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Das William Tell Open-Air Theatre ist seit mehr als 110 Jahren ein kulturelles Aushängeschild der Schweiz. Jährlich zieht es Tausende Besucher in den Rugenwald bei Matten, unweit von Interlaken. Inmitten der Naturkulisse erleben Zuschauer eine Inszenierung, die nicht nur Tradition verkörpert, sondern auch regionale Identität stärkt. Über 2 Millionen Menschen haben die Aufführungen seit 1912 besucht, mehr als 1250 Vorstellungen fanden statt. 2025 kommt es nun zu einer Premiere: Zum ersten Mal in der langen Geschichte wird nicht Friedrich Schillers «Wilhelm Tell» aufgeführt, sondern «Robin Hood». Diese Entscheidung sorgt für Aufsehen, da sie eine jahrzehntelange Tradition durchbricht, gleichzeitig aber neue Perspektiven eröffnet. Darüber berichtet nume.ch.

Die historische Entwicklung des Theaters

Die Tradition des Freilichttheaters begann 1912 mit der Inszenierung von Schillers «Wilhelm Tell». Damals war das Stück Ausdruck des nationalen Selbstverständnisses und sollte den Freiheitsgedanken stärken. Unterbrochen wurde die Aufführung nur durch die beiden Weltkriege, doch ab 1947 etablierte sich das Theater endgültig als jährliches Ereignis. Die Inszenierungen entwickelten sich rasch zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens im Berner Oberland und zogen Zuschauer aus der ganzen Schweiz an. Mit den Jahren wurde das Theater nicht nur zu einem Symbol regionaler Identität, sondern auch zu einem wichtigen touristischen Anziehungspunkt, der Interlaken international bekannt machte. Bis heute gilt es als eine der traditionsreichsten Freilichtaufführungen Europas.

Meilensteine der Geschichte

  • 1912: Erste Aufführung von Schillers Drama.
  • 1931–1939: Fortführung mit wachsendem Publikumserfolg.
  • 1947: Wiederaufnahme nach dem Zweiten Weltkrieg, Beginn der jährlichen Tradition.
  • 1995: 1000. Aufführung als symbolischer Höhepunkt.
  • Ab 2000er-Jahren: Internationalisierung des Publikums mit steigenden Besucherzahlen aus Asien.

Gesellschaftliche Bedeutung

Das Theater entwickelte sich zu einem kulturellen Treffpunkt. Für viele Familien in Interlaken und Umgebung ist die Teilnahme Ehrensache – ob als Schauspieler, Helfer oder Zuschauer. Die Produktion gilt bis heute als Symbol für die Verbindung von Kultur, Natur und Gemeinschaft.

Die Besonderheiten der Aufführungen

Das Zusammenspiel von Natur, Laienkunst und Tradition verleiht den Aufführungen eine besondere Authentizität, die weit über gewöhnliches Theater hinausgeht. Durch die aktive Teilnahme von Generationen lokaler Familien entsteht eine enge Verbundenheit zwischen Bühne und Region, die das Festival zu einem Gemeinschaftsprojekt macht. Besucher erleben dadurch nicht nur ein Stück Literaturgeschichte, sondern auch ein lebendiges Kulturerbe, das seit mehr als einem Jahrhundert gepflegt und weitergegeben wird.

Mitwirkende und Atmosphäre

  • Schauspieler: Zwischen 140 und 190 Laiendarsteller, vom Kind bis zum Senior.
  • Kostüme: Originalgetreue Kleidung aus der Zeit des 14. Jahrhunderts.
  • Tiere: Kühe, Ziegen und bis zu 18 Pferde auf der Bühne.
  • Kulisse: Die Waldlandschaft schafft Authentizität und Tiefe.
  • Tribünen: Überdachte Plätze für mehrere Tausend Besucher.

Zuschauererlebnis

Die Aufführungen finden bei jedem Wetter statt. Dank der Überdachung bleibt das Publikum geschützt, während Donner, Regen oder Sonnenuntergänge zur Inszenierung beitragen. Diese Einbettung in die Natur schafft ein Erlebnis, das kein Theatergebäude nachahmen könnte.

Saison 2025: Robin Hood als neuer Held

Das Jahr 2025 bringt eine einschneidende Veränderung. Zum ersten Mal seit über 100 Jahren wird die klassische Tell-Geschichte nicht aufgeführt. Stattdessen steht «Robin Hood» im Zentrum. Die Wahl dieses Stoffes markiert einen historischen Wendepunkt für das Festival und zeigt den Mut der Organisatoren, Tradition mit Innovation zu verbinden. Robin Hood verkörpert ähnlich wie Wilhelm Tell die Ideale von Freiheit und Gerechtigkeit, jedoch in einem international bekannteren Kontext. Damit soll ein breiteres Publikum erreicht werden, insbesondere jüngere Generationen und ausländische Besucher. Die Entscheidung wird von manchen als notwendige Modernisierung gefeiert, während andere den Verlust einer tief verwurzelten Tradition kritisch sehen.

Gründe für den Wechsel

Die Organisatoren wollen jüngere Zielgruppen ansprechen und dem Theater ein moderneres Gesicht geben. Die Parallelen sind offensichtlich: Robin Hood wie Wilhelm Tell kämpfen für Freiheit, Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung. Damit bleibt die thematische Ausrichtung erhalten, während die Geschichte internationaler und zugänglicher wird.

