Teilen Sie dies:

Das Eröffnungsbild setzte auf Kulturtechnik: Vier humanoide Roboter in 3D-gedruckten Rüstungen der Terrakotta-Armee trommelten synchron, während fünf weitere Roboter gemeinsam mit einer Live-Tänzerin choreografiert tanzten. Das Ensemble holte Gold im Gruppentanz. Entwickelt wurde die Show in einer Dreimonats-Kooperation der Beijing Dance Academy (BDA) mit Optics Valley Dongzhi (Robotermodelle ca. 1,7 m/70 kg). Bewegungsdaten einer BDA-Tänzerin wurden per Motion-Capture-Anzug aufgenommen und auf die Roboter übertragen. Parallel wurden Motoren, Komponenten und Algorithmen aufgerüstet, um Bewegungsfluss, Stabilität und Koordination zu erreichen. Die Systeme können bei zu geringem Abstand autonom Kurskorrekturen vornehmen, um Abweichungen und Kollisionen zu vermeiden. Darüber berichtet NUME unter Berufung auf die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Sportliche Wettbewerbe & Technikleistung

Im Wettbewerb des stehenden Hochsprungs sorgte der zweibeinige humanoide Roboter RobotEra L7 für Aufsehen: Mit einer Höhe von 95,641 cm holte er souverän die Goldmedaille. Dieser Wert mag im Vergleich zu menschlichen Athleten bescheiden wirken, doch für eine bipedale Maschine stellt er einen bedeutenden Fortschritt dar.

Die Herausforderung liegt in der Kombination aus präziser Sensorik und fortgeschrittener dynamischer Regelung. Damit ein humanoider Roboter überhaupt springen kann, müssen Bewegungen von Gleichgewicht, Impulsübertragung und Landestabilität millisekundengenau abgestimmt sein. Kleinste Abweichungen könnten zu Instabilität oder Stürzen führen.

Nach Angaben der Entwickler versteht sich der Wettbewerb nicht nur als sportliche Demonstration, sondern als Härtetest für Hardware und Bewegungssteuerung. Die Sprungdisziplin zwingt die Systeme, ihre Motorleistung, Gelenkkoordination und Balancealgorithmen unter realistischen Wettkampfbedingungen zu optimieren.

Bemerkenswert ist zudem, dass RobotEra L7 nicht nur für sportliche Aufgaben konstruiert wurde. Abseits der Arena meistert er allgemeine Operationen des Alltags: etwa Logistik-Sortierung, das Falten von Kleidung oder den Transport von Gütern. Diese Vielseitigkeit zeigt, dass humanoide Plattformen zunehmend in der Lage sind, Kraft, Balance und Timing in komplexen Bewegungsabläufen zuverlässig zu kombinieren.

Ingenieure sehen darin einen Schritt in Richtung praktischer Einsatzfelder: von der Automatisierung in Warenlagern über Unterstützung im Haushalt bis hin zu Dienstleistungen in Pflegeeinrichtungen. Mit jedem präzise gemeisterten Sprung rückt die Vision humanoider Roboter im Alltag näher.

Präzision durch optisches Motion Capture

Damit die Sprungleistungen der Roboter fair und objektiv bewertet werden konnten, kam eine hochentwickelte optische Motion-Capture-Technologie des Unternehmens Noitom Limited zum Einsatz. Das System arbeitet mit einer Submillimeter-Genauigkeit und einer Latenz im Millisekundenbereich – Werte, die notwendig sind, um Bewegungen aufzuzeichnen, die für das menschliche Auge schlicht zu schnell oder zu komplex sind.

Beim stehenden Hochsprung wurden 16 Hochgeschwindigkeitskameras strategisch um die Wettkampffläche platziert. Diese Kameras erfassten die Roboter aus mehreren Perspektiven gleichzeitig und ermöglichten so eine dreidimensionale Rekonstruktion jeder Bewegung. Dadurch konnten nicht nur die exakte Sprunghöhe, sondern auch Körperhaltung, Anlaufwinkel und Landestabilität präzise analysiert werden.

