Roblox, eine der weltweit populärsten Online-Spielplattformen für Kinder, steht aktuell im Zentrum eines tiefgreifenden juristischen und gesellschaftlichen Skandals. Mit über 110 Millionen täglichen Nutzern, von denen mehr als die Hälfte minderjährig ist, hat sich Roblox zu einem digitalen Lebensraum für ganze Generationen entwickelt – kreativ, spielerisch, vernetzt.
Doch hinter den bunten Avataren, virtuellen Abenteuern und selbstgebauten Welten verbirgt sich eine bedrohliche Realität: Sexualisierte Inhalte, gezielte Ansprache von Kindern durch Erwachsene, fehlende Alterskontrollen – und ein Geschäftsmodell, das mehr auf Wachstum als auf Sicherheit ausgelegt scheint.
Am 14. August 2025 reichte die Generalstaatsanwältin von Louisiana, Liz Murrill, offiziell Klage gegen Roblox ein. Der Vorwurf ist schwerwiegend: Das Unternehmen habe „vorsätzlich und systematisch versagt“, Kinder vor sexueller Ausbeutung zu schützen. Die Plattform sei – so wörtlich – „ein sicherer Hafen für pädokriminelle Täter“, weil sie elementare Schutzmechanismen wie verpflichtende Altersverifikation, Moderation oder Inhaltefilterungen nicht in ausreichendem Maß umgesetzt habe.
Darüber berichtet exklusiv nume.ch unter Berufung auf den deutschen Nachrichtenportal.
Was die Klage enthüllt – und warum sie auch Europa betrifft
Die Anklageschrift ist mehr als ein juristisches Dokument – sie ist ein Weckruf für Gesellschaft, Plattformen und Gesetzgeber weltweit. In der über 100-seitigen Klage werden konkrete Fälle beschrieben, in denen Minderjährige auf Roblox gezielt angesprochen, manipuliert, sexuell belästigt oder mit In-Game-Währung („Robux“) in Missbrauchsszenarien gedrängt wurden.
Besonders brisant: Die Plattform biete laut Klage Zugang zu sogenannten „Experiences“ wie:
- Escape to Epstein Island
- Diddy Party
- Public Bathroom Simulator Vibe
Diese Inhalte – teils von Nutzern erstellt, teils algorithmisch empfohlen – simulieren sexuell aufgeladene Umgebungen und sind für Kinder öffentlich zugänglich gewesen. Dabei sei das Unternehmen laut Anklage seit Jahren über die Problematik informiert, habe jedoch – aus wirtschaftlichen Gründen – keine wirksamen strukturellen Reformen umgesetzt.
Und die Schweiz
In der Schweiz zählt Roblox zu den am häufigsten genutzten digitalen Plattformen im Kinder- und Jugendbereich. Laut Daten der Stiftung Jugend und Medien nutzt rund jedes zweite Kind zwischen 10 und 14 Jahren regelmäßig Gaming-Apps, wobei Roblox neben Minecraft und Fortnite zu den beliebtesten zählt.
Anders als in den USA gibt es in der Schweiz jedoch keine spezifische Gesetzgebung, die Anbieter wie Roblox dazu verpflichtet, wirksame Schutzmaßnahmen umzusetzen. Das aktuelle Datenschutzgesetz (revDSG) berücksichtigt Plattformverantwortung zwar allgemein – doch konkrete Altersverifikationspflichten oder Plattformhaftung bei Schadensfällen fehlen bislang.
Der Fall aus den USA zeigt: Die Schweiz braucht verbindliche Regeln für Plattformen, um Kinder im digitalen Raum wirksam zu schützen.
Was ist Roblox, wie funktioniert es – und was sollten Eltern wissen

Roblox ist eine digitale Plattform, auf der Nutzer – überwiegend Kinder und Jugendliche – eigene Spiele entwickeln, veröffentlichen und miteinander spielen können. Es handelt sich nicht um ein einzelnes Spiel, sondern um ein offenes Online-Ökosystem mit Millionen sogenannter „Experiences“, die von der Community erstellt werden. Jede dieser Spielwelten folgt eigenen Regeln, Themen und Mechaniken.
Funktionsweise
Nach der kostenlosen Registrierung erstellen Nutzer einen individuellen Avatar und haben Zugriff auf eine Vielzahl von Spielangeboten. Diese reichen von einfachen Minispielen bis hin zu komplexen Simulationen und Rollenspielen. Die Inhalte sind stark unterschiedlich: Einige Spiele fördern Kreativität und Kooperation, andere enthalten Wettkampf- oder Fantasieelemente – teilweise auch Inhalte, die nicht altersgerecht sind.
Roblox stellt mit dem Roblox Studio ein Entwicklungswerkzeug zur Verfügung, mit dem auch technisch unerfahrene Nutzer eigene Spiele und Welten erschaffen können. Programmiert wird in einer vereinfachten Version der Sprache Lua. Dadurch entstehen täglich tausende neue Inhalte, die von anderen gespielt oder modifiziert werden können.
Kostenmodell
Roblox ist in der Grundversion kostenlos nutzbar. Viele Spiele können ohne Bezahlung ausprobiert werden. Allerdings existiert eine eigene virtuelle Währung namens Robux, mit der Nutzer virtuelle Kleidung, besondere Fähigkeiten, Zugang zu Premium-Spielwelten oder kosmetische Erweiterungen kaufen können.
Robux können mit echtem Geld erworben werden. In vielen Spielen sind Mikrotransaktionen eingebaut. Eltern sollten sich bewusst sein, dass Kinder häufig zum Kauf animiert werden – etwa um in Spielen schneller voranzukommen oder sich von anderen abzuheben.
Plattformübergreifend verfügbar
Roblox ist weltweit verfügbar und kann auf unterschiedlichen Geräten genutzt werden:
- Desktop (Windows, Mac)
- Smartphones und Tablets (iOS, Android)
- Spielkonsolen (Xbox One, Xbox Series X/S)
Eine Internetverbindung ist Voraussetzung. Viele Spiele setzen auf Echtzeit-Interaktion mit anderen Nutzern.
Risiken
Die Offenheit der Plattform bringt erhebliche Risiken mit sich:
- Inhalte werden nicht systematisch geprüft, was zu Gewaltdarstellungen, sexuellen Anspielungen oder Mobbing führen kann.
- Die Chat-Funktion ermöglicht fremden Personen, direkten Kontakt mit Kindern aufzunehmen.
- Es gibt keine verlässliche Altersverifikation bei der Registrierung.
- Sicherheitsmechanismen wie Inhaltsfilter oder Chatbeschränkungen müssen manuell aktiviert werden – sie sind nicht standardmäßig eingeschaltet.
Zwar bietet Roblox eine Reihe von elterlichen Kontrollfunktionen, doch diese werden laut Studien häufig nicht genutzt oder sind nur schwer auffindbar. In verschiedenen Ländern – darunter auch die Schweiz – fordern Kinderschutzorganisationen mittlerweile klare gesetzliche Regelungen für Plattformanbieter.
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