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Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz nutzen Plattformen wie Temu, AliExpress oder Wish, um preiswerte Produkte direkt aus Fernost zu bestellen. Der Trend boomt: Laut Daten des Bundesamtes für Statistik stieg das Volumen von Direktimporten aus China allein 2024 um über 18 %. Doch mit dem wachsenden Konsumverhalten steigt auch das Risiko – insbesondere im Hinblick auf Produktsicherheit, Transparenz und rechtlichen Schutz. Darüber berichtet NUME.ch unter Berufung auf Europäische Kommission und nationale Aufsichtsstellen.

Temu unter Druck – EU wirft Plattform Versagen bei Produktsicherheit vor

Die Europäische Kommission veröffentlichte diese Woche vorläufige Ergebnisse einer Untersuchung, wonach Temu gegen zentrale Auflagen des Digital Services Act (DSA) verstösst. Die Vorwürfe sind gravierend: Nutzerinnen und Nutzer würden auf dem Marktplatz mit hoher Wahrscheinlichkeit auf illegale oder nicht konforme Produkte treffen – darunter Kinderspielzeug, Elektronik oder kosmetische Artikel ohne Nachweis über Inhaltsstoffe oder Herkunft.

Auch wenn die Schweiz nicht Teil der EU ist, sind die Erkenntnisse für den hiesigen Markt hoch relevant. Denn Temu liefert aktiv in die Schweiz – unter Umgehung vieler nationaler Import- und Prüfverfahren.

Keine Kontrolle – kein Schutz

Im Gegensatz zu stationären Händlern haften ausländische Online-Anbieter nicht automatisch für die Sicherheit ihrer Produkte. Das SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft) bestätigte gegenüber Renewz.ch, dass Beschwerden über Temu-Produkte zugenommen haben. Betroffene Kunden berichten von:

  • Elektronikteilen ohne CE-Kennzeichnung
  • Kinderbekleidung mit ablösbaren, verschluckbaren Kleinteilen
  • Kosmetika mit unklarer Deklaration

Die gesetzliche Lage ist prekär: Wer als Privatperson bestellt, trägt rechtlich oft selbst das Risiko.

Was sagen Schweizer Behörden

Die Beratungsstelle für Konsumentenfragen fordert schon seit Langem eine gesetzliche Nachschärfung. Eine Anpassung des Bundesgesetzes über technische Handelshemmnisse (THG) wird im Parlament diskutiert – bislang ohne klare Mehrheit. Auch eine nationale Regelung, angelehnt an den Digital Services Act, ist im Gespräch, wird jedoch frühestens 2026 erwartet.

Der Konsumentenschutz ruft daher zur Vorsicht auf:

„Die niedrigen Preise sind verlockend, doch es fehlt an Kontrolle. Viele Produkte sind schlicht gefährlich.“
– so Sara Staub, Geschäftsführerin Konsumentenschutz Schweiz

Was können Konsumentinnen und Konsumenten tun

Wer nicht auf Online-Schnäppchen verzichten will, sollte folgende Punkte beachten:

Prüfen Sie das Impressum
Ein Anbieter ohne ladungsfähige Adresse in der EU oder der Schweiz ist problematisch.

Verzichten Sie auf Bestellungen bei extrem günstigen Preisen
Wenn ein Artikel nur 1–2 Franken kostet, stimmt meist etwas nicht.

Achten Sie auf CE-Kennzeichnungen, GS- und andere Prüfsiegel
Vor allem bei Elektronik, Kinderspielzeug und Körperpflegeprodukten essenziell.

Melden Sie unsichere Produkte dem SECO oder Konsumentenschutz
Jede Meldung hilft, systematische Risiken zu erfassen.

Ein neues Bewusstsein für digitale Märkte

Die Schweiz steht vor der Herausforderung, das Konsumentenrecht im digitalen Raum neu zu denken. Während sich EU-Staaten durch den DSA klarer positionieren, bleibt hierzulande vieles im Graubereich.

Die Erwartung an die Politik ist eindeutig: Wenn Plattformen wie Temu weiterhin auf dem Schweizer Markt agieren dürfen, braucht es verbindliche Standards und Durchsetzungsmöglichkeiten – im Interesse von Sicherheit, Transparenz und Fairness.

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