Details zur Inszenierung

  • Autor: Klemens J. Brysch, verantwortlich für die dramaturgische Neubearbeitung.
  • Regie: Tiziana Sarro, die frischen Wind in die traditionsreiche Bühne bringt.
  • Premiere: 26. Juli 2025.
  • Finale: 6. September 2025.
  • Zentrale Figur: Robin Hood mit Pfeil und Bogen als Symbol des Widerstands.
Foto von Interlaken Tourismus

Praktische Informationen für Besucher

Ein Besuch des Freilichttheaters ist nicht nur ein kulturelles, sondern auch ein logistisches Erlebnis. Besucher sollten sich frühzeitig vorbereiten, um das Maximum aus der Veranstaltung zu ziehen. Dazu gehört nicht nur die rechtzeitige Ticketbuchung, sondern auch die sorgfältige Planung der Anreise, da die Region im Sommer stark frequentiert ist. Empfehlenswert ist zudem, genügend Zeit für Pausen, Gastronomie und mögliche Zusatzangebote einzuplanen. Wer das Erlebnis vollständig genießen möchte, sollte den Theaterbesuch mit einem Aufenthalt in Interlaken und Ausflügen in die Umgebung verbinden.

Termine und Tickets

ZeitraumOrtThemaPreise (Durchschnitt)
26.07.–06.09.25Matten, RugenwaldRobin HoodCHF 45–90 pro Person

Tickets sind online auf offiziellen Plattformen sowie bei regionalen Partnern erhältlich. Besonders Wochenendvorstellungen sind früh ausverkauft.

Tipps für den Besuch

  • Frühzeitig buchen: Besonders für August-Vorstellungen.
  • Wetterfeste Kleidung mitbringen: Auch im Sommer sind Abende kühl.
  • ÖV nutzen: Vermeidet Staus und Parkplatzsuche in Interlaken.
  • Zeit einplanen: Backstage-Touren und Museumsbesuche lohnen sich.
  • Regionale Küche probieren: Zahlreiche Restaurants bieten Tell- oder Robin-Hood-Menüs.

Zusatzangebote und Rahmenprogramm

Das Freilichttheater bietet weit mehr als nur die Aufführung. Gäste können die Veranstaltung mit einem touristischen Programm verbinden. Viele nutzen die Gelegenheit, um die Region um Interlaken zu erkunden, sei es mit Bootsfahrten auf den umliegenden Seen oder mit Wanderungen in den Alpen. Ergänzend werden geführte Touren, Museumsbesuche und kulinarische Angebote angeboten, die den Theaterabend zu einem kompletten Kulturerlebnis abrunden. So wird aus dem Besuch nicht nur ein Theaterabend, sondern ein abwechslungsreicher Tagesausflug für Einheimische wie auch für internationale Gäste.

Backstage-Führungen

Besucher erhalten einen Blick hinter die Kulissen: Kostümproben, Maskenräume und der Umgang mit Tieren auf der Bühne. Diese Führungen sind interaktiv und besonders für Familien spannend.

Regionale Erlebnisse

  • Tourismusmuseum Unterseen: Vermittelt die Geschichte des Reisens in der Jungfrauregion.
  • Bootsfahrten auf dem Thuner- oder Brienzersee: Ergänzen das Kulturprogramm.
  • Geführte Stadtführungen in Interlaken: Verbinden Theater mit regionalem Kontext.

Regionale und wirtschaftliche Bedeutung

Das William Tell Open-Air ist mehr als eine kulturelle Veranstaltung. Für Interlaken und die umliegende Region ist es ein Wirtschaftsfaktor. Jährlich zieht das Festival zehntausende Besucher an, die Hotels, Restaurants und Freizeitangebote in Anspruch nehmen. Dadurch entstehen erhebliche Umsätze im Tourismus- und Gastgewerbe, die weit über die Dauer der Spielzeit hinauswirken. Gleichzeitig profitieren lokale Produzenten, Handwerker und Dienstleister, die eng in die Organisation eingebunden sind. Das Theater ist damit nicht nur ein kulturelles Highlight, sondern auch ein Motor regionaler Wertschöpfung und Beschäftigung.

Wirtschaftliche Effekte

  • Übernachtungen: Jährlich zehntausende Hotelgäste im Berner Oberland.
  • Gastronomie: Restaurants verzeichnen während der Saison deutlich mehr Besucher.
  • Einzelhandel: Lokale Geschäfte profitieren vom zusätzlichen Publikumsverkehr.

Gesellschaftliche Dimension

Die Aufführungen sind ein Gemeinschaftsprojekt. Familien engagieren sich seit Generationen, wodurch ein starkes Wir-Gefühl entsteht. Dieses Engagement unterscheidet das Festival von kommerziellen Kulturveranstaltungen.

Zusammenfassung in Zahlen

KategorieFakten 2025
Dauer26. Juli – 6. September
Thema«Robin Hood»
Schauspieler140–190 Laiendarsteller
Tiere auf der BühneKühe, Ziegen, bis zu 18 Pferde
BesucherzahlenErwartet: über 50’000 in 2025
Aufführungen seit 1912Über 1250, mehr als 2 Millionen Zuschauer

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Foto von Interlaken Tourismus

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