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Das chinesische Robotikunternehmen Unitree Robotics sorgt mit der Vorstellung seines neuen humanoiden Roboters R1für Aufsehen: Das Modell wird zu einem Einstiegspreis von 5900 US-Dollar angeboten – ein Bruchteil dessen, was vergleichbare Systeme bislang kosteten.

Doch wie viel humanoide Robotik steckt tatsächlich in diesem Paket? Eine differenzierte Betrachtung offenbart: Der R1 bewegt sich geschickt – aber mit wesentlichen Einschränkungen bei Funktionalität und Sensorik. Darüber berichtet NUME.ch unter Berufung auf Reuters.

Einordung: Was bedeutet „humanoid“ im Fall R1

Mit einer Höhe von 1,20 Metern und einem Gewicht von 25 Kilogramm gehört der R1 zu den kompakten Vertretern seiner Gattung. Er verfügt über 26 Freiheitsgrade, was ihn in Bezug auf Mobilität sogar über die Basisversion des Vorgängermodells G1 (23 Freiheitsgrade) stellt. Die Beweglichkeit umfasst grundlegende humanoide Manöver wie Gehen, Drehen, Kniebeugen und sogar akrobatische Bewegungen wie Räder schlagen.

Auf Promo-Videos demonstriert Unitree eine beachtliche Stabilität und Geschmeidigkeit der Bewegungen – zumindest auf glattem Untergrund ohne Hindernisse.

Die große Lücke: keine Greifhände, keine Finger

Ein zentrales Defizit des R1 ist jedoch schnell ersichtlich: Die Hände sind starr. Sie bestehen aus fixierten, geöffneten Fäusten und besitzen keine Finger oder Greifmechanik. Damit kann der Roboter keine Objekte manipulieren, keine Werkzeuge halten, keine Knöpfe drücken.

Für den Einsatz im Alltag, in der Pflege oder im industriellen Umfeld ist das ein entscheidender Ausschlussfaktor.

Nur in der sogenannten EDU-Version, die sich an Hochschulen und Forschungseinrichtungen richtet, bietet Unitree Greifhände mit beweglichen Fingern an – jedoch gegen Aufpreis und ohne Angabe eines Listenpreises. Zusätzlich ist in dieser Version auch die Recheneinheit Jetson Orin von Nvidia integriert (bis zu 100 TOPS).

Begrenzte Sensorik: Kein Lidar, nur Kamera

Während der G1 über Lidar-Sensorik verfügte, um die Umgebung in 3D zu erfassen, besitzt der R1 in der Grundausstattung lediglich eine Ultraweitwinkelkamera zur visuellen Orientierung. Das bedeutet: Entfernungen und Hindernisse müssen optisch abgeschätzt werden – eine Technologie, die in dynamischen Umgebungen an ihre Grenzen stößt. Eine autonome Navigation oder Objekterkennung mit strukturellem Tiefenverständnis ist damit nicht realisierbar.

Rechentechnik: CPU vorhanden – aber ohne KI-Beschleunigung

Der Roboter wird von einer 8-Kern-CPU angetrieben. Mikrofone und Lautsprecher ermöglichen einfache Sprachinteraktionen, z. B. für Trainings- oder Demozwecke. Für anspruchsvolle KI-Funktionen oder Echtzeitverarbeitung komplexer Aufgaben reicht die verbaute Rechentechnik allerdings nicht aus.

Nur die EDU-Variante ist mit einer modernen GPU ausgestattet – basierend auf dem Nvidia Jetson Orin-Modul, das auf neuronale Netzwerke spezialisiert ist.

Energieversorgung: Laufzeit von nur ca. 1 Stunde

Laut Herstellerangaben beträgt die Betriebsdauer des R1 rund eine Stunde – ein Wert, der im Vergleich zu anderen humanoiden Plattformen gering ausfällt. Die exakte Akkukapazität wird nicht veröffentlicht. Zum Vergleich: Der G1 verfügt über eine 9000-mAh-Batterie und kommt auf etwa zwei Stunden Laufzeit.

Für viele potenzielle Anwendungen – etwa in der Logistik oder als Assistenzsystem – ist das eine zu kurze Einsatzspanne.

Marktposition: Für Forschung interessant – aber nicht für die Praxis

Unitree positioniert den R1 klar als Entwicklungs- und Schulungsplattform. Der günstige Preis macht ihn für Universitäten, Labore und Start-ups interessant, die an Bewegung, Steuerungssystemen oder humanoiden Interaktionsmodellen arbeiten. Für produktive Einsätze im Alltag, in der Pflege, im Servicebereich oder in der Industrie fehlt es dem R1 an essenziellen Fähigkeiten.

Er ist kein Haushaltshelfer, kein Fabrikroboter, kein Assistent. Er ist ein Demonstrator – beweglich, modern, aber konzeptionell reduziert.

Technischer Vergleich: R1 vs. G1

MerkmalUnitree R1Unitree G1 (Basis)
Preis (ab)5900 USDca. 16 000 USD
Größe / Gewicht1,2 m / 25 kg1,3 m / 35 kg
Freiheitsgrade2623 (bis zu 43)
GreifhändeNeinOptional
Lidar / SensorikNeinJa
KameraUltraweitwinkelKamera + Lidar
Recheneinheit8‑Kern CPUOptional GPU
Akkulaufzeitca. 1 Stundebis zu 2 Stunden
ZielgruppeBildung / ForschungIndustrie / Forschung

Günstig, beweglich – aber mit klaren Grenzen

Der Unitree R1 ist ein interessanter technologischer Impuls. Für rund 6000 USD bietet er eine funktionsfähige, mobile Humanoid-Plattform. Doch für echte Anwendungen im Alltag fehlt es an entscheidenden Fähigkeiten: keine Greifmechanik, keine Tiefensensorik, eingeschränkte Laufzeit.

Sein Mehrwert liegt im didaktischen und forschungsnahen Kontext. Für Universitäten, Robotik-Workshops und Prototypenentwicklung ist er eine bemerkenswerte Option – als Helfer im Alltag bleibt er eine Zukunftsvision mit starren Händen.

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Bild: Screenshot / Unitree Robotics

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