Tschechien ist das erste EU-Land, das ein Tempolimit von 150 km/h auf ausgewählten Autobahnabschnitten testet. Das Pilotprojekt beginnt Ende September 2025 und betrifft einen rund 50 Kilometer langen Abschnitt der Autobahn D3 zwischen Tábor und České Budějovice. Auf dieser Strecke wurden 42 digitale Wechselverkehrszeichen installiert, die abhängig von den Wetter- und Verkehrsbedingungen die zulässige Höchstgeschwindigkeit regeln. Darüber berichtet Nume unter Berufung auf renewz.de und offizielle Angaben des tschechischen Verkehrsministeriums.
Bei guten Sicht- und Witterungsverhältnissen können Fahrzeuge künftig mit 150 km/h unterwegs sein. Bei Regen, Schnee oder Nebel wird automatisch auf das reguläre Tempolimit von 130 km/h zurückgeschaltet. Die Gesamtkosten des Systems betragen etwa 2,2 Millionen Euro. Laut Ministerium soll die Maßnahme Erkenntnisse über Auswirkungen auf Verkehrssicherheit, Emissionen und Verkehrsfluss liefern. Die Veröffentlichung erster Ergebnisse ist für Mitte 2026 geplant.
Sollte das Projekt erfolgreich verlaufen, könnten weitere Strecken folgen – darunter die Autobahn D1 Richtung Ostravasowie die D11 bei Hradec Králové. Das Limit von 150 km/h gilt dabei als optionale Obergrenze unter Idealbedingungen und ist nicht verpflichtend.
Ähnliche Versuche gab es bereits in anderen Ländern:
In Österreich wurde 2018–2020 testweise Tempo 140 auf der A1 eingeführt, jedoch 2020 aufgrund höherer CO₂-Werte wieder eingestellt.
Die Niederlande senkten 2020 das Limit tagsüber auf 100 km/h und hoben es im April 2025 auf ausgewählten Strecken wieder auf 130 km/h an.
In Polen bleibt das allgemeine Autobahnlimit bei 140 km/h. Dort setzt man auf Ausbau von Streckenkontrollen und Geschwindigkeitsmesssystemen, nicht auf höhere Grenzwerte. Eine Erhöhung ist politisch derzeit kein Thema.
Deutschland hingegen hält an seinem Sonderstatus fest: Auf etwa 70 % des Autobahnnetzes gibt es kein generelles Tempolimit, obwohl sich der öffentliche und politische Druck in Richtung einer Begrenzung auf 130 km/h verstärkt. Technisch wären variable Limits möglich, werden aber nur punktuell eingesetzt.
Die Schweiz verfolgt einen konträren Weg
Das Limit liegt bei 120 km/h, Verstöße werden streng geahndet. Selbst kleinste Überschreitungen können empfindliche Strafen nach sich ziehen. Warnsysteme vor Radarkontrollen sind verboten, die Politik lehnt jegliche Ausnahmen ab.
Der tschechische Pilotversuch könnte dennoch als Modellprojekt für eine neue Form digital gesteuerter Verkehrspolitik in Europa gelten – mit Fokus auf Situationsabhängigkeit statt starrem Limit. Kritiker verweisen auf höhere Unfallrisiken und Emissionen, Befürworter sehen darin einen Innovationsimpuls für vernetzte Verkehrsinfrastruktur.
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