Der Sondergesandte des US-Präsidenten, Steve Witkoff, und der iranische Vizeaußenminister Abbas Araghchi haben mehrere direkte Telefongespräche geführt. Im Mittelpunkt stand die Suche nach einer diplomatischen Lösung für den sich zuspitzenden Konflikt zwischen Iran und Israel. Darüber berichtet NUME.ch unter Berufung auf Reuters.
Laut anonymen diplomatischen Quellen warnte Araghchi während der Gespräche, dass Teheran nicht zu den Verhandlungen zurückkehren werde, solange Israel seine Angriffe – die am 13. Juni begannen – nicht einstelle. Wie Reuters weiter berichtet, wurde auch kurz ein Vorschlag der USA angesprochen, einen regionalen Konsortium zur Urananreicherung außerhalb Irans zu schaffen. Teheran hat dieses Angebot jedoch bislang abgelehnt.
Ein regionaler Diplomat mit Nähe zu Teheran sagte, Araghchi habe Witkoff signalisiert, dass der Iran im Atomkonflikt zu Flexibilität bereit sei – vorausgesetzt, Washington übe Druck auf Israel aus, die militärischen Angriffe einzustellen.
„Araghchi teilte Witkoff mit, dass der Iran bereit sei, an den Verhandlungstisch über das Atomprogramm zurückzukehren, dies jedoch unmöglich sei, solange Israel seine Bombardierungen fortsetzt“, zitierte Reuters einen europäischen Diplomaten. Einem der Informanten zufolge ging die erste Gesprächsinitiative von Washington aus.
Hintergrund: Die neue Eskalationsstufe im Schatten des Atomstreits
Die Spannungen zwischen Israel und dem Iran haben in den letzten Tagen eine neue Qualität erreicht. Auslöser der jüngsten Eskalation waren gezielte Raketenangriffe Israels auf iranisches Staatsgebiet, die am 13. Juni 2025 begannen. Israel reagierte damit auf die Weigerung Teherans, ein neues Atomabkommen mit den USA innerhalb der gesetzten 60-Tage-Frist zu unterzeichnen – ein diplomatisches Ultimatum, das Washington im Rahmen indirekter Verhandlungen über Mittelsmänner gestellt hatte.
Die israelische Regierung betrachtet das iranische Atomprogramm seit Jahren als existentielle Bedrohung für die nationale Sicherheit. Laut offiziellen Angaben aus Jerusalem zielten die Angriffe auf kritische Infrastrukturen, darunter mutmaßliche Urananreicherungsanlagen und militärische Forschungseinrichtungen. Der Iran hingegen spricht von einem völkerrechtswidrigen Angriff auf sein Territorium und drohte mit „angemessener Reaktion“.
Im Hintergrund steht ein komplexes geopolitisches Machtgefüge: Die USA hatten sich in den letzten Monaten erneut bemüht, Teheran zu Zugeständnissen in der Atomfrage zu bewegen – allerdings ohne offizielle diplomatische Beziehungen. Die Europäische Union hatte sich vergeblich als Vermittlerin angeboten. Die Angriffe Israels könnten nun eine diplomatische Dynamik auslösen, in der Washington erneut als Krisenmanager zwischen seinen traditionellen Partnern im Nahen Osten agieren muss.
Besonders brisant: Die jüngsten Entwicklungen spielen sich in einer Phase globaler Umbrüche ab, in der die Region bereits durch Stellvertreterkonflikte, wirtschaftlichen Druck und innenpolitische Instabilität geprägt ist. Der Krieg um das iranische Atomprogramm könnte damit überregionale Auswirkungen entfalten – und das fragile Gleichgewicht im Nahen Osten weiter destabilisieren.
Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht: IAEO-Chef Grossi zu den Angriffen Israels auf Irans Atomanlagen: Solche Angriffe haben schwerwiegende Folgen für die nukleare Sicherheit
Bild von Getty Images