Jedes halbe Jahr kehren rund 100.000 Ukrainer in ihre Heimat zurück. Diese Rückkehrer, viele von ihnen nach Jahren der Flucht vor dem Krieg, stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Die Gründe für die Rückkehr sind vielfältig, von familiären Bindungen bis hin zu wirtschaftlichen Überlegungen. Trotz der weiterhin instabilen Sicherheitslage in der Ukraine entscheidet sich eine zunehmende Zahl von Migranten, ihre Heimat wiederzusehen und sich erneut dort niederzulassen. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf hromadske.
Die Hauptgründe für die Rückkehr
Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) gaben 70 % der befragten Rückkehrer an, dass sie vor allem aus dem Wunsch zurückkehrten, sich mit Familie und Freunden wieder zu vereinen und "zuhause" zu sein. Die Migration aus der Ukraine begann nach dem Krieg, als Millionen von Ukrainern in benachbarte europäische Länder flohen. Doch mit der Zeit kehren immer mehr von ihnen in ihre Heimat zurück. Ein weiteres häufig genanntes Motiv für die Rückkehr ist der Drang, das Leben wieder in der Heimat aufzubauen.
Familienbande als treibende Kraft
Für viele ist die Familie ein zentrales Motiv. Dasha Yushkevych, eine 28-jährige Managerin für Kundensupport, die nach drei Jahren in Polen zurückkehrte, erklärt: „Ich habe nie richtig eine neue Heimat gefunden, alles war online. Aber als eine nahestehende Person in die Armee ging, hielt ich mein Versprechen, bei ihm zu sein, und das war der Auslöser für meine Rückkehr“, so Dasha. Diese Bindung zu Familie und Freunden scheint ein starkes Argument für viele Rückkehrer zu sein, wie eine Umfrage unter ukrainischen Migranten zeigt.
Geopolitische und wirtschaftliche Herausforderungen
Trotz des Wunsches, zurückzukehren, gibt es in der Ukraine nach wie vor viele Schwierigkeiten. Der anhaltende Krieg und die unsichere Situation in verschiedenen Regionen sind nach wie vor belastende Faktoren. Lediglich 8 % der Rückkehrer gaben an, dass sie der Meinung seien, die Sicherheitslage in der Ukraine habe sich verbessert. Das bedeutet, dass trotz der fortwährenden Gefahr und Unsicherheit viele Ukrainer nach Hause zurückkehren, um ihre Familie zu unterstützen und einen Neuanfang zu wagen.
Sozioökonomische Aspekte der Rückkehr
Ein weiterer wichtiger Faktor, der die Rückkehr beeinflusst, sind die wirtschaftlichen Bedingungen. Ein großer Teil der Rückkehrer musste feststellen, dass die Lebenshaltungskosten in ihren Gastländern, wie zum Beispiel in Polen oder Großbritannien, nicht mit den Einkommen korrelierten. 28 % der Rückkehrer nannten die Rückkehr zur Arbeit als Hauptgrund, während 23 % die Verfügbarkeit von Wohnraum in der Ukraine als entscheidenden Faktor angaben.
Wirtschaftliche Hürden und Schwierigkeiten bei der Jobsuche
Die Herausforderungen bei der Rückkehr beschränken sich jedoch nicht nur auf die Migration an sich, sondern auch auf die Suche nach Arbeit und geeignetem Wohnraum. Während viele Rückkehrer über das Vorhandensein von Arbeitsplätzen in der Ukraine berichten, sind diese oft nicht gut bezahlt oder bieten keine stabile Zukunftsperspektive. In den letzten Jahren hat sich das Bild geändert, da viele der Rückkehrer einen Arbeitsplatz in der Ukraine suchen, während sie in den ersten Jahren in den Flüchtlingsländern möglicherweise nur von Sozialleistungen abhängig waren.
Die Rückkehrer aus Europa
Interessanterweise kommen die meisten Rückkehrer aus Ländern, in denen große ukrainische Diasporas existieren, insbesondere aus Polen (36 %), Deutschland (16 %) und Italien (5 %). In diesen Ländern war die Anzahl der ukrainischen Flüchtlinge besonders hoch, und viele kehrten zurück, als sich die Lebensbedingungen und die sozialen Leistungen änderten. Die Sozialleistungen für Flüchtlinge in Polen und Deutschland sind im Vergleich zu den ersten Jahren der Flucht deutlich gesenkt worden, was viele Migranten veranlasste, über eine Rückkehr nachzudenken.
