Wanderwege im Kanton Graubünden gehören zu den eindrucksvollsten Naturerlebnissen der Schweiz. Mit über 11.000 Kilometern markierter Pfade gilt die Region als das grösste Wandergebiet des Landes und zieht jedes Jahr hunderttausende Besucher aus dem In- und Ausland an. Im Herbst verändern sich die Bedingungen in den Bergen deutlich: während sich die Wälder in intensive Farben tauchen und die Luft klarer wird, stellen Gletscher, kürzere Tage und erste Frostnächte besondere Herausforderungen dar. Die Kombination aus unberührten Tälern, historischen Saumwegen, alpinen Pässen und hochalpinen Touren macht Graubünden zu einem Ausnahmefall im Vergleich zu anderen Schweizer Kantonen. Darüber berichtet nume.ch.
Graubünden als Wanderregion von nationaler Bedeutung
Graubünden ist nicht nur der grösste Kanton der Schweiz, sondern auch jener mit der höchsten Dichte an Wanderwegen. Laut dem Bundesamt für Statistik nutzen über 60 Prozent der inländischen Gäste die Region primär für Wanderungen. Besonders im Herbst zwischen Mitte September und Ende Oktober steigt die Zahl der Besucher, da die Temperaturen moderat sind und die Bergwälder ein spektakuläres Farbspiel bieten. Hinzu kommt, dass die touristische Infrastruktur – Bergbahnen, Hütten, SAC-Stützpunkte – eng vernetzt ist. Dadurch können Wanderer auch abgelegene Gletscher relativ einfach erreichen, solange sie gut vorbereitet sind.
Zugängliche Gletscher im Herbst 2025
Die Zugänglichkeit von Gletschergebieten hängt stark vom Wetter und von der Schneelage ab. Generell gilt der Zeitraum von Anfang September bis Mitte Oktober als die sicherste Saison für Wanderungen in der Höhe, da die Lawinengefahr gering ist, aber der Wintereinbruch meist noch nicht erfolgt ist.
Übersicht: Zugängliche Gletscher im Herbst 2025
Gletscher | Region | Erreichbarkeit | Besonderheit | Schwierigkeitsgrad |
---|---|---|---|---|
Morteratsch | Engadin | Wanderweg ab Bahnhof | Themenweg mit Infotafeln, Rückzug des Eises dokumentiert | leicht |
Vorab | Flims-Laax | Bergbahnen, kurzer Weg | Aussicht auf Surselva, Schneefeld bis Spätherbst | mittel |
Tschierva | Bernina-Massiv | Hochtour, SAC-Hütte | Zugang nur für Geübte, nah am Piz Bernina | schwer |
Der Morteratschgletscher: Lehrpfad für den Klimawandel
Der Morteratschgletscher im Oberengadin ist einer der wenigen Gletscher der Alpen, die ohne technische Hilfsmittel erreichbar sind. Vom Bahnhof Morteratsch führt ein markierter Wanderweg bis an die Gletscherzunge. Entlang dieses Pfades befinden sich 16 Informationstafeln, die den Rückgang des Gletschers dokumentieren. Jede Tafel markiert die Position der Gletscherzunge in einem bestimmten Jahr – ein eindrückliches Zeugnis des Klimawandels.

- Der Rückgang beträgt im Durchschnitt 30–40 Meter pro Jahr.
- In den letzten 100 Jahren hat sich der Gletscher um rund 3 Kilometer zurückgezogen.
- Experten des Paul Scherrer Instituts warnen, dass der Gletscher bis 2100 fast vollständig verschwunden sein könnte.
Für Familien ist der Morteratsch besonders geeignet, da die Route relativ einfach ist und in weniger als zwei Stunden bewältigt werden kann.
Der Vorabgletscher: Schneesicherheit und touristische Nutzung
Der Vorabgletscher bei Flims-Laax ist bekannt für seine frühe Skisaison. Bereits im Herbst sind Teile des Gletschers für Wintersportler zugänglich. Wanderer können mit Bergbahnen bis auf über 3.000 Meter gelangen und von dort aus kurze Touren unternehmen.

Besonderheiten des Vorab:
- Durch die Höhe bleibt das Gebiet bis weit in den Herbst schneebedeckt.
- Aussichtspunkte ermöglichen einen Blick über die gesamte Surselva bis zum Tödi.
- Der Zugang ist auch für weniger erfahrene Berggänger möglich, solange sie trittsicher sind.
Der Tschierva-Gletscher: Für erfahrene Alpinisten
Der Tschierva-Gletscher im Bernina-Massiv ist nur über alpine Routen erreichbar. Der Ausgangspunkt liegt in Pontresina, von wo aus man zur Tschierva-Hütte des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) aufsteigt. Von dort aus sind Gletscherüberquerungen möglich, die jedoch Bergsteigerfahrung, Seiltechnik und entsprechende Ausrüstung voraussetzen.

Historisch bedeutend ist der Gletscher als Ausgangspunkt für die Besteigung des Piz Bernina (4.049 m), des einzigen Viertausenders in Graubünden.
Tipps für sichere Wanderungen im Herbst
- Wetterprognosen genau beobachten, da Wetterumschwünge in den Alpen häufig und gefährlich sind.
- Warme Kleidung im Zwiebelsystem, inklusive Handschuhe und Mütze, mitnehmen.
- Rutschfeste, knöchelhohe Bergschuhe mit harter Sohle tragen.
- Sonnenschutz nicht vergessen: auch im Herbst ist die UV-Strahlung in 2.500–3.000 m Höhe intensiv.
- Notfallausrüstung inklusive Erste-Hilfe-Set und Rettungsdecke mitführen.
Verhalten unterwegs
- Nur markierte Wege benutzen, da Gletscherbrüche und Spalten nicht sichtbar sein können.
- Genügend Zeitreserven einplanen: die Tage sind im Herbst kürzer, Sonnenuntergang oft schon vor 19 Uhr.
- Ausreichend Wasser und energiereiche Verpflegung mitnehmen.
- In höher gelegenen Regionen stets mit abrutschenden Schneefeldern rechnen.
- Bei unsicherem Wetter frühzeitig den Abstieg antreten.
Regionale Besonderheiten
Graubünden zeichnet sich durch seine kulturelle Vielfalt aus: Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch sind gleichwertige Amtssprachen. Wanderwege sind meist in mehreren Sprachen beschildert, was die Orientierung erleichtert.
Wildschutz und Vorschriften
Im Herbst gelten strenge Schutzmassnahmen für Wildtiere. Viele Gebiete sind als Wildruhezonen ausgewiesen, deren Betreten verboten ist. Verstösse können mit hohen Bussen geahndet werden. Wanderer sollten deshalb vorab die Karten des Kantons oder die SAC-Informationen prüfen.
Infrastruktur im Herbst
- Zahlreiche Bergbahnen beenden ihren Betrieb bereits Anfang Oktober.
- SAC-Hütten sind teils noch geöffnet, bieten aber oft nur eingeschränkten Service.
- Mobile Netzabdeckung ist in abgelegenen Tälern nicht immer gewährleistet.
Zahlen und Fakten zur Wandernutzung in Graubünden
- Laut Schweiz Tourismus besuchen jährlich rund 2,5 Millionen Menschen Graubünden mit Schwerpunkt Wandern.
- Über 400 Hütten und Berghäuser stehen in der Region zur Verfügung.
- 2024 wurden mehr als 1,2 Millionen Übernachtungen allein im Engadin registriert.
- 40 % der Gäste stammen aus der Schweiz, 30 % aus Deutschland, 15 % aus Italien.
- Der wirtschaftliche Wert des Wandertourismus beträgt für Graubünden rund 1 Milliarde Franken pro Jahr.
Häufige Fehler von Wanderern im Herbst
- Unterschätzen der Temperaturunterschiede zwischen Tal und Berg.
- Fehlende Stirnlampe – besonders problematisch bei früher Dunkelheit.
- Verlassen markierter Wege in Gletscherbereichen.
- Zu späte Abmarschzeit, wodurch man in die Dämmerung gerät.
- Keine Anmeldung bei Hütten oder fehlende Information von Angehörigen über die Route.
Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht: Wie plant man eine Panoramazugreise in der Schweiz und warum ist die Strecke ab Zürich besonders beliebt