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Palästina Mode, Y2K Satire, Queer Fashion – selten war Mode so politisch. Das Label Trashy Clothing, gegründet 2017 von Shukri Lawrence und Omar Braika, bricht mit allen Konventionen: Es ist laut, ironisch und zutiefst politisch. Aus einem Land, das mit Krieg und Zensur lebt, entsteht Mode, die Grenzen sprengt. Über das palästinensische Duo, das mit seiner Zusammenarbeit mit Barragán internationale Aufmerksamkeit erregt, berichtet Nume.ch.

Y2K-Satire aus Ramallah: Wo Mode Überleben bedeutet

In einer Region, in der Kreativität oft unterdrückt wird, nutzt Trashy Clothing Mode als Sprache. Die Gründer – Lawrence aus Ostjerusalem, Braika aus Amman – begannen mit gebrauchten Stoffen und selbstgebauten Kulissen. Ihre Mission: Luxus dekonstruieren und die Ästhetik der 2000er-Jahre neu interpretieren.

Lawrence beschreibt das Konzept als „Anti-Luxury Luxury“ – ein ironisches Spiegelbild der westlichen Modeindustrie. Jedes Kleidungsstück trägt politische Bedeutung: Dollarzeichen stehen für Imperialismus, transparente Stoffe für Verwundbarkeit, und Haifa Wehbe, arabische Pop-Ikone der 2000er, wird zur Stilikone einer queeren Generation.

„Arsenal of Democracy“: Eine Kooperation mit globaler Botschaft

Die jüngste Kollaboration mit dem mexikanischen Label Barragán unter dem Titel „Arsenal of Democracy“ verbindet zwei Kontinente, zwei Kämpfe. Beide Marken arbeiten mit Satire, Sexualität und Subversion. Die Kollektion umfasst sechs Teile – zwei Wickelröcke, Tops und Kleider – inspiriert von arabischer Poesie und amerikanischer Propaganda. Der Name selbst ist provokant: „Arsenal of Democracy“ war ursprünglich ein Slogan der US-Kriegspropaganda von 1940. Lawrence und Braika verwandeln ihn in eine Anklage.

„Für Amerika und seine Verbündeten sind nur ihre Waffen demokratisch“, sagt Lawrence. Das Ergebnis: ironische Eleganz mit Wucht. Auf den Stoffen erscheinen blutbefleckte US-Dollar, Karikaturen westlicher Politiker und das Bild einer Frau mit Henna-Tattoo in Form einer Pistole – eine visuelle Parabel auf Macht und Doppelmoral.

Queer Fashion aus Palästina: Sichtbarkeit als Widerstand

Trashy Clothing ist das erste arabische Label, das offen queere Ästhetik mit arabischer Identität verbindet. In Ländern, in denen Homosexualität kriminalisiert wird, ist allein das Tragen ihrer Mode ein mutiger Akt. Ihre Kollektionen sind Manifestationen von Freiheit – voller Humor, aber auch Schmerz.

In der Show „Humiliation Rituals“ (AW25) inszenierten die Designer Politikerpaare als groteske Figuren, mit übergroßen Schulterpolstern und Händen, die wie blutige Henna-Tattoos wirken.
„Wir dokumentieren unser Leben als Queers in der arabischen Welt“, erklärt Braika.
Das Publikum reagiert fasziniert – in Paris und London wurde die Kollektion als „visueller Schrei“ bezeichnet.

Zwischen Fashion Week Paris und Raketen über Gaza

Während Trashy Clothing auf der Paris Fashion Week gefeiert wird, erleben die Designer zuhause das Gegenteil von Glamour. „Am selben Tag, an dem wir in Paris Mode zeigten, sahen wir bei der Rückkehr nach Jordanien Raketen am Himmel“, erzählt Braika.

Trotz internationalem Erfolg bleibt die Realität hart: Lieferketten sind unterbrochen, Internetzugang unsicher, Modelshootings werden unter Bombenalarm abgebrochen. Doch genau aus dieser Spannung entsteht ihre Kraft.

Eine Bewegung statt eines Labels

Heute gilt Trashy Clothing als Katalysator einer neuen Generation arabischer Künstler*innen, die über Instagram, TikTok und lokale Kollektive vernetzt sind. Sie schaffen Kunst, Musik und Mode, die sich politischer Kontrolle widersetzt. Die Designer lehnen „neutralen Stil“ ab. Für sie ist jede Naht eine Aussage. „Mode aus Palästina ist ein Dokument unserer Existenz“, sagt Lawrence. Trashy Clothing beweist, dass Mode – auch ohne teure Stoffe oder Pariser Ateliers – eine Waffe der Kultur sein kann: rebellisch, poetisch und global verstanden.

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