Die Schweiz gilt im Jahr 2025 als eines der progressivsten Länder Europas in Bezug auf die Rechte von LGBT+-Personen. Doch dieser Status wurde nicht geschenkt – er wurde erkämpft: auf der Strasse, in Volksabstimmungen und in Klassenzimmern. Dieser Beitrag bietet einen umfassenden Überblick über Begriffe wie LGBT+, AURA, IDAHOBITsowie die wichtigsten Veranstaltungen der Schweiz im Pride-Jahr 2025.
Was bedeutet LGBT+ heute
LGBT+ umfasst lesbisch, schwul, bisexuell, transgender – plus weitere Identitäten wie queer, non-binär oder intergeschlechtlich. Der Begriff steht für politische Forderungen, Selbstorganisation und gesellschaftliche Anerkennung.
Laut der jüngsten Erhebung des Bundesamts für Statistik (2023) bezeichnen sich rund 8,6 % der jungen Erwachsenen in der Schweiz (18–29 Jahre) nicht als heterosexuell. Trotz wachsender Sichtbarkeit in Medien, Bildung und Politik berichten laut einer Untersuchung von gfs.bern im Auftrag von Amnesty Schweiz über 41 % der LGBT+-Jugendlichenvon Diskriminierung – insbesondere im schulischen Umfeld.
Diese zeigt sich unter anderem durch homofeindliche Sprache, soziale Isolation oder mangelnden Schutz durch Lehrpersonen. Das berichtet NUME.ch unter Berufung auf nationale Bildungsberichte und Zahlen des BFS.
AURA – wenn Schutz sichtbar wird
AURA bezeichnet ein Label und Konzept für queere Sicherheit in öffentlichen Institutionen. Vergeben wird es in Städten wie Bern, Lausanne oder Basel an Schulen, Jugendzentren oder Verwaltungen, die sich sichtbar gegen Diskriminierung engagieren.
Ein Beispiel: Die Kantonsschule Bern erhielt 2024 das AURA-Label für die Einführung einer Ombudsstelle für queere Jugendliche, Schulungen für Lehrkräfte und das Angebot geschlechtsneutraler Umkleiden.
AURA steht damit für:
- Sichtbare Antidiskriminierungsarbeit
- Strukturelle Veränderungen im Alltag
- Empowerment von queeren Jugendlichen
IDAHOBIT – ein internationaler Erinnerungstag
Der IDAHOBIT (Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit) findet am 17. Mai 2025 statt. Er erinnert daran, dass die WHO Homosexualität erst 1990 aus dem Diagnoseschlüssel strich.
In der Schweiz beflaggen Gemeinden wie Winterthur, Lausanne und St. Gallen am IDAHOBIT ihre Rathäuser mit Regenbogenfahnen. Schulen führen Aktionstage durch, u. a. mit Filmvorführungen, Workshops und Social-Media-Kampagnen.
Historischer Rückblick: Meilensteine der Schweizer Pride-Bewegung
- 1978: Der erste CSD in Zürich – organisiert von der SOH als Protest gegen Polizeiregister
- 1994: Jährlich wiederkehrender CSD Zürich etabliert
- 2007: Partnerschaftsgesetz für gleichgeschlechtliche Paare tritt in Kraft
- 2009: EuroPride in Zürich mit 50.000 Teilnehmenden, internationale Sichtbarkeit
- 2021: 64,1 % Ja bei der Volksabstimmung zur "Ehe für alle"
- 2022: Gesetz tritt in Kraft – Ehe, Adoption, erleichterte Namens- und Geschlechtsänderung
- 2023–2024: Fokus auf Schutz für trans und nicht-binäre Menschen im Bildungs- und Gesundheitswesen
Zurich Pride Festival 2025
Die Zurich Pride ist das grösste queere Ereignis der Schweiz – mit internationaler Ausstrahlung. 2024 nahmen laut Veranstalter über 55.000 Menschen teil.
2025 findet sie statt
- 20.–21. Juni 2025
- Demo: Samstag, 21. Juni, 13:00 Uhr ab Helvetiaplatz
- Ort: Landiwiese Zürich
- Motto: „Sichtbarkeit schaffen – Rechte sichern“
Erwartet werden über 60.000 Menschen, darunter zahlreiche NGOs, Künstler:innen, kirchliche Gruppen, Bildungsinitiativen und Vertreter:innen aus Politik und Medien.
Weitere LGBT+-Veranstaltungen in der Schweiz – Kalender 2025
Datum | Event | Ort/Kanton | Beschreibung |
---|---|---|---|
17. Mai | IDAHOBIT | Schweizweit | Fahnenaktionen, Schulprogramme, Workshops |
20./21. Juni | Zurich Pride Festival | Zürich (ZH) | grösstes Pride-Event, Demo, Bühnen, Infostände |
28. Juni | Basel Pride | Basel-Stadt (BS) | Parade, Drag Brunch, Konzerte unter dem Motto „Basel tickt bunt“ |
2. August | Bern Pride | Bern (BE) | Demo & Fest auf dem Bundesplatz mit Podien & Konzerten |
Juni (tbd) | Geneva Pride | Genf (GE) | Veranstaltungen in der Romandie, Fokus auf Intersektionalität |
Mai–Juni | Queer Film Festivals | Basel, Lausanne | „Luststreifen“, Kurzfilme, Talks zu Queer Cinema |
Juli–August | Pride-Tage in Luzern | Luzern (LU) | Lokale Märsche, Stadtrundgänge, Lesungen |
ganzjährig | AURA-Schulprojekte | Bern, Basel, Zürich | Label-Vergaben, Lehrerfortbildungen, Schutzkonzepte |
Pride 2025 ist mehr als ein Fest
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Während gesellschaftliche Anerkennung und rechtliche Fortschritte in der Schweiz gewachsen sind, bleibt der Alltag für viele LGBT+-Menschen herausfordernd. Diskriminierung im Bildungssystem, mangelnde Sensibilisierung in Familien, Hassdelikte im öffentlichen Raum – sie sind Realität.
Pride ist deshalb nicht nur ein symbolischer Akt, sondern eine Mahnung. Eine Mahnung, dass Fortschritt verteidigt werden muss. Dass Rechte keine Selbstverständlichkeit sind. Und dass Sichtbarkeit Schutz braucht.
Mit Zurich Pride 2025, dem AURA-Label, dem Engagement in Bern, Basel und Genf zeigt die Schweiz Haltung. Aber echte Gleichstellung verlangt mehr als Fahnen im Juni – sie braucht Mut, Konsequenz und politische Bereitschaft.
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Bild von zurichpridefestival.ch