In der Schweiz gibt es eine einzigartige Form der direkten Demokratie: die Landsgemeinde. Sie ist eines der ältesten demokratischen Systeme der Welt und hat ihre Ursprünge im Mittelalter. Die Landsgemeinde ist bis heute ein wichtiges politisches Ereignis, bei dem die Bürger direkt über Gesetze und politische Entscheidungen abstimmen – und das öffentlich per Handzeichen. Diese Praxis ist nicht nur ein faszinierendes Relikt der Geschichte, sondern auch ein symbolisches Zeichen für die schweizerische Tradition der Bürgerbeteiligung. Wie funktioniert die Landsgemeinde genau und warum stimmt die Bevölkerung per Handzeichen ab? Diese Fragen beantworten wir in diesem Artikel. Darüber berichtet nume.ch.
Die Tradition der Landsgemeinde
Die Landsgemeinde hat ihre Wurzeln im mittelalterlichen Europa, als sie erstmals im 13. Jahrhundert in der Schweiz dokumentiert wurde. Sie entstand als Form der Volksvertretung in Zeiten, als das Land noch stark von ländlichen Gemeinschaften geprägt war. Besonders im Kanton Appenzell Innerrhoden und in anderen Regionen der Schweiz, die sich der direkten Demokratie verschrieben haben, wurde dieses System etabliert. Der wichtigste Aspekt der Landsgemeinde ist die direkte Beteiligung der Bürger. Anders als bei Wahlen, bei denen ein Vertreter gewählt wird, entscheiden die Bürger direkt über Gesetze und politische Anliegen.
Ursprung und Entwicklung der Landsgemeinde
Der Ursprung der Landsgemeinde geht auf das Mittelalter zurück, als sie als eine der ersten Formen der Volksvertretung im Alpenraum ins Leben gerufen wurde. In der frühen Schweiz war die politische Macht weitgehend dezentralisiert, was den Menschen vor Ort ermöglichte, ihre Entscheidungen direkt zu treffen. Dies galt insbesondere für kleine Gemeinden und Kantone, die keinen zentralen Regierungssitz hatten. Heute findet die Landsgemeinde nur noch in den Kantonen Appenzell Innerrhoden, Glarus und Uri statt, jedoch bleibt sie ein symbolträchtiges Element der Schweizer Demokratie.
In den ersten Jahrhunderten war die Landsgemeinde eine Versammlung, die regelmäßig stattfand, um über Krieg und Frieden zu entscheiden, aber auch über Steuern, Gesetze und die Wahl von Beamten. Diese Versammlungen fanden oft unter freiem Himmel statt und trugen zur Schaffung eines Gemeinschaftsgefühls bei, das die Bürger zu einer aktiven Teilnahme an politischen Prozessen ermutigte.
Der Ablauf der Landsgemeinde
Die Landsgemeinde wird in der Regel an einem Sonntag abgehalten. Der genaue Termin variiert je nach Kanton, aber meist findet die Veranstaltung im Frühjahr statt. Die Bürger versammeln sich auf einem zentralen Platz in der Hauptstadt des Kantons, um über wichtige politische Themen abzustimmen. In Appenzell Innerrhoden, dem bekanntesten Kanton, versammeln sich die Wähler in einer riesigen Freiluftarena. Bei schönem Wetter wird die Landsgemeinde unter freiem Himmel abgehalten, was das Gemeinschaftsgefühl und die Verbundenheit der Bürger noch weiter stärkt.
Öffentliche Abstimmung durch Handzeichen
Eine der auffälligsten Eigenheiten der Landsgemeinde ist die Abstimmung per Handzeichen. Dies unterscheidet sich erheblich von den geheimen Wahlen, die in den meisten anderen Ländern durchgeführt werden. Die öffentliche Abstimmung fördert eine hohe Transparenz, da jeder Bürger sehen kann, wie die anderen stimmen. Sie schafft ein starkes Gemeinschaftsgefühl und fördert die direkte Kommunikation zwischen den Bürgern und ihren gewählten Vertretern. In einer Zeit, in der politische Prozesse oft undurchsichtig erscheinen, stellt die Landsgemeinde sicher, dass Entscheidungen klar und nachvollziehbar sind.
Vorteile der öffentlichen Abstimmung
- Transparenz: Jeder Bürger kann sehen, wie die anderen abstimmen.
- Verantwortung: Bürger fühlen sich stärker für die politische Entscheidung verantwortlich.
- Direkte Beteiligung: Es gibt keine Zwischenschritte, Bürger sind direkt in den Entscheidungsprozess involviert.
- Demokratie im öffentlichen Raum: Die Landsgemeinde fördert eine politische Kultur des offenen Dialogs und der Teilnahme.
Der Ablauf im Detail
- Vorbereitung: Wochen vor der Landsgemeinde werden die Themen und Gesetze bekanntgegeben. In den meisten Kantonen gibt es öffentliche Informationsveranstaltungen und Diskussionen, um die Bürger zu informieren.
