Der Vulkan Ätna auf Sizilien, Europas größter und aktivster Feuerberg, hat im Juni 2025 erneut seine gewaltige Kraft demonstriert. Gleich zwei Ausbrüche – am 2. und am 19. Juni – schleuderten Lava und Asche kilometerhoch in den Himmel. Die zweite Eruption führte zu einer 6 000 m hohen Aschewolke, die von den italienischen Behörden mit der Flugwarnstufe Rot eingestuft wurde. Die Auswirkungen reichten über Sizilien hinaus und beeinträchtigten den europäischen Luftverkehr bis in den transalpinen Raum. Für Reisende, Airlines und Anwohner wurden neue Sicherheitsprotokolle aktiviert. Die vulkanische Aktivität wurde vom Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia (INGV) in Echtzeit dokumentiert, berichtet NUME.ch.

Karte der Kraterzonen des Ätna: Die INGV-Grafik zeigt aktive Schlote (gelb), entgasende Öffnungen (rot) und Spalten im Südostkrater (CSE), dem derzeit aktivsten Bereich.
Zwei Ausbrüche innerhalb von 17 Tagen – Juni 2025 im Zeichen des Feuers
Am 2. Juni 2025, gegen Mittag, wurde im schwer zugänglichen Valle del Leone eine erste Eruption verzeichnet. Pyroklastische Ströme, Magma und feine Aschepartikel breiteten sich in einem Radius von mehreren Kilometern um den Gipfel aus. Die zweite Eruption am 19. Juni, in den frühen Morgenstunden, war besonders explosiv: Aus dem Südostkrater stieg eine dichte, dunkle Aschesäule bis auf 6 000 Meter. Der Wind trug die Wolke ostwärts in Richtung Taormina und Messina. Beide Eruptionen wurden von vulkanischem Tremor und erhöhten Gasaustritten begleitet – Warnzeichen, die laut INGV bereits am Vorabend erkennbar waren.
Flugverkehr unter Alarmstufe Rot – Reaktionen in Italien und Europa
Der italienische Zivilschutz reagierte nach dem Ausbruch am 19. Juni mit der sofortigen Aktivierung der höchsten Flugwarnstufe Rot. Am Flughafen Catania kam es zu Umleitungen und Flugverspätungen, während die europäische Flugsicherung – darunter Skyguide Schweiz – mögliche Risiken für transalpine Routen evaluierte. Laut INGV bestand keine akute Gefahr für die Bevölkerung, jedoch warnte man vor Sichtbehinderungen und dem Risiko für Flugzeugtriebwerke. Besonders betroffen waren Verbindungen mit Zwischenlandungen in Süditalien. Passagieren wurde empfohlen, aktuelle Flugpläne genau zu prüfen.
Ein Vulkan mit Geschichte – und aktueller Bedrohung
Der Ätna liegt rund 35 km nordwestlich von Catania, misst aktuell 3 403 m Höhe und ist damit der höchste aktive Vulkan Europas. Mit einer Basisfläche von etwa 1 190 km² und einer Geschichte, die über 500 000 Jahre zurückreicht, zählt der Ätna zu den bekanntesten Feuerbergen der Erde. Seit dem Jahr 2000 wurden mehr als 100 dokumentierte Ausbrüche registriert – die meisten davon strombolianisch, aber mit erheblichen lokalen Auswirkungen. Die Region rund um den Vulkan ist dicht besiedelt – allein im direkten Einflussbereich leben über 700 000 Menschen. Der Ätna ist ein weltweit anerkannter Forschungsschwerpunkt für vulkanologische Frühwarnsysteme.
82 aktive Vulkane in Europa – der Ätna bleibt der gefährlichste
Europa zählt rund 82 aktive oder potenziell aktive Vulkane, die meisten davon in Italien, Island und Griechenland. Island verfügt über mehr als 30 Vulkansysteme, darunter bekannte Namen wie Hekla und Eyjafjallajökull. In Italien zählen neben dem Ätna auch der Vesuv und Stromboli zu den gefährlichsten Vulkanen Europas. Der Ätna jedoch ist durch seine Größe, Aktivitätsfrequenz und Nähe zur Stadt Catania besonders risikobehaftet. Die Vereinten Nationen führen ihn auf der Liste der „Decade Volcanoes“ – Vulkane mit hohem Risiko und gleichzeitig hoher Beobachtungsrelevanz.
