Nach fast einem Jahr Pause ist die französische Tennisspielerin Océane Dodin (28) auf die Profitour zurückgekehrt – und sorgt damit nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich für Aufsehen. Während ihrer neuneinhalbmonatigen Genesungszeit von einem chronischen Innenohrproblem, das Schwindel und Gleichgewichtsprobleme verursachte, entschied sich Dodin für eine Brustvergrößerung – ein Eingriff, über den sie offen spricht, berichtet NUME.ch.
„Ich habe schon lange darüber nachgedacht“, sagte Dodin in einem Interview. „Ich wollte es nicht während der Saison machen. Da ich ohnehin mehrere Monate Pause hatte, habe ich diese Zeit für mich selbst genutzt.“
Mit dieser Ehrlichkeit betritt Dodin Neuland im Profitennis. Während viele Sportlerinnen solche Entscheidungen lieber privat halten, spricht die Nordfranzösin ohne Scheu über ihre Beweggründe – und wird damit zur Symbolfigur einer neuen Offenheit im Frauensport.

Ein Novum im Profitennis
Dodin ist die erste aktive Tennisspielerin, die öffentlich eine Brustvergrößerung bestätigt hat. Ihre Offenheit wird vielfach als mutig bezeichnet, da das äußere Erscheinungsbild von Sportlerinnen noch immer kritisch kommentiert wird.
„Viele sagten zu mir: ‚Du wirst danach nicht mehr spielen können.‘ Das stimmt nicht. Ich fühle mich gut, trainiere in angepasster Sportkleidung – und nichts beeinträchtigt mein Spiel“, betont sie.
Ihr Statement steht im Gegensatz zu Simona Halep, die sich zu Beginn ihrer Karriere einer Brustverkleinerung unterzog, um ihre Beweglichkeit zu verbessern. Dodin hingegen stellt klar: Jede Frau habe ihre eigenen Gründe – und der Sport müsse diese Individualität akzeptieren.
Karriere, Herkunft und Spielstil
Geboren am 24. Oktober 1996 in Lille, lebt Dodin heute in Villeneuve-d’Ascq, wo sie weiterhin von ihrem Vater Frédéric Dodin trainiert wird. Mit einer Körpergröße von 1,83 Metern und einem Gewicht von etwa 58 Kilogrammzählt sie zu den größten Spielerinnen auf der Tour.
Bekannt für ihr aggressives Grundlinienspiel und ihren kraftvollen Aufschlag, bevorzugt Dodin Hartplätze. Ihre bisherige Karriere umfasst:
- 1 WTA-Titel (Québec 2016)
- 17 ITF-Titel
- Karrierebestmarke: Weltranglistenplatz 46 (Juni 2017)
- Achtelfinale der Australian Open 2024
- Karrierepreisgeld: rund 2,5 Millionen Euro
Nach der Operation nahm Dodin im April 2025 das Training wieder auf und erreichte im September beim ITF-Turnier in Reims das Viertelfinale – ein Achtungserfolg nach langer Pause. Derzeit steht sie auf Platz 363 der Weltrangliste, strebt aber ein Comeback in die Top 100 an.
Sponsoren und öffentliches Auftreten
Dodin spielt mit einem Wilson-Schläger, trug zeitweise Nike- und Mizuno-Bekleidung und kooperiert mit französischen Lifestyle- und Gesundheitsmarken. Auf Instagram folgen ihr über 56 000 Menschen, wo sie Einblicke in Training, Reisen und ihr Comeback gibt.
Privat lebt sie weiterhin im Norden Frankreichs. Freunde beschreiben sie als ruhig, fokussiert und bodenständig – eine Sportlerin, die klare Ziele verfolgt und wenig Wert auf Inszenierung legt.
Symbol für Selbstbestimmung

Für Océane Dodin ist diese Rückkehr mehr als nur ein sportliches Comeback – sie steht für Selbstbewusstsein und die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen.
„Es geht darum, sich wohlzufühlen und sich selbst treu zu bleiben“, sagt sie. „Das hat nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern mit Selbstvertrauen.“
Sportsoziologen in Frankreich sehen in Dodins Offenheit ein Zeichen des Wandels: Frauen im Spitzensport beginnen, offener über Körper, Gesundheit und Identität zu sprechen – jenseits alter Tabus.
Im Herbst plant Dodin die Teilnahme an mehreren Hallenturnieren in Europa. Ihr Ziel bleibt klar: körperlich stabil bleiben, mental stärker werden und Schritt für Schritt zurück an die Weltspitze kehren.
„Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu hören“, sagt sie. „Es geht nicht mehr nur um Ergebnisse, sondern um Balance – auf dem Platz und im Leben.“ Für viele gilt sie schon jetzt als Beispiel einer neuen Generation von Athletinnen, die Stärke nicht nur in Siegen, sondern auch in Authentizität zeigt.
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