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Träume sind selten zufällig. Sie sind Botschaften aus den tieferen Schichten unseres Bewusstseins – manchmal klar, oft verschlüsselt. Besonders eindringlich wirken jene Träume, in denen Menschen auftauchen, die längst nicht mehr Teil unseres Lebens sind: ehemalige Liebespartner, Schulfreundinnen aus der Kindheit, entfernte Bekannte, mit denen uns nur noch Erinnerung verbindet.

Gerade in einer rational und effizient geprägten Gesellschaft wie der Schweiz, in der Emotion oft dem Funktionalen weicht, neigen wir dazu, solche nächtlichen Bilder als belanglos abzutun. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Diese Träume fordern uns heraus. Sie berühren wunde Punkte, öffnen verschlossene Türen – und lohnen eine genauere Betrachtung. NUME.ch beleuchtet, was hinter diesen Träumen steckt – psychologisch, symbolisch und spirituell.

Wenn alte Bekannte im Traum auftauchen: ein psychologisches Signal

„Was verdrängt ist, kehrt oft im Traum zurück“, sagt die Zürcher Psychologin Dr. Anna Keller. Sie arbeitet mit Klient*innen, die wiederholt von Personen träumen, mit denen es keine Verbindung mehr gibt. Laut ihr sei das häufig ein Zeichen dafür, dass ein innerer Konflikt noch nicht gelöst sei – oder dass wir einen Teil von uns selbst noch nicht akzeptieren.

In Schweizer Traumgruppen – etwa in Basel, Lausanne oder Luzern – wird mit solchen Symbolen gearbeitet: Träume werden laut vorgelesen, gemeinsam interpretiert und in Beziehung zur Lebenssituation gebracht. In Seelsorge-Gesprächen der Landeskirchen kommen solche Themen ebenfalls oft zur Sprache.

Symbolik: Wer im Traum erscheint, steht oft für einen Teil von uns

Jemand taucht im Traum auf – aber ist es wirklich diese Person? Symbolisch betrachtet oft nicht. Vielmehr steht sie für eine verdrängte Seite unserer Psyche.

Beispiele:

  • Ex-Partnerin, die uns verlässt → Angst vor Ablehnung
  • Frühere Lehrerin → innerer Kritiker, Leistungsdruck
  • Verstorbener Freund → ungelöste Trauer, Wunsch nach Versöhnung

Carl Gustav Jung, selbst Schweizer, sprach vom „Schatten“ – den Aspekten der Persönlichkeit, die im Alltag unterdrückt, im Traum aber sichtbar werden.

Spirituelle Perspektiven: Träume als Botschaft der Seele

In vielen Religionen gelten Träume als Mittel göttlicher Kommunikation. Im Islam spricht man von „wahrhaftigen Träumen“, im Christentum von Visionen, etwa beim heiligen Josef. Auch im modernen Buddhismus wird das Träumen als Übung innerer Achtsamkeit verstanden.

In der Schweiz – besonders in der Romandie – verbinden viele spirituelle Gruppen Träume mit seelischer Heilung. In anthroposophischen Kreisen rund um Dornach ist die Traumdeutung Bestandteil der inneren Arbeit. Das wiederholte Erscheinen einer Person im Traum kann dort als Ruf zur Selbstklärung oder sogar als karmisches Signal verstanden werden.

Neurowissenschaft: Träume als assoziatives Netzwerk

Was sagt die Forschung? Laut dem Schlaflabor der Universität Zürich arbeitet das Gehirn im Traum nicht chronologisch, sondern assoziativ. Eine Szene, ein Duft oder ein Gefühl aus dem Alltag kann alte Erinnerungen aktivieren – inklusive Personen, die wir lange nicht mehr gesehen haben.

„Solche Träume sind oft eine Form der seelischen Integration“, sagt der Basler Schlafforscher Dr. Gasser. „Sie helfen uns, Identität und Erfahrung zu verknüpfen.“

Was tun nach so einem Traum

Nicht jeder Traum verlangt Aktion – aber Aufmerksamkeit. Das kannst du tun:

  1. Aufschreiben, möglichst direkt nach dem Aufwachen
  2. Gefühle reflektieren: War da Wut, Erleichterung, Schuld?
  3. Fragen stellen: Was verbindet mich mit der Person heute noch?
  4. Deutung suchen, z. B. in Gesprächen mit Therapeut*in, Coach oder Seelsorger
  5. Falls nötig: Kontakt aufnehmen oder bewusst abschließen

Typische Traumszenen & ihre mögliche Bedeutung

Nicht nur die Person im Traum, sondern auch die Art der Begegnung und die Handlung verraten viel über die psychologische und emotionale Tiefe des Geschehens. Oft transportieren bestimmte Traumszenen versteckte Botschaften, die unser Bewusstsein im Alltag übersieht.

Manche Szenen wirken besonders eindrücklich – eine Umarmung, ein Streit, ein unerwartetes Wiedersehen. Andere wirken zunächst unbedeutend, können aber starke symbolische Bedeutung haben. Die folgende Übersicht zeigt, welche typischen Szenen in Träumen mit ehemaligen Bezugspersonen häufig auftreten – und was sie bedeuten können.

TraumszeneSymbolische Bedeutung
Ex-Freund sagt nichts, schaut dich nur anUngesagte Worte, emotionale Unklarheit
Verstorbene Oma streichelt deine HandWunsch nach Geborgenheit, Rückbezug auf Wurzeln
Alte Schulfreundin kritisiert dich im TraumSelbstzweifel, ungelöste Jugendthemen
Jemand aus der Kindheit taucht einfach aufErinnerung an unbeschwerte Zeiten, Identität

Träume sind mehr als nur „Schlafkino“

Wer im Traum erscheint, ist selten Zufall. Manchmal zeigen uns solche Bilder, was wir im Alltag nicht hören wollen: Sehnsucht, Schmerz, Schuld, Hoffnung. Gerade in der Schweiz, wo Emotionalität oft zurückhaltend gelebt wird, können Träume ein wichtiger Zugang zum Selbst sein.

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