diese Entwicklung berichtet NUME.ch unter Berufung auf marca.com.
Infrastruktur fast vollständig: Doha sieht sich bereit
Der Präsident des Katarischen Olympischen Komitees (QOC), Scheich Joaan bin Hamad Al Thani, erklärte, dass bereits 95 % der für Olympia erforderlichen Sportstätten in Doha existieren. Geplant ist, die restlichen 5 % rechtzeitig vor 2036 fertigzustellen.
Doha hat in den vergangenen Jahren zahlreiche internationale Sportveranstaltungen ausgerichtet:
- Schwimm-Weltmeisterschaften 2024
- Handball-Weltmeisterschaft 2015
- Formel-1 Grand Prix von Katar
- Doha Diamond League (Leichtathletik)
- ATP- und WTA-Tennis-Turniere
Katar verweist auf diese Erfahrung als Beleg für seine organisatorische und logistische Stärke.
IOC offen für neue Formate: Diskussion um Terminverschiebung
Die neue IOC-Präsidentin Kirsty Coventry zeigt sich offen für eine klimabedingte Anpassung des Zeitpunkts der Spiele. Ähnlich wie die Fußball-WM 2022 im Winter stattfand, könnten auch die Olympischen Spiele außerhalb des üblichen Sommerzeitraums angesetzt werden – ein Novum in der olympischen Geschichte.
„Wir müssen offen sein für regionale Gegebenheiten, wenn wir den olympischen Gedanken wirklich global denken“, sagte Coventry laut Marca.
Früheres Scheitern: Doha lernte aus den Niederlagen
Katar bewarb sich bereits für die Olympischen Spiele 2016 und 2020 – ohne Erfolg. Die damalige Kritik betraf vor allem:
- das heiße Wüstenklima,
- die logistische Komplexität,
- fehlende internationale Erfahrung.
Mit dem WM-Erfolg 2022 will Katar nun beweisen, dass es aus der Vergangenheit gelernt hat.
Internationale Konkurrenz: Vier starke Mitbewerber
Vier weitere Städte haben ihr Interesse an Olympia 2036 bekundet:
- Ahmedabad (Indien) – mit massiven Investitionen in neue Sportstätten.
- Santiago (Chile) – Erfahrung aus den Panamerikanischen Spielen.
- Istanbul (Türkei) – mehrfacher Bewerber mit langjähriger Infrastrukturentwicklung.
- Nusantara (Indonesien) – Indonesiens neue Hauptstadt mit geplanter Smart City-Struktur.
Alle Bewerber setzen auf Innovationsprojekte und nationale Prestigeziele.
Menschenrechtslage: Kritik überschattet Katars Ambitionen
Trotz des sportlichen Erfolgs bei der Fußball-WM 2022 bleibt die Menschenrechtslage in Katar ein zentraler Kritikpunkt.
Hauptkritikpunkte:
- Laut Amnesty International starben Tausende Gastarbeiter beim Stadionbau unter extremen Bedingungen.
- 60 Arbeiter wurden festgenommen, weil sie ausstehende Löhne einforderten. Sie wurden bei Temperaturen über 41°C ohne Klimaanlage inhaftiert.
- Homosexualität ist in Katar strafbar – was aus Sicht vieler westlicher Länder nicht mit dem olympischen Geist vereinbar ist.
„Olympia darf nicht dort stattfinden, wo Meinungsfreiheit kriminalisiert und Arbeiter ausgebeutet werden“, so Human Rights Watch.
Politische Botschaft: Katar strebt globale Anerkennung an
Katar sieht die Spiele als Symbol:
- für Modernisierung ohne westliche Verwurzelung,
- für die Positionierung als globaler Akteur,
- für den Dialog zwischen Kulturen.
Doch Kritiker warnen vor einer Imagepflege auf Kosten der Menschenrechte.
Entscheidung noch offen: Wird 2036 Geschichte schreiben
Mit Los Angeles 2028 und Brisbane 2032 sind die nächsten Austragungsorte fixiert. 2036 bleibt offen, und das Bewerbungsverfahren ist noch nicht formell gestartet.
Katar (Qatar) hat die Infrastruktur und politische Entschlossenheit – doch transparente Standards, Menschenrechte und öffentliche Meinung werden bei der IOC-Entscheidung eine zentrale Rolle spielen.
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