- Diskussion: Am Tag der Landsgemeinde werden alle Themen im Detail diskutiert. Dabei haben Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ihre Meinung zu äußern.
- Abstimmung: Jeder Bürger hebt die Hand, um seine Stimme abzugeben. Die Abstimmung erfolgt per Handzeichen und ist somit öffentlich.
- Ergebnisse: Die Ergebnisse werden sofort bekanntgegeben, was eine hohe Transparenz gewährleistet.

Praktische Informationen zur Landsgemeinde
Die Landsgemeinde ist eine öffentliche Veranstaltung, bei der jeder Bürger das Recht hat, an der Abstimmung teilzunehmen und seine Meinung zu äußern. Es gibt jedoch einige wichtige Regeln und Aspekte, die bei der Teilnahme berücksichtigt werden sollten.
Kanton | Häufigkeit | Besonderheiten | Nächster Termin |
---|---|---|---|
Appenzell Innerrhoden | jährlich | Bürger stimmen öffentlich ab, keine Wahlkabinen | April 2025 |
Glarus | jährlich | Landsgemeindeplatz im Freien | Mai 2025 |
Uri | jährlich | Öffentliche Diskussion vor der Abstimmung | Juni 2025 |
Vorbereitungen für die Landsgemeinde
- Frühzeitig anmelden: Bürger müssen sich im Voraus anmelden, um an der Landsgemeinde teilzunehmen. Die Anmeldung ist in der Regel kostenlos, aber notwendig, um sicherzustellen, dass alle Wahlberechtigten teilnehmen können.
- Themen im Voraus studieren: Vor der Landsgemeinde gibt es in den meisten Kantonen öffentliche Informationsveranstaltungen und Diskussionen. Es ist ratsam, sich mit den Themen vertraut zu machen, um eine informierte Entscheidung treffen zu können.
- Demokratie und Transparenz: Da die Abstimmung öffentlich ist, sollten die Bürger bereit sein, ihre Meinung vor anderen zu äußern. Dies erfordert ein gewisses Maß an politischem Engagement und Verantwortung.
- Tradition und Gemeinschaft: Die Landsgemeinde ist nicht nur ein politisches Ereignis, sondern auch ein gesellschaftliches. Es ist eine Gelegenheit, sich mit anderen Bürgern auszutauschen und die Gemeinschaft zu stärken.
- Rechtzeitig ankommen: Die Veranstaltung beginnt oft früh am Morgen und zieht sich über den Tag. Um einen guten Platz zu bekommen und den Ablauf nicht zu verpassen, sollten Bürger pünktlich erscheinen.
Die Vorteile der Landsgemeinde
Die Landsgemeinde hat viele Vorteile. Einer der größten Vorteile ist die direkte Beteiligung der Bürger an der politischen Entscheidungsfindung. Diese Form der Demokratie fördert die politische Bildung und stellt sicher, dass die Entscheidungen von denjenigen getroffen werden, die am meisten von ihnen betroffen sind. Die Landsgemeinde schafft eine enge Verbindung zwischen den Bürgern und ihren Vertretern und trägt so zu einer stärkeren Identifikation mit der politischen Gemeinschaft bei.
Darüber hinaus sorgt die öffentliche Abstimmung für eine hohe Transparenz und Verantwortung. Bürger können sehen, wie ihre Mitbürger abstimmen, was zu mehr Engagement und einer stärkeren Verantwortlichkeit führt. Es gibt auch weniger Raum für Manipulationen oder geheime Absprachen, da jeder Schritt der Abstimmung offen und nachvollziehbar ist.
Vorteile im Detail:
- Stärkung der direkten Demokratie: Bürger können direkt Einfluss auf die politischen Entscheidungen nehmen.
- Förderung der politischen Bildung: Bürger werden aktiv in politische Diskussionen einbezogen.
- Echte Teilnahme: In einer Zeit der zunehmenden Politverdrossenheit bietet die Landsgemeinde eine echte Möglichkeit zur Teilnahme.
- Verminderung politischer Distanz: Politische Entscheidungsprozesse werden transparent und nachvollziehbar.
Die Bedeutung der Landsgemeinde in der modernen Welt
Die Landsgemeinde mag in einer modernen, digitalen Welt etwas altmodisch erscheinen, aber sie spielt immer noch eine wichtige Rolle in der Schweiz. Sie ist ein Symbol für die tief verwurzelte Tradition der direkten Demokratie und zeigt, wie politische Beteiligung auf persönlicher Ebene stattfinden kann. In einer Zeit, in der viele Bürger das Gefühl haben, dass ihre Stimmen in größeren politischen Prozessen überhört werden, bietet die Landsgemeinde eine direkte Möglichkeit zur Einflussnahme.
Obwohl elektronische Abstimmungssysteme und geheime Wahlen zunehmend populär werden, bleibt die Landsgemeinde ein unverwechselbares Element der Schweizer Demokratie. Sie zeigt, wie wichtig es ist, die Menschen in den politischen Prozess einzubeziehen und sicherzustellen, dass jeder Bürger die Möglichkeit hat, sich Gehör zu verschaffen.
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