Nach 130 Jahren droht dem Schreiner-Ausbildungszentrum Zürich (SAZ) das Aus. Die traditionsreiche Einrichtung steht kurz vor der Insolvenz und benötigt dringend finanzielle Unterstützung. Bis Ende dieses Monats müssen 300.000 Franken aufgebracht werden – andernfalls droht der Konkurs. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf srf.ch.
Die prekäre Lage wurde den rund 40 Lernenden sowie deren Eltern am Donnerstagabend mitgeteilt. Für viele von ihnen, wie die im vierten Lehrjahr stehende Rahel Bewersdorf, war es ein Schock. „Ich möchte meine Ausbildung unbedingt hier beenden. Es macht mir schon Angst, was jetzt passieren könnte“, sagt die junge Frau, die aktuell an einem externen Auftrag arbeitet.
300.000 Franken als Rettungssumme
Markus Bosshard, Verwaltungsratspräsident des Ausbildungszentrums, bedauert die Situation zutiefst. „Wenn kurzfristig keine Unterstützung kommt, werden wir Konkurs anmelden müssen. Das schmerzt sehr“, erklärt er. Damit das Zentrum überlebt, sei eine Soforthilfe von 300.000 Franken bis Anfang Oktober notwendig.
Ein Ausbildungsplatz mit Geschichte
Das SAZ existiert seit über 130 Jahren. Ursprünglich wurde es von der Stadt Zürich getragen, später übernahm der Kanton die Finanzierung. Vor neun Jahren jedoch zog sich der Kanton zurück, und Bosshard wandelte das Zentrum zusammen mit anderen Schreinern in eine private Genossenschaft um. Seither mussten die Einnahmen überwiegend über kommerzielle Aufträge erwirtschaftet werden – eine Aufgabe, die nicht immer gelang.
„Wir haben in den letzten Jahren wahrscheinlich zu wenig ins Marketing investiert. Auch das Netzwerk hätte man stärker ausbauen müssen. Doch dafür fehlten schlicht die Ressourcen“, räumt Bosshard ein. Vor drei Jahren gab es zwar einen einmaligen Zuschuss vom Kanton, doch dieser reichte nicht für eine nachhaltige Sicherung des Betriebs.

Reaktionen aus der Branche
Der Schreinermeisterverband des Kantons Zürich zeigt sich betroffen über die drohende Schließung. Finanzielle Hilfe sei jedoch nicht vorgesehen, so Präsident Andreas Derrer: „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Finanzierung einzelner Betriebe sicherzustellen. Wir begrüßen aber alle konstruktiven Bemühungen, die auf tragfähige Lösungen abzielen.“
Spenden und Crowdfunding als letzte Hoffnung
Neben dem Verband versuchen nun auch Eltern, die Zukunft der Lehrwerkstatt zu sichern. Sie engagieren sich aktiv, um finanzielle Mittel aufzutreiben. Bosshard selbst zeigt sich kämpferisch: „Ich gehe seit 34 Jahren ein und aus in diesem Haus. Dieses Baby lässt man nicht einfach fallen – wir kämpfen weiter. Wir sind 137 Jahre alt und werden das schaffen, da bin ich überzeugt.“
Die Verantwortlichen setzen nun auf Spenden und Crowdfunding, um kurzfristig das Überleben zu sichern. Parallel hofft man auf Sponsoren oder Investoren, die eine langfristige Perspektive ermöglichen.
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Fotos von SRF