Teilen Sie dies:

Bern, 15. Oktober 2025 – Eine einzige Schlagzeile genügte, um die Schweiz in Aufruhr zu versetzen. Das Konsumentenmagazin K-Tipp berichtete, das Halbtax-Abo der SBB stehe vor dem Aus – ein Schock für Millionen Pendlerinnen und Pendler. Nur wenige Stunden später folgte die Klarstellung: Der Branchenverband Alliance Swisspasswies die Meldung entschieden zurück. «Das Halbtax bleibt – auch nach der Einführung eines neuen Preissystems», erklärte der Verband am Mittwochvormittag in Bern. Über die Hintergründe und die entstandene Verwirrung berichtet auch Nume.ch unter Berufung auf offizielle Quellen und interne Branchenangaben.

Wie entstand die Aufregung

Ausgelöst wurde die Debatte durch einen Bericht des Konsumentenmagazins K-Tipp. Darin wurde das geplante digitale Tarifsystem «My Ride» mit einer möglichen Abschaffung des Halbtax-Abos in Verbindung gebracht. Laut dem Bericht soll das neue Modell das bisherige Zonensystem ab 2027 ersetzen und die Fahrpreise automatisch per App berechnen – ähnlich wie bei der heutigen Funktion EasyRide, jedoch mit monatlicher Abrechnung.

Die Formulierung im Artikel führte jedoch zu Missverständnissen. Alliance Swisspass reagierte noch am selben Vormittag und bezeichnete die Darstellung als „verkürzt und irreführend“. Das Halbtax-Abo bleibe fester Bestandteil des öffentlichen Verkehrs, betonte der Verband. Künftig sollen Rabatte zwar flexibler und nutzungsabhängiger berechnet werden – wer häufiger fährt, profitiert stärker, doch das Grundprinzip des Halbtax werde nicht angetastet.

Was ändert sich mit „My Ride“ wirklich

Ab 2027 soll das neue System „My Ride“ den öffentlichen Verkehr digitalisieren:

  • Preise werden automatisch auf Basis der gefahrenen Strecke berechnet
  • Kundinnen und Kunden benötigen nur eine App oder Karte
  • Am Monatsende wird automatisch das günstigste Ticket abgerechnet
  • Rabatte passen sich dem individuellen Nutzungsverhalten an

Einige Zusatzangebote könnten dennoch entfallen – etwa Halbtax Plus, Sparbillette oder 9-Uhr-Pässe. Besonders beim Halbtax Plus prüfen die SBB, ob das Rabattmodell in die neue Logik passt.

Warum bleibt das Halbtax-Abo unverzichtbar

Das Halbtax-Abo gilt seit Jahrzehnten als Herzstück des Schweizer öffentlichen Verkehrs – und als Symbol sozialer Ausgewogenheit. Über 3,3 Millionen Menschen besitzen derzeit ein solches Abo, das für 190 Franken im Jahr (bzw. 170 Franken bei Erneuerung) erhältlich ist. Es gewährt 50 Prozent Rabatt auf nahezu alle Bahn-, Bus-, Tram- und Schifffahrten in der Schweiz. Kein anderes Angebot erreicht eine derart breite Bevölkerungsschicht – vom Lehrling bis zur Rentnerin.

Seit 2015 steigen die Verkaufszahlen kontinuierlich, selbst in Krisenjahren wie während der Pandemie blieb die Nachfrage stabil. Für die SBB und ihre Partner im ÖV bedeutet das Halbtax-Abo nicht nur ein wichtiges Einnahmeinstrument, sondern auch ein Garant für Kundenbindung: Rund 60 Prozent aller Reisenden nutzen den öffentlichen Verkehr mit Halbtax.

Verkehrsexperten sprechen vom Halbtax als „sozialem Vertrag auf Rädern“. Es ermögliche bezahlbare Mobilität, gleiche regionale Unterschiede aus und senke die Hürde, das Auto stehen zu lassen. „Das Halbtax ist weit mehr als ein Rabattmodell – es ist ein Stück Schweizer Identität und sozialer Ausgleich“, sagt Verkehrsexperte Daniel Hunziker.

Eine Abschaffung wäre daher nicht nur unpopulär, sondern auch wirtschaftlich kontraproduktiv: Laut Berechnungen des Bundesamts für Verkehr würde ein Wegfall des Halbtax zu einem Rückgang der ÖV-Nutzung um bis zu 15 Prozent führen – mit spürbaren Folgen für Einnahmen, Umweltziele und Verkehrsaufkommen.

Digitale Zukunft ohne Verlust der Tradition – und mit klarerem Nutzen für alle

Mit dem Projekt «My Ride» will Alliance Swisspass den öffentlichen Verkehr nicht nur digitalisieren, sondern auch gerechter und klimafreundlicher machen. Das neue System soll Ticketkäufe vereinfachen, Preisfallen vermeiden und spontane Reisen fördern. Eine App erkennt automatisch die gefahrene Strecke und verrechnet am Monatsende den besten verfügbaren Preis – niemand zahlt mehr als nötig.

Für die Fahrgäste bedeutet das: mehr Transparenz, weniger Aufwand, faire Tarife. Gleichzeitig sollen klassische Abos wie das Halbtax erhalten bleiben und in das digitale System eingebettet werden – als verlässliche Preisbasis für Millionen Kundinnen und Kunden.

Auch für den Staat und die Branche hat das Projekt klare Vorteile: Die Digitalisierung reduziert Papierverbrauch und Verwaltungskosten, erleichtert statistische Auswertungen und trägt zur CO₂-Reduktion bei. Wer häufiger den ÖV nutzt, profitiert von zusätzlichen Rabatten – ein Anreiz, um das Auto öfter stehen zu lassen.

Damit bleibt die Schweiz ihrer Linie treu: Innovation ja – aber ohne die Seele des Systems zu verlieren. Das Halbtax wird zum Bindeglied zwischen Tradition und Zukunft – zwischen Papierbillett und digitaler Gerechtigkeit.

FAQ zum Halbtax-Abo 2025–2027

1. Was kostet das Halbtax-Abo 2025?
Das Jahresabo kostet 190 Franken, bei Verlängerung 170 Franken. Für Jugendliche und Seniorinnen gibt es reduzierte Preise.

2. Wann startet „My Ride“ offiziell?
Der nationale Start ist für 2027 geplant, erste Tests laufen ab Ende 2026 in ausgewählten Regionen.

3. Wird das Halbtax-Abo teurer?
Alliance Swisspass schließt Preiserhöhungen vorerst aus. Änderungen sollen erst mit dem neuen System geprüft werden.

4. Was ist der Unterschied zwischen Halbtax und Halbtax Plus?
Das Halbtax Plus bietet zusätzliche Rabatte für Vielreisende. Dieses Modell könnte ab 2027 angepasst oder integriert werden.

5. Kann ich Halbtax mit GA kombinieren?
Ja, das Halbtax kann mit einem Generalabonnement kombiniert werden – es gilt dann als ergänzende Rabattkarte.

Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht – in der Schweiz und der Welt: Spotify setzt auf teurere Abos und neue Funktionen – Streamingdienst will weiter wachsen

Quellen: Alliance Swisspass, K-Tipp, Blick, SRF News

Teilen Sie dies: