Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, leitete am Montag eine erweiterte Sitzung des Oberbefehlshabers, die vollständig der Energiesicherheit des Landes gewidmet war. Zentrales Thema war der Schutz der Energieinfrastruktur, die in den vergangenen Wochen immer wieder Ziel russischer Angriffe geworden ist. Auch der Ausbau und die Verstärkung der Luftverteidigungssysteme (PWO) standen auf der Tagesordnung. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf Selenskyjs abendliche Videoansprache.
Fokus auf Schutz kritischer Energieanlagen
Selenskyj erklärte, dass während der Sitzung die aktuelle Lage in zahlreichen Regionen des Landes ausführlich besprochen wurde.
„Wir haben die Situation in den Städten von Slawutytsch bis Saporischschja, ebenso in den Gebieten Tschernihiw, Sumy, Charkiw, Donezk, Dnipro, Poltawa, Saporischschja, Zentral- und Westukraine sowie in den südlichen Regionen analysiert. Besonders besorgniserregend sind die Herausforderungen in Mykolajiw und Odessa“, so der Präsident.
Ein wesentlicher Punkt war die Koordination zwischen den regionalen Verwaltungen und der zentralen Regierung, um Engpässe bei der Energieversorgung zu verhindern. Laut Selenskyj wurden konkrete Maßnahmen zur Verstärkung der physischen Sicherheit von Stromerzeugungs- und Verteilanlagen beschlossen, darunter zusätzliche Schutzstrukturen, verbesserte Überwachungssysteme und Notstromkapazitäten.
„Wir müssen sicherstellen, dass jede Gemeinde, jedes Gebiet und jede Station vorbereitet ist – nicht nur auf Stromausfälle, sondern auch auf gezielte Angriffe. Dafür sind zusätzliche Ressourcen nötig. Wir haben entschieden, alle Anträge der Regionalverwaltungen, insbesondere aus Tschernihiw, Sumy, Charkiw und Donezk, vollständig zu erfüllen – sei es in Bezug auf Finanzen, Ausrüstung oder logistische Hilfe“, erklärte Selenskyj.
Ausbau der Luftverteidigung
Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung war die Verstärkung der ukrainischen Luftabwehr, um Energieanlagen und zivile Infrastrukturen besser vor Angriffen zu schützen.
Die Militärführung berichtete über die Stationierung neuer Luftabwehrsysteme, die Integration westlicher Technologien und die Verbesserung der Koordination zwischen Luftwaffe, Zivilschutz und Energieunternehmen.
Selenskyj betonte, dass die Ukraine mit internationalen Partnern zusammenarbeite, um ihre Verteidigungsfähigkeit weiter auszubauen.
„Wir erhöhen die Zahl der einsatzbereiten Systeme, verbessern die Reichweite und Präzision der Abwehr und schaffen gleichzeitig ein einheitliches Reaktionsnetz über mehrere Regionen hinweg“, sagte der Präsident.
Er fügte hinzu, dass die Ukraine von westlichen Partnern zusätzliche Luftabwehrsysteme und Ausrüstung erwarte, um die kritische Infrastruktur vor Winterbeginn noch besser abzusichern.
Russische Angriffe auf das Energiesystem
In der letzten Woche hatte die Russische Föderation eine neue Welle von Angriffen gegen die ukrainische Energieinfrastruktur gestartet. Dabei wurden gezielt Kraftwerke, Umspannstationen und Hochspannungsleitungen in den Regionen Tschernihiw, Sumy, Saporischschja, Dnipro und Donezk angegriffen.
Am schwersten traf es die nördlichen Regionen Sumy und Tschernihiw, wo durch massive Einschläge ganze Stadtteile ohne Strom blieben.
In der Region Tschernihiw wurden strenge Abschaltpläne eingeführt, und die Stadt erlebte zeitweise einen kompletten Blackout.
Besonders kritisch war der Angriff auf die Stadt Slawutytsch, wo infolge der Explosionen die Tschornobyl-Atomkraftanlage vom Stromnetz getrennt wurde. Dabei fiel auch der Neue sichere Einschluss (NSE) aus – eine Schutzhülle, die den zerstörten Reaktorblock 4 umgibt und radioaktive Stoffe isoliert.
Dieser Vorfall löste weltweit Besorgnis aus, da die Energieversorgung der Anlage mehrere Stunden lang unterbrochen war.
Selenskyj bestätigte, dass der Angriff auf das Energieobjekt in Slawutytsch gezielt und geplant gewesen sei.
„Das war ein bewusster Schlag gegen die Energiesicherheit und gegen das Gefühl von Stabilität. Durch diesen Terrorakt kam es zu einem dreistündigen Blackout in der Zone des Atomkraftwerks Tschornobyl“, sagte der Präsident.
Fortgesetzte Angriffe und Gegenmaßnahmen
In den letzten zwei Tagen setzte Russland seine Angriffe auf die ukrainische Energieversorgung fort. Am Montag wurde insbesondere die Region Donezk getroffen. Mehrere Umspannwerke und Leitungen wurden beschädigt, Teile der Region blieben vorübergehend ohne Strom.
Die ukrainischen Behörden arbeiten an der Wiederherstellung der Versorgung und der Einrichtung zusätzlicher Schutzvorrichtungen. Gleichzeitig wird die Bevölkerung gebeten, den Energieverbrauch zu reduzieren und Notstromgeneratoren bereitzuhalten.
Selenskyj erklärte, dass die Regierung zusammen mit Energieunternehmen und internationalen Partnern alles unternehme, um das System widerstandsfähiger zu machen. „Jeder Angriff zeigt, wie wichtig Eigenständigkeit und dezentrale Energiequellen sind. Wir werden dieses System nicht nur reparieren, sondern modernisieren – stärker und sicherer als zuvor.“
Die ukrainische Armee und die Energiebehörden setzen laut Präsident weiterhin auf technologische Innovationen, darunter mobile Schutzkonstruktionen, intelligente Netze und autonome Energieversorgungssysteme. Ziel sei es, die Stromversorgung auch im Falle weiterer Angriffe aufrechtzuerhalten.
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