Herausforderungen und Lösungen: Wohnraum und Arbeit
Die größten Herausforderungen, mit denen Rückkehrer konfrontiert sind, betreffen vor allem die Frage des Wohnraums und der Jobsuche. Ein großer Teil der Rückkehrer kehrt in ihr eigenes Haus zurück – 90 % der Rückkehrer, die während des Übergangsprozesses zwischen Juli und November 2024 befragt wurden, gaben an, in das gleiche Haus zurückzukehren, aus dem sie aufgrund des Krieges geflüchtet waren.
Hilfsprogramme und staatliche Initiativen
Die ukrainische Regierung hat die Schaffung von „Einheitshubs“ in Betracht gezogen, um Rückkehrern zu helfen, sich leichter zu integrieren. Diese Hubs sollten grundlegende Dienstleistungen wie Hilfe bei der Jobsuche und der Wohnungssuche anbieten. Doch der Prozess der Errichtung dieser Hubs wurde bisher verzögert, und es bleibt abzuwarten, wie schnell und effektiv diese Programme umgesetzt werden können.
Tipps für Rückkehrer
- Arbeitssuche: Es ist ratsam, sich über die verfügbaren Arbeitsplätze in der Region zu informieren, bevor man zurückkehrt. Es gibt zunehmend digitale Plattformen, die dabei helfen können, passende Stellenangebote zu finden.
- Wohnraum: Viele Rückkehrer müssen sich mit der Frage des Wohnraums auseinandersetzen. Der Markt für Sozialwohnungen in der Ukraine ist in Entwicklung, aber es bleibt ein Mangel an erschwinglichem Wohnraum.
- Psychosoziale Unterstützung: Die Rückkehr in eine von Krieg gezeichnete Heimat kann emotional belastend sein. Es wird empfohlen, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um die Rückkehr zu erleichtern.
Hintergrund: Ukrainische Rückkehrer in die Schweiz
Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 haben rund 112'000 Personen aus der Ukraine in der Schweiz ein Gesuch um Schutzstatus S gestellt. Bis Dezember 2024 wurden 98'168 dieser Gesuche positiv beantwortet, was die ukrainischen Geflüchteten zur größten Gruppe von Schutzsuchenden in der Schweiz macht .
Der Schutzstatus S ermöglicht es Geflüchteten, rasch ein Aufenthaltsrecht zu erhalten, ohne ein ordentliches Asylverfahren durchlaufen zu müssen. Dieser Status wurde erstmals im März 2022 für Geflüchtete aus der Ukraine aktiviert und bis März 2025 verlängert. Er gewährt Zugang zum Arbeitsmarkt, Schulbildung für Kinder und die Möglichkeit zur Familienzusammenführung.
Aktuelle Zahlen und kantonale Verteilung
Laut dem Staatssekretariat für Migration (SEM) leben derzeit rund 66'000 Ukrainer mit Schutzstatus S in der Schweiz . Die Verteilung auf die einzelnen Kantone variiert erheblich.
Top 5 Kantone mit den meisten ukrainischen Geflüchteten:
Kanton | Anzahl Geflüchtete |
---|---|
Zürich | ca. 20'000 |
Basel-Stadt | ca. 10'000 |
Aargau | ca. 8'000 |
Bern | ca. 7'000 |
Luzern | ca. 6'000 |
Diese Zahlen basieren auf den verfügbaren Daten des SEM und können je nach Quelle leicht variieren. Die hohe Zahl in Zürich ist auf die urbanen Strukturen und die Vielzahl an Integrationsangeboten zurückzuführen. In Basel-Stadt und Aargau spielen ebenfalls bestehende ukrainische Gemeinschaften eine Rolle.
Erwerbstätigkeit und Integration
Bei den seit Frühjahr 2022 in der Schweiz lebenden Ukrainerinnen und Ukrainern liegt die Erwerbstätigenquote bei knapp 38 Prozent. Bei den 18- bis 50-Jährigen in dieser Kohorte sind sogar knapp 42 Prozent erwerbstätig . Die Integration in den Arbeitsmarkt verläuft unterschiedlich schnell, abhängig von Faktoren wie Sprachkenntnissen, Qualifikationen und regionaler Nachfrage
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