Teilen Sie dies:

In Wettingen, einer Gemeinde im Kanton Aargau, entstand über das Pfingstwochenende 2025 eine temporäre Stadt aus Stoff, Seilen und Engagement. Auf dem Gelände der Sportanlagen Tägerhard errichteten rund 10.000 Kinder, Jugendliche und Leitende der katholischen Jugendorganisation Jungwacht Blauring (Jubla) über 1.500 Zelte. Das sogenannte Jublasurium findet nur alle zehn Jahre in dieser Grösse statt und gilt als das grösste Zeltlager der Schweiz. NUME.ch  berichtet darüber unter Berufung auf aargauerzeitung.ch.

Die Organisation des dreitägigen Lagers erfolgte durch ein 110-köpfiges ehrenamtliches Team, das eine beeindruckende Infrastruktur aufbaute. Während der Hauptmahlzeiten wurden pro Minute über 100 Essensportionen ausgegeben. Insgesamt wurden 6,8 Tonnen Pasta, 1,8 Tonnen Tomatensauce, 4,8 Tonnen Früchte und 3 Tonnen Brot verarbeitet. Co-OK-Präsidentin Olivia Klein veranschaulichte den logistischen Aufwand mit einem Vergleich: Würde eine Person täglich eine Frucht essen, könnte sie damit 63 Jahre lang auskommen.

Bundesrat Martin Pfister reiste eigens nach Wettingen, verzichtete jedoch auf seine vorbereitete Rede und sprach stattdessen frei. Die Wirkung des Anlasses habe ihn tief beeindruckt. Solche Lager seien, so Pfister, keine Nebensache, sondern ein Fundament gesellschaftlicher Stabilität. Sie böten jungen Menschen Erlebnisse, die sie ein Leben lang prägten, lehrten Rücksicht und Verantwortung und ermöglichten frühzeitiges ehrenamtliches Engagement, das der Schweiz insgesamt zugutekomme.

Trotz des anhaltenden Regens am ersten Tag blieb die Stimmung unter den Teilnehmenden positiv. Statt Frustration herrschte Improvisation. Kinder sprangen in Pfützen, sangen unter Regenponchos und verwandelten das schlechte Wetter in ein Gemeinschaftserlebnis. „Wir haben einfach im Regen getanzt. Und das war das Beste“, sagte die 13-jährige Steffi aus Wettingen. Auf vielen Bannern im Lager standen Slogans wie „Neugierig sein erlaubt“ oder „Wild sein erlaubt“ – Ausdruck eines pädagogischen Konzepts, das auf Vertrauen statt Kontrolle setzt.

Das inhaltliche Schwerpunktthema des Lagers war die Welt der Insekten. In spielerischer Form lernten die Teilnehmenden ökologische Zusammenhänge kennen und übten nachhaltiges Verhalten ein. Komposttoiletten, Mülltrennung, plastikfreie Essensausgabe und LED-Lichtpunkte für nächtliche Orientierung waren fester Bestandteil der Infrastruktur. Kinder, die nachts vom WC den Weg zum Zelt nicht mehr fanden, konnten an markierten Punkten von Freiwilligen zurückbegleitet werden.

Auch Regierungsrat Markus Dieth besuchte das Lager. Für ihn ist die Erfahrung in einer Jugendorganisation ein erkennbares Qualitätsmerkmal. Wer früh Gruppenleitung übernimmt, zeigt laut Dieth bereits im jungen Alter Verantwortungsbewusstsein und soziale Kompetenz – Qualitäten, die auch im späteren Berufsleben zählen. Ähnlich äusserten sich die beiden Lagerverantwortlichen Olivia Klein und Oliver Roos: „Wir bauen hier nicht nur Zelte, sondern Haltungen.“

Das Jublasurium war damit nicht nur ein logistisches Grossprojekt, sondern ein lebendiges Beispiel für gelebte Zivilgesellschaft. Es zeigt, wie junge Menschen fernab digitaler Ablenkung Selbstwirksamkeit, Zusammenhalt und Umweltbewusstsein erfahren – unter einfachsten Bedingungen. Während andernorts über Jugendferne und demokratische Müdigkeit diskutiert wird, demonstrierte das Jublasurium in Wettingen, wie gesellschaftliches Vertrauen konkret entsteht.

Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht: Oberaargauisches Schwingfest 2025: Inkwil feiert Tradition im Sägemehl

Bild von Bild: Dlovan Shaheri-aargauerzeitung.ch

Teilen Sie dies: