Die Schweizer Mietwagenbranche befindet sich 2025 in einer Phase dynamischen Wachstums. Prognosen gehen von rund 600 Millionen Franken Umsatz in diesem Jahr aus, bis 2030 sollen es 700 Millionen jährlich werden. Doch neben der positiven Bilanz zeigt sich eine auffällige regionale Dimension: Vor allem im Kanton Appenzell Innerrhoden und in der Waadt werden fast alle Mietautos zugelassen – nicht wegen der Fahrgewohnheiten der Einheimischen, sondern aufgrund besonders günstiger Gebührenstrukturen. Dieses Detail prägt den Markt und hat Einfluss darauf, wie sich die Branche insgesamt entwickelt. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf watson.ch.
Die Tourismuszahlen erreichen gleichzeitig ein Rekordhoch, viele Gäste reisen mit der Bahn, doch das Mietauto bleibt unverändert attraktiv. Die 2015 von Schweiz Tourismus eingeführte „Grand Tour of Switzerland“, ein offiziell ausgeschilderter Roadtrip quer durchs Land, hat die Nachfrage zusätzlich verstärkt. Immer öfter steuern ortsunkundige Lenker mit Mietautos, meist mit AI-Kennzeichen, versehentlich Fussgängerzonen an – ein Symptom der boomenden Branche.
Auch innerhalb der Schweiz mieten immer mehr Menschen ein Auto. Die Helvetic Motion AG, verantwortlich für die US-Marken Enterprise, National und Alamo, meldet eine Umsatzsteigerung von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2019 hat sich der Umsatz sogar verdoppelt. Firmenchef Marco Venturini verweist auf die Digitalisierung: Kunden erledigen ihre Buchungen online, ohne am Schalter warten zu müssen – ein entscheidender Faktor für Geschäftskunden.
Europcar bestätigt ein stabiles Sommergeschäft mit wachsenden Umsätzen. Besonders die Freizeitgäste sorgen für Impulse, wobei Reisende aus den USA zuletzt deutlich häufiger ein Auto buchten. Britische Touristen bleiben jedoch die wichtigste ausländische Kundengruppe. Auch Hertz berichtet von einer anhaltend positiven Nachfrage, während Sixt auf den globalen Umsatzanstieg von 2,5 auf 4 Milliarden Euro zwischen 2019 und 2024 verweist.
Ein genauer Blick auf die Zulassungen zeigt die regionale Konzentration. In Appenzell Innerrhoden wurden allein in diesem Jahr bislang 17’360 Mietfahrzeuge immatrikuliert – nur knapp unter dem Rekordwert von 2019. Dieser Bestand unterliegt zwar saisonalen Schwankungen, macht aber deutlich, wie stark einzelne Regionen die Gesamtentwicklung prägen. Durchschnittlich zahlen Kunden für ein Mietauto in Zürich derzeit 108 Franken pro Tag.
Die Preise selbst haben sich leicht entspannt. Laut Helvetic-Motion-Chef Venturini sind sie um etwa zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken, dennoch bleibt der Preisdruck hoch. Europcar geht hingegen von einer moderaten Entwicklung aus. Klar ist: Der Wettbewerb zwischen grossen und zahlreichen kleineren Anbietern verschärft sich.
Problematisch bleibt der Umgang mit Schäden. Da moderne Fahrzeuge immer mehr Technologie enthalten, steigen die Reparaturkosten rapide. Sixt berichtet von inflationsbedingten Kostensteigerungen, Hertz bestätigt diese Entwicklung. Wer in der Schweiz einen Kratzer oder eine Delle hinterlässt, muss sich auf strenge Prüfungen und Diskussionen einstellen.
„Was in anderen Ländern als normale Gebrauchsspur gilt, wird hierzulande als Schaden eingestuft“, erklärt Marco Venturini. Die höheren Reparaturkosten und die präzisere Schadensaufnahme führen dazu, dass deutlich mehr Fälle registriert werden. Besonders ausländische Touristen sind diese Standards nicht gewohnt – ein weiterer Grund, warum regionale Unterschiede und lokale Gepflogenheiten das Mietwagengeschäft entscheidend prägen.
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