„Die Bewegungen beim Sprung sind so schnell, dass Schiedsrichter sie mit bloßem Auge nicht erfassen können. Unser System übernimmt die Rolle eines objektiven ‚elektronischen Schiedsrichters‘“, erklärte Zhou Feng, Vizepräsident von Noitom Limited.

Die Technologie hat jedoch weit über den Wettkampf hinaus Bedeutung. Noitom setzt Motion Capture auch für Spitzensportler ein, indem komplexe Bewegungsdaten in wissenschaftlich fundierte Trainingspläne übersetzt werden. Laut Unternehmensangaben betreut Noitom inzwischen über 20.000 Kunden in mehr als 50 Ländern – von Profisportlern über Universitäten bis hin zu Film- und Gamingstudios.

Damit verdeutlicht die Anwendung bei den Roboterspielen: Motion Capture ist nicht nur Bewertungsinstrument, sondern auch Katalysator für Fortschritte in Robotik, Sportwissenschaft und industriellen Szenarien.

Vom Wettkampf in den Alltag

Vertreter der Stadt Peking hoben hervor, dass humanoide Systeme zeitnah in realen Szenarien bestehen müssen – von der Fertigung über Krankenhäuser bis Privathaushalte. Branchenakteure sehen einen strukturellen Vorteil humanoider Formen im Haushalt: Räume, Möbel und Objekte sind für menschliche Körpermaße gestaltet; Aufgaben wie Greifen, Tragen oder Bedienen gelingen, wenn Roboter menschliche Bewegungsmuster nachahmen. Gleichzeitig öffnet die Kombination aus starker Hardware und offenen KI-Algorithmen Potenziale für Rettungseinsätze und Services im Nahbereich.

(250815) -- BEIJING, Aug. 15, 2025 (Xinhua) -- Humanoid robots play football during the opening ceremony of The 2025 World Humanoid Robot Games in Beijing, capital of China, Aug. 14, 2025. The 2025 World Humanoid Robot Games kicked off on Thursday in Beijing, showcasing the cutting-edge achievements of humanoid robots in intelligent decision-making and collaborative movement. (Xinhua/Zhang Chenlin)

Kennzahlen auf einen Blick

AspektWert/Angabe
Zeitraum14.–17. August 2025
OrtPeking, China
Teilnehmerfeld280 Teams aus 16 Ländern
Disziplinen26 (Sport, Show, Praxis)
EröffnungTerrakotta-Trommel-/Tanz-Show, Gold im Gruppentanz
Technik-HighlightsMotion-Capture, Motor-/Algorithmus-Upgrades, autonome Kollisionsvermeidung
MesssystemeOptisches Tracking, sub-mm, ms-Latenz (16 Kameras)
RekordRobotEra L7: 95,641 cm (stehender Hochsprung)
AnwendungszielFabriken, Kliniken, Haushalte; Skalierung & Produktreife
(250815) -- BEIJING, Aug. 15, 2025 (Xinhua) -- Humanoid robots compete in a 100m race during the opening ceremony of The 2025 World Humanoid Robot Games in Beijing, capital of China, Aug. 14, 2025. The 2025 World Humanoid Robot Games kicked off on Thursday in Beijing, showcasing the cutting-edge achievements of humanoid robots in intelligent decision-making and collaborative movement. (Xinhua/Xie Han)

Einordnung & Ausblick

Die Spiele markieren einen Meilenstein der Systemintegration: Mechanik, Antrieb, Sensorik und KI-Regelung wurden unter realen Zeitbedingungen zusammengeführt. Für den nächsten Reifegrad sind drei Punkte entscheidend: (1) Robustheit & Sicherheit im Mischbetrieb mit Menschen (z. B. verlässliche Hindernis- und Abstandserkennung), (2) Bedienbarkeit & Wartung im Alltag (Austauschbarkeit von Modulen, Fern-Diagnostik), **(3) Kostenstruktur & Lieferkette, damit Pilotprojekte in Serienanwendungen übergehen. Die klare Botschaft aus Peking: Die humanoide Bauform ist kein Selbstzweck, sondern ein Interface zur menschlichen Umwelt – und rückt damit näher an Haushalt, Pflege, Logistik und Service.

Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht: Perplexity AI macht Übernahmeangebot für Google Chrome im Wert von 34,5 Milliarden Dollar

Teilen Sie dies: