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Am kommenden Samstag beginnt die Zürcher Stadtverwaltung ein neues Projekt, das die Aufmerksamkeit der Stadtbewohner auf sich zieht: 50 junge Bäume in Töpfen werden entlang der Bahnhofstrasse aufgestellt. Das Ziel dieses Versuchs, so die Stadtverwaltung, ist es, der Bevölkerung zu zeigen, wie Bäume das Stadtbild verändern können. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf nzz.ch.

Das Projekt, das von Stadträtin Simone Brander (SP) geleitet wird, kostet die Stadt Zürich eine Million Franken. Diese Bäume sollen der Stadt nicht nur ökologische Vorteile bringen, sondern auch als Beispiel für die Gestaltung öffentlicher Räume dienen, indem sie den Bürgern die Möglichkeit bieten, sich in einer grüneren Umgebung zu entspannen. Neben den mobilen Bäumen werden auch Stühle, Bänke und Liegen aufgestellt, um den Aufenthalt zu fördern. Doch wird diese Maßnahme tatsächlich die gewünschte Wirkung haben?

Zürich verfolgt mit diesem Projekt das Ziel, eine langfristige Veränderung im urbanen Raum zu erreichen, um den Bürgern zu zeigen, wie Bäume das Stadtbild verschönern und an heißen Sommertagen für willkommenen Schatten sorgen können. Doch viele stellen sich die Frage, ob es sich hier nur um eine oberflächliche und kostspielige Maßnahme handelt, die im Vergleich zu den echten Herausforderungen der Stadtbegrünung eher als kosmetische Lösung erscheint.

Die Idee, Bäume in Töpfen aufzustellen, erinnert an ein früheres Projekt von Brander, bei dem eine künstliche Wolke über den Turbinenplatz gespannt wurde, um den Platz zu kühlen. Dieses Projekt hatte kaum Wirkung, und viele Zürcher fragen sich, ob dieses neue Projekt ebenfalls eine ähnliche Wirkungslosigkeit zeigen wird. Es wird von der Stadt als Forschungsprojekt verkauft, das helfen soll, die besten Baumarten für die Stadt zu finden. Doch die Experten von Grün Stadt Zürich beschäftigen sich bereits seit Jahren mit diesen Fragen, und das Wissen über geeignete Baumarten ist längst vorhanden.

In Bezug auf die langfristige Stadtbegrünung gibt es in Zürich weiterhin gravierende Mängel. Trotz vieler Ankündigungen und Pläne für mehr Bäume im Stadtbild wächst die Baumkronenfläche in der Stadt nicht, sondern nimmt eher ab. Zudem werden Bäume, die tatsächlich Schatten spenden könnten, oft von der Stadt selbst gefällt, wenn für Neubauten Platz geschaffen werden muss. Diese widersprüchliche Haltung wirft Fragen auf: Warum verhindert die Stadt das Fällen von Bäumen durch private Bürger, während sie gleichzeitig selbst Bäume entfernt?

Die jüngsten Klimamodelle deuten darauf hin, dass Zürich im Sommer zunehmend das Klima Süd- oder Mittelitaliens erreichen wird. Dies erfordert eine gezielte und langfristige Strategie zur Begrünung der Stadt und zur Bekämpfung von Hitzeinseln. Zwar könnte mehr Grün in der Stadt willkommen sein, jedoch sollte es nicht durch kurzfristige Maßnahmen wie diese teuren Baumaktionen erfolgen, sondern mit einem langfristigen Plan, der auch die Schaffung von mehr Grünflächen ohne den Verlust von Straßenraum ermöglicht.

Trotz dieser Herausforderungen verfolgt die Zürcher Stadtregierung weiterhin eine eher ideologisch geprägte Vision einer autofreien Stadt, die vor allem durch Visualisierungen und Konzeptplanungen vorangetrieben wird. Statt die wirklichen städtischen Probleme anzugehen, scheint der Stadtrat lieber in teure und oberflächliche Projekte wie die mobile Baumshow zu investieren, die in der Bevölkerung zwar Begeisterung hervorrufen mag, aber keine ernsthafte Lösung für die echten Herausforderungen der Stadt darstellt.

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Foto von Massimo Milano

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