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Hinter den glanzvollen Schlagzeilen über Rekordsummen beim US Open verbirgt sich eine andere Realität: Während die großen Stars in New York um Millionenbeträge kämpfen, bleibt für viele Spielerinnen und Spieler der Alltag auf der Tour ein ständiger Überlebenskampf. In diesem Jahr schüttet das Turnier in Flushing Meadows 90 Millionen Dollar Preisgeld aus – ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zu 2024. Allein die Sieger im Einzel erhalten 2,5 Millionen Dollar, fast 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Schon der bloße Einzug ins Hauptfeld garantiert den 128 qualifizierten Profis 100 000 Dollar. Auch sechs Schweizer Tennisakteure, darunter Belinda Bencic, Jil Teichmann und Viktorija Golubic, profitieren von diesem Geldregen. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf nzz.ch.

Doch die glitzernden Zahlen täuschen über die Realität hinweg: Nur die besten 100 der Weltranglisten können einigermaßen sorgenfrei vom Tennissport leben. Bei mehr als 4000 gelisteten Profis auf ATP- und WTA-Ebene bedeutet das, dass die Mehrheit weit entfernt von Wohlstand lebt. Der frühere Schweizer Profi Henri Laaksonen, einst selbst unter den Top 100, schildert die harte Realität: Reisen in der Economy-Class, Nächte im Auto, ständige Ortswechsel. In seiner 15-jährigen Karriere verdiente er 2,37 Millionen Dollar – genug, um über Wasser zu bleiben, aber weit entfernt von einem luxuriösen Leben. Heute arbeitet er als Trainer, nachdem er seine aktive Karriere im Jahr 2024 beendet hat.

Laaksonens Erfahrung zeigt, wie fragil das Gleichgewicht zwischen Traum und Realität auf der Tour ist. Für viele bleibt die Hoffnung auf den Durchbruch bei einem Grand-Slam-Turnier die einzige Möglichkeit, sich zu behaupten. Die Außenplätze in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York sind die Schauplätze, an denen sich die wahre Härte des Geschäfts offenbart – fern von Kameras und Glamour.

Gleichzeitig wachsen die Einnahmen der großen Turniere ins Gigantische. 2024 erwirtschafteten die vier Grand Slams zusammen rund 1,5 Milliarden Dollar, vor allem durch TV-Rechte, Merchandising und Zuschauereinnahmen. Um diese weiter zu steigern, werden die Turniere ständig verlängert und mit neuen Formaten ausgestattet. Das US Open etwa startet inzwischen schon am Sonntag und bietet Night Sessions sowie neue Wettbewerbe wie das Mixed-Doppel, das dieses Jahr von Sara Errani und Andrea Vavassori gewonnen wurde. Schon vor dem offiziellen Start lockten die Anlagen in Flushing Meadows über 54 000 Fans an.

Foto von Mike Frey / Imago

Doch von diesem riesigen Kuchen erhalten die Spieler nur rund 15 Prozent. Eine Zahl, die im Vergleich zu US-Sportligen wie NFL oder NBA, wo etwa 50 Prozent der Einnahmen an die Athleten fließen, gering wirkt. Novak Djokovic und die von ihm gegründete PTPA fordern daher eine gerechtere Verteilung. Für ihn ist das derzeitige System ein Kartell, gegen das er inzwischen auch juristisch vorgeht.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie rasant sich die Summen entwickelt haben. 1968 erhielt Ken Rosewall beim French Open für seinen Finalsieg 3000 Dollar. Heute kassierte Carlos Alcaraz in Paris fünf Millionen für seinen Triumph. Der Unterschied ist gewaltig – und nährt zugleich die Debatte. Während Außenstehende die Forderungen vieler Profis als überzogen empfinden, bleibt für die meisten Spieler der Traum vom Leben im Tennis alles andere als ein garantierter Weg in den Reichtum.

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Foto von Kylie Cooper / Reuters

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