Die Künstliche Intelligenz (KI) und die Quantencomputer-Forschung sind die zentralen Technologiefelder, die das 21. Jahrhundert revolutionieren werden, und die Schweiz nimmt in diesem globalen Wettlauf eine bemerkenswerte Spitzenposition ein. Entgegen der landläufigen Meinung, dass die USA und China dominieren, hat sich die Schweiz durch ihre erstklassigen akademischen Institutionen zu einem weltweiten Zentrum für Grundlagenforschung und angewandte Technologie entwickelt. Insbesondere die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich) und die École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) sind die treibenden Kräfte, die mit ihren Forschungsergebnissen die Grenzen des technologisch Machbaren verschieben. Diese Institutionen ziehen internationale Talente an und fördern eine enge Zusammenarbeit mit Industrie und Start-ups, was die Innovationskraft der gesamten Region stärkt. Die strategische Bedeutung dieser Forschungszentren geht weit über die Grenzen der Schweiz hinaus, da sie eine europäische Alternative zu den großen amerikanischen Tech-Plattformen schaffen. Eine Untersuchung des Swiss Innovation Agency (Innosuisse) aus dem Jahr 2024 zeigt, dass die Schweiz europaweit die höchste Dichte an KI-Patenten pro Kopf aufweist. Darüber berichtet die Redaktion von nume.ch.
Schweizer ChatGPT: Unabhängigkeit durch eigene Sprachmodelle (LLMs)
Die Entwicklung von Großen Sprachmodellen (LLMs) wie ChatGPT hat die Welt verändert, doch die Abhängigkeit von wenigen amerikanischen Technologiekonzernen birgt geopolitische und datenschutzrechtliche Risiken für Europa. Als direkte Antwort auf diese Herausforderung arbeiten die führenden Schweizer Hochschulen, die ETH Zürich und die EPFL, intensiv an der Entwicklung eigener, souveräner LLMs, die oft als "Schweizer ChatGPT" bezeichnet werden. Diese Modelle zielen darauf ab, nicht nur technologisch auf dem neuesten Stand zu sein, sondern auch europäische Sprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch) und Werte, wie Datenschutz und Transparenz, tief in ihre Architektur zu integrieren. Solche unabhängigen KI-Modelle sind entscheidend für kritische Bereiche wie das Gesundheitswesen, die öffentliche Verwaltung und die Sicherheit. Die Forschung konzentriert sich dabei auf die Effizienz der Modelle, um sie auch auf kleinerer Hardware betreiben zu können, sowie auf die Reduzierung des enormen Energieverbrauchs, der mit dem Training der Giganten einhergeht.

Die strategischen Ziele der Schweizer LLM-Entwicklung sind auf Souveränität und Anwendbarkeit fokussiert. Das Hauptziel ist die technologische Unabhängigkeit von US-amerikanischen Modellen, um Kontrolle über die Datenverarbeitung und die Algorithmen zu behalten. Die Modelle legen einen besonderen Fokus auf die europäischen Sprachen, um eine präzisere und kulturell sensiblere Anwendung im mehrsprachigen Raum zu gewährleisten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Integration europäischer Werte wie Transparenz, Datenschutz und ethische Richtlinien in die Kernfunktionen der KI. Die Forscher arbeiten zudem daran, die Energieeffizienz der Modelle zu verbessern, um den hohen Rechenleistungsbedarf und die damit verbundenen ökologischen Kosten zu senken.
Die ETH Zürich: Ein globaler Knotenpunkt für Grundlagenforschung
Die ETH Zürich, die regelmäßig zu den besten Universitäten der Welt gezählt wird, hat sich als ein führender globaler Knotenpunkt für die Grundlagenforschung in der Künstlichen Intelligenz etabliert. Das ETH AI Center bündelt die interdisziplinäre Forschung von über hundert Professoren und forscht an den fundamentalen Algorithmen des maschinellen Lernens, von neuronalen Netzen bis hin zu robuster und erklärbarer KI. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf der Verbindung von KI und Robotik, was die Entwicklung autonomer Systeme in Bereichen wie Logistik, Medizin und Umweltschutz vorantreibt. Die enge Zusammenarbeit mit Industriepartnern wie Google, Microsoft und der Schweizer Wirtschaft gewährleistet, dass die Forschungsergebnisse schnell in innovative Produkte und Anwendungen umgesetzt werden. Die finanzielle Förderung durch den Bund und private Spender sichert die Spitzenstellung der ETH, wobei jährlich hohe Millionenbeträge in die KI-Infrastruktur und die Talentförderung investiert werden. Die strategische Positionierung der ETH Zürich als Ausbildungsstätte für hochqualifizierte KI-Spezialisten ist für die gesamte europäische Technologiebranche von unschätzbarem Wert.
Die Kernbereiche der KI-Forschung an der ETH Zürich sind breit gefächert und international ausgerichtet. Die Grundlagenforschung in Machine Learning beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer Algorithmen, die effizienter und zuverlässiger arbeiten als bisherige Modelle. Die Roboter- und autonome Systeme bilden einen Schwerpunkt, der KI mit physischen Anwendungen in der Industrie und im Alltag verbindet. Die Forschung konzentriert sich zudem auf erklärbare KI (XAI), um die Entscheidungsfindung der Algorithmen transparent und nachvollziehbar zu machen. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die AI für Gesundheitswesen und Nachhaltigkeit, wo KI-Technologien zur Lösung globaler Herausforderungen eingesetzt werden.
Quantencomputer in der Schweiz: Der Wettlauf um die neue Hardware
Parallel zur KI-Entwicklung spielt die Schweiz eine führende Rolle im hochkomplexen Feld der Quantencomputer-Forschung, einer Technologie, die verspricht, die heutige Rechenleistung um ein Vielfaches zu übertreffen. Das Quantum Center der ETH Zürich und die Forschungsgruppen der EPFL arbeiten an verschiedenen Ansätzen, von supraleitenden Qubits bis hin zu Ionenfallen, um die nächste Generation der Hardware zu realisieren. Die Schweiz zieht hierbei stark von ihrer Tradition in der Präzisionsmesstechnik und der Physik, die durch Persönlichkeiten wie Albert Einstein geprägt wurde, Nutzen. Quantencomputer haben das Potenzial, die Materialwissenschaft, die Arzneimittelentwicklung und die Kryptographie grundlegend zu revolutionieren, indem sie Probleme lösen können, die für klassische Computer heute unmöglich sind. IBM betreibt in Rüschlikon bei Zürich ein wichtiges Quanten-Hub, das die Forschung in der Schweiz mit der globalen Industrie verbindet und den Zugang zu modernster Quantentechnologie ermöglicht. Die massive Investition in dieses Feld ist strategisch, um die zukünftige technologische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Die strategische Bedeutung der Quantenforschung in der Schweiz basiert auf mehreren Säulen. Die Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung stabiler Qubits, die die elementaren Recheneinheiten des Quantencomputers darstellen und extrem fehleranfällig sind. Die potenziellen Anwendungsbereiche umfassen die beschleunigte Entwicklung neuer Medikamente, die Entdeckung innovativer Materialien und die Schaffung unknackbarer Verschlüsselungen. Die Zusammenarbeit mit der Industrie, wie dem IBM Quantum Hub in der Nähe von Zürich, ermöglicht den Transfer von Forschungsergebnissen in kommerzielle Anwendungen. Die Schweiz investiert massiv in die Ausbildung von Quantenphysikern und -ingenieuren, um das notwendige Spezialwissen für dieses zukunftsweisende Feld zu generieren.
EPFL Lausanne und Data Science: Die Westschweizer Innovationsachse
Die EPFL in Lausanne bildet zusammen mit der ETH Zürich die zweite Säule der Schweizer Technologieführerschaft und fokussiert sich stark auf Data Science, Machine Learning und die interdisziplinäre Anwendung von KI. Das Swiss Data Science Center, eine gemeinsame Initiative von ETH und EPFL, treibt die Forschung in der Verarbeitung großer und komplexer Datensätze voran, was die Grundlage für fortschrittliche KI-Anwendungen bildet. Die EPFL zeichnet sich durch eine besonders starke Verbindung zur Life-Science-Branche und zur Medizintechnik aus, wo KI zur Verbesserung der Diagnose und der personalisierten Medizin eingesetzt wird. Die Wissenschaftler der EPFL spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von LLMs, indem sie sich auf die Effizienz der Trainingsalgorithmen und die Erstellung von Sprachmodellen mit geringerem Ressourcenverbrauch konzentrieren. Der Standort Lausanne, eingebettet in das Technologie-Cluster am Genfersee, fördert zudem eine lebendige Start-up-Szene, die die Forschungsergebnisse schnell in marktfähige Produkte überführt. Diese Westschweizer Innovationsachse ist unverzichtbar für die gesamte nationale Technologiestrategie.
Die Fokusthemen der EPFL in Lausanne sind auf interdiszipläre Anwendungen und Effizienz ausgerichtet. Die Data Science und Big Data Analytics bilden die Basis der Forschung, indem effiziente Methoden zur Analyse riesiger Datenmengen entwickelt werden. Die Anwendung im Life Science Bereich ist ein Kerngebiet, wo KI-Technologien zur Beschleunigung der Forschung und zur Verbesserung medizinischer Behandlungen eingesetzt werden. Die Forscher konzentrieren sich auf die Entwicklung effizienterer LLMs, die mit weniger Rechenleistung auskommen und somit ökologisch nachhaltiger sind. Zudem wird die Forschung im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion vorangetrieben, um intuitivere und sicherere Schnittstellen zwischen Nutzern und komplexen KI-Systemen zu schaffen.
Souveränität durch Grundlagenforschung
Die Schweizer Dominanz in der KI- und Quantenforschung, getragen von der ETH Zürich und der EPFL, ist ein strategischer Vorteil für Europa, der eine unabhängige technologische Zukunft ermöglicht. Die Entwicklung eigener Sprachmodelle und die Pionierarbeit in den Quantentechnologien sichern die Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit des Kontinents. Um diese Führungsposition zu halten, sind weiterhin massive öffentliche und private Investitionen in die Grundlagenforschung und die Ausbildung von Spitzenkräften unerlässlich. Die Schweiz spielt eine entscheidende Rolle als Innovationsmotor.
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