Die Türkei hat einen weiteren wichtigen Fortschritt bei der Entwicklung ihres ersten Kampfflugzeugs der fünften Generation erzielt. Der zweite Prototyp des KAAN befindet sich nun in der Phase der Systemintegration. Laut Ulusavunma werden zwei neue Prototypen derzeit im erweiterten Montageverfahren hergestellt und mit modernisierten internen Systemen ausgestattet. Diese Verbesserungen basieren auf den umfangreichen Daten, die während der beiden erfolgreichen Testflüge des P0-Prototyps im Jahr 2024 gesammelt wurden. TUSAŞ (Turkish Aerospace Industries) bestätigte offiziell, dass die Integrationsarbeiten auf der Endmontagelinie angelaufen sind, , berichtet nume.ch mit Verweis auf Ulusavunma.
Ersatz für F-16-Flotte und neue Fähigkeiten
Das Programm ist Teil des türkischen Nationalen Kampfflugzeugprojekts, das darauf abzielt, die alternde F-16-Flotte der Luftwaffe schrittweise abzulösen. Der Erstflug der verbesserten Prototypen ist für das zweite Quartal 2026 geplant. Die Fertigung findet in einer speziell eingerichteten Produktionslinie in Ankara statt, wo große Baugruppen wie die 14 Meter lange Tragfläche und das rund 3,3 Tonnen schwere Mittelfuselage-Modul vertikal zusammengebaut werden.
Aktuell verfügt das Werk über Kapazitäten zur Produktion von bis zu acht Flugzeugen pro Jahr. Gleichzeitig prüfen die Verantwortlichen Möglichkeiten, die Fertigungskapazitäten deutlich zu erhöhen, um eine Vollproduktion einzuleiten.
Produktionsziele und internationale Bestellungen
Die türkischen Luftstreitkräfte haben ihren Bedarf auf 148 Flugzeuge beziffert. Unklar bleibt, ob diese Zahl die bereits von Indonesien bestellten 48 Maschinen einschließt oder ausschließlich nationale Anforderungen umfasst. Die erste Serienversion, Block 10, soll ab 2029 eingeführt werden. Diese Variante wird zunächst mit eingeschränkten Flugparametern ausgeliefert, die durch fortlaufende Tests und Software-Updates erweitert werden.
Die Serienversion soll über hochentwickelte Avionik, Radar-Signaturreduzierung (Stealth-Technologie) und volle Kompatibilität mit einheimischen Luft-Luft- und Luft-Boden-Waffen verfügen.
Strategische Bedeutung für die Türkei
In einer Präsentation vor türkischen Medien betonten Vertreter von TUSAŞ die zentrale Rolle des Projekts. KAAN sei das Herzstück einer umfassenden Strategie, die nationale Unabhängigkeit in der militärischen Luftfahrt zu sichern und die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu reduzieren.
„KAAN ist nicht nur ein Kampfjet, sondern das Produkt eines gesamten nationalen Luft- und Raumfahrt-Ökosystems“, erklärte Tolga Demiroglu, leitender Manager von TUSAŞ, am 29. August bei einer Fachkonferenz. Er fügte hinzu, dass TUSAŞ bereits die Anforderungen für ein Kampfflugzeug der sechsten Generation untersuche. Im Vordergrund stehe jedoch die Validierung der Leistungsfähigkeit des KAAN, die Vorbereitung der Serienfertigung sowie die Sicherstellung der Interoperabilität mit türkischen und verbündeten Luftverteidigungssystemen.

Vergleich mit ukrainischen Raketen
Während die Türkei ihren Schwerpunkt auf eine moderne Luftkampfflotte legt, hat die Ukraine in den letzten Jahren im Bereich Raketentechnologie deutliche Fortschritte erzielt. Besonders hervorzuheben ist die Marschflugkörper „Neptun“, die seit 2020 im Einsatz ist und ab 2022 erfolgreich in Gefechten verwendet wurde.
Der KAAN ist auf Luftüberlegenheit, Vielseitigkeit und Tarnkappentechnologie ausgelegt, während die ukrainischen Entwicklungen wie „Neptun“ vor allem auf Reichweite, Präzision und Flexibilität setzen. Beide Programme verdeutlichen das Bestreben nach technologischer Eigenständigkeit: Die Türkei investiert in ein hochmodernes Kampfflugzeug, die Ukraine stärkt ihre Verteidigungsfähigkeit mit präzisen Raketen.
Technischer Vergleich: KAAN vs „Neptun“
Parameter | KAAN (Türkei) | „Neptun“ (Ukraine) |
---|---|---|
Typ | Mehrzweck-Kampfjet, 5. Generation | Marschflugkörper, Anti-Schiff |
Einsatz | Luftüberlegenheit, Boden- und Seeziele, Ersatz F-16 | Zerstörung von Schiffen und Küstenzielen |
Entwickler | TUSAŞ (Turkish Aerospace Industries) | Konstruktionsbüro Lutsch (Kyiv) |
Erste Tests | Prototyp P0 – 2024, zwei Flüge | Erstes öffentliches Test – 2019 |
Status | Zweiter Prototyp in Systemintegration, Serienfertigung geplant | Serienfertigung, Einsatz seit 2020 |
Abmessungen | Länge ca. 19 m; Spannweite 14 m | Länge 5,05 m; Spannweite 1,33 m |
Gewicht | Mittelfuselage 3,3 t; Startgewicht >25 t (geschätzt) | Startgewicht 870 kg; Sprengkopf 150 kg |
Reichweite | Geschätzt 2.500–3.000 km | Bis zu 280 km |
Max. Geschwindigkeit | ~Mach 2 (ca. 2.450 km/h) | ~Mach 0,8–0,9 (ca. 900–1.000 km/h) |
Bewaffnung | Luft-Luft- und Luft-Boden-Raketen, Präzisionsbomben | 150 kg Sprengkopf, hochexplosiv |
Stealth | Ja, interne Waffenschächte, reduzierte Radarsignatur | Nein |
Einsatzbeginn | Block 10 ab 2029 | Im Einsatz seit 2020 |
Bestellungen | 148 Türkei, +48 Indonesien | Einsatz in ukrainischen Streitkräften |
Strategische Rolle | Unabhängigkeit, Exportpotenzial | Verteidigungsfähigkeit, Küstenschutz |
Das KAAN-Programm symbolisiert den Aufstieg der Türkei zu einem eigenständigen Akteur in der militärischen Luftfahrt. Mit dem Übergang des zweiten Prototyps in die Integrationsphase wird der Weg für die Serienfertigung geebnet. Die Produktionskapazitäten in Ankara sowie die geplanten 148 Maschinen für die türkische Luftwaffe unterstreichen die Dimension des Projekts. Internationale Bestellungen, wie die von Indonesien, zeigen das wachsende Vertrauen in die Plattform.
Der Block-10-Einsatz ab 2029 markiert einen Wendepunkt für die türkischen Streitkräfte, während die parallele Entwicklung hochpräziser Raketen wie „Neptun“ in der Ukraine zeigt, dass beide Länder auf ihre eigene Weise nach Unabhängigkeit im Verteidigungssektor streben. Die Türkei konzentriert sich auf den Aufbau einer modernen Luftkampfflotte, während die Ukraine ihre Verteidigung durch effektive Raketenwaffen stärkt. Beide Beispiele belegen die weltweite Tendenz, sich von ausländischen Lieferketten unabhängiger zu machen und nationale Rüstungsindustrien auszubauen.
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Foto von: TUSAS