Tourismus unter Kontrolle – Wanderungen nur mit offiziellen Führern
Trotz der Eruptionen bleibt der Ätna ein beliebtes Reiseziel. Besucher können mit Seilbahn und Jeeptouren bis auf 2 900 m Höhe gelangen – vorausgesetzt, es herrscht keine Sperrung durch die Behörden. Nach den Juni-Eruptionen wurden bestimmte Kraterzonen, darunter der Südostkrater, für Wanderer gesperrt. Nur geführte Touren mit staatlich zertifizierten Guides sind erlaubt. Dennoch zeigten Aufnahmen in sozialen Medien, dass einige Touristen zu nah an aktive Zonen gelangten. Die Behörden warnten vor selbständigen Ausflügen und betonten, dass der Vulkan weiterhin aktiv sei.
Gefahr für die Schweiz? – Aschewolken könnten Einfluss nehmen
Zwischen dem Ätna und der Schweiz liegen über 1 000 km Luftlinie, doch die Aschewolken des 19. Juni könnten bei stabiler Wetterlage auch den Alpenraum beeinflussen. Die Skyguide Schweiz prüfte Umleitungen für Flüge ab Zürich, Genf und Basel, und warnte vor erhöhtem Risiko in transalpinen Luftkorridoren. Für Schweizer Bürger besteht zwar keine direkte Gefahr durch Lavaströme, aber bei längerem Aufenthalt im Freien oder bei vorbestehenden Atemwegserkrankungen kann feiner Aschestaub problematisch sein. Experten raten zur Vorsicht bei sportlichen Aktivitäten im Freien in den Folgetagen.
22. Juni 2025: Beobachtung bleibt kritisch – nächste Eruption möglich
Auch am 22. Juni 2025 bleibt die Lage angespannt. Die vulkanischen Tremorwerte und Gasausstöße bleiben erhöht, wie das INGV am Vormittag meldete. Ein weiterer Ausbruch kann nicht ausgeschlossen werden – auch wenn die Aktivität aktuell unter der Schwelle zur Alarmstufe bleibt. Für Fluggesellschaften, Touristen und Anwohner bleibt der Ätna ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Die Behörden raten zu Wachsamkeit, Reiseanpassungen und aktueller Informationslage. Klar ist: Der Ätna bleibt auch 2025 ein lebendiger und unberechenbarer Teil der europäischen Naturgewalten.
Wo in Europa brechen heute noch Vulkane aus
Europa gilt geologisch als vielfältiger, aber keineswegs ruhiger Kontinent. Mehr als 80 aktive oder potenziell aktive Vulkane verteilen sich auf mehrere Staaten – die meisten davon in Italien, Island und Griechenland. In Italien konzentriert sich die vulkanische Aktivität auf Sizilien und Kampanien: der Ätna, der Stromboli und der schlafende Riese Vesuv zählen zu den bekanntesten Feuerbergen. Island hingegen liegt direkt auf dem Mittelatlantischen Rücken und ist ein Hotspot der Erdaktivität: Hier registriert man durchschnittlich alle 4–6 Jahre größere Ausbrüche. Auch Griechenland birgt mit Santorin ein geologisch explosives Gebiet, dessen letzte größere Eruption allerdings mehrere Jahrhunderte zurückliegt. In Frankreich (Chaîne des Puys) und Deutschland (Vulkaneifel) ist die Aktivität bisher geologisch nachweisbar, aber gegenwärtig ruhig. Die Überwachung aktiver Systeme erfolgt durch nationale Institute wie INGV (Italien), IMO (Island) und OVG (Griechenland).
Tabelle: Aktive Vulkane Europas – Vergleich nach letzter Aktivität
Vulkan | Land | Letzter großer Ausbruch | Typ | Besondere Gefahr |
---|---|---|---|---|
Ätna | Italien | 19. Juni 2025 | Strombolianisch | Flugverkehr, Asche, Lavafluss |
Stromboli | Italien | April 2024 | Strombolianisch | Daueraktiv, Tourismuszone |
Vesuv | Italien | 1944 | Plinianisch | Nähe zu Neapel (3 Mio. EW) |
Campi Flegrei | Italien | Letzte Unruhe: Okt. 2023 | Supervulkan/Caldera | Mögliche Explosion, dicht besiedelt |
Eyjafjallajökull | Island | 2010 | Explosiv/Gletscher | Europäische Luftsperren |
Grímsvötn | Island | 2021 | Explosiv | Unter Gletscher, schwer vorhersehbar |
Hekla | Island | 2000 | Mischtyp | Kurzfristige Ausbruchswarnung |
Santorin | Griechenland | 1650 v. Chr. (groß) | Plinianisch/Caldera | Tsunami- und Bebenpotenzial |
Chaîne des Puys | Frankreich | ~8 000 v. Chr. | Monogenetisch | Keine aktuelle Aktivität |
Vulkaneifel | Deutschland | Letzte Aktivität ~10 000 v. Chr. | Maarvulkan | Historisch, potenziell aktiv |
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Foto: Keystone-SDA