Teilen Sie dies:

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins bei 0 Prozent belassen – erstmals seit sieben Sitzungen. Gleichzeitig warnte sie, dass die neuen Trump-Zölle die Schweizer Wirtschaft erheblich belasten könnten. Über die Entscheidung berichtete zuerst Reuters. Eine ausführliche Analyse für den deutschen Markt bietet nume.ch.

Die Entscheidung kommt wenige Wochen, nachdem die USA im August einen 39-prozentigen Zoll auf Schweizer Exportgüter verhängt haben. Besonders betroffen sind die Maschinen- und Uhrenindustrie, während die Auswirkungen auf Dienstleistungen bislang begrenzt bleiben.

„Die wirtschaftlichen Aussichten für die Schweiz haben sich aufgrund deutlich höherer US-Zölle verschlechtert. Die Zölle werden Exporte und Investitionen dämpfen“, erklärte die SNB.

Die Notenbank rechnet nun für 2026 nur noch mit einem Wachstum von knapp 1 % (zuvor: 1–1,5 %). Auch die Arbeitslosigkeit dürfte weiter steigen. Die Schweizer Regierung versucht derzeit, mit Washington über eine Senkung der Zollsätze zu verhandeln.

Reaktion der Märkte

Nach Bekanntgabe der Entscheidung gewann der Franken zunächst leicht, gab die Gewinne später aber wieder ab. Gegen den Euro notierte er zuletzt bei 0,9345 Franken, der Dollar stieg um 0,13 % auf 0,796 Franken.

Vergleich mit anderen Notenbanken

Die US-Notenbank Fed hatte vergangene Woche ihren Leitzins erneut gesenkt, um steigender Arbeitslosigkeit vorzubeugen. Die Europäische Zentralbank (EZB) beließ die Zinsen im September unverändert, schloss jedoch weitere Senkungen nicht aus.

Einschätzungen von Analysten

Ökonomen werten die Entscheidung der SNB als erwarteten Schritt. GianLuigi Mandruzzato von EFG Bank erklärte: „Das Hauptrisiko für Wirtschaft und Inflation geht von der US-Handelspolitik aus. Eine kleine offene Volkswirtschaft wie die Schweiz reagiert darauf besonders empfindlich.“

Analysten erwarten, dass der Leitzins mittelfristig bei null bleibt, solange die Inflation – zuletzt leicht gestiegen – im Zielkorridor von 0–2 % verharrt.

Aussage des SNB-Präsidenten

SNB-Präsident Martin Schlegel betonte auf der Pressekonferenz, dass es hohe Hürden für die Wiedereinführung von Negativzinsen gebe. Diese waren von Dezember 2014 bis September 2022 in Kraft und hatten massive Kritik von Sparern und Pensionskassen ausgelöst.

Dennoch sei die Nationalbank „bereit, bei Bedarf die Zinsen erneut zu senken“, so Schlegel. Die Inflation werde 2025 bei 0,2 %, 2026 bei 0,5 % und 2027 bei 0,7 % erwartet.

Ökonomen wie Adrian Prettejohn von Capital Economics gehen davon aus, dass die Zinssenkungen noch nicht beendet sind: „Wir rechnen damit, dass die SNB in den kommenden Quartalen die Zinsen erneut senken wird, um das Risiko einer Deflation zu mindern.“

Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht: Nicolas Sarkozy schuldig wegen „krimineller Vereinigung“ – Freispruch bei Korruptionsvorwurf

Teilen Sie dies: