Die europäische Energiekrise, verstärkt durch geopolitische Unsicherheiten, hat die Schweiz in den letzten Jahren vor immense Herausforderungen gestellt, insbesondere hinsichtlich der Winterversorgungssicherheit. Als Land mit begrenzten fossilen Ressourcen und dem geplanten Ausstieg aus der Kernenergie ist die Abhängigkeit von Stromimporten, besonders in den kalten Monaten, ein strukturelles Problem. Die strategische Antwort der Eidgenossenschaft auf diese kritische Situation manifestiert sich in massiven Investitionen und regulatorischen Anpassungen, die auf den schnellen Ausbau einheimischer, erneuerbarer Energien abzielen. Im Zentrum dieser Energiestrategie 2050 stehen die Photovoltaik (Solar), insbesondere an alpinen Standorten, und die Modernisierung der Stromnetze hin zu einer CO₂-freien Infrastruktur, die für die dezentrale Einspeisung geeignet ist. Diese ambitionierten Schritte sollen die Schweiz unabhängiger und klimaneutral machen. Über diese Entwicklungen berichtet nume.ch.
Die neue Ära der Photovoltaik: Strategische Fokussierung auf die Solarenergie
Die Solarenergie, lange Zeit als sekundäre Quelle betrachtet, hat sich in der Schweizer Energiestrategie zu einem Eckpfeiler der Versorgungssicherheit entwickelt, insbesondere durch die Annahme des Bundesgesetzes über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien. Mit neuen Gesetzen, die seit Anfang 2025 schrittweise in Kraft treten, wurde der Ausbau beschleunigt und die Rentabilität für private und gewerbliche Betreiber signifikant verbessert. Diese regulatorischen Änderungen sind direkt darauf ausgerichtet, die bisherige Abhängigkeit von Stromimporten im Sommer zu reduzieren und die sogenannte Winterstromlücke mittelfristig zu schließen. Der Fokus liegt nun auf der Maximierung der Produktion in den Wintermonaten, was durch spezielle Anreize für Fassadenanlagen und alpine Projekte realisiert wird.
Attraktivere Anreize 2025: Förderung und Marktmechanismen
Um den notwendigen raschen Ausbau zu gewährleisten, hat der Bundesrat die Förderinstrumente ab 2025 massiv angepasst und attraktiver gestaltet. Die Einmalvergütung (EIV) wurde erhöht, und es wurden spezifische Boni eingeführt, die die Installation unter schwierigeren Bedingungen oder an architektonisch anspruchsvollen Orten fördern sollen. Insbesondere Fassadenanlagen, die im Winter aufgrund des niedrigeren Sonnenstands höhere Erträge liefern, profitieren von stark erhöhten Zuschlägen. Diese finanziellen Anreize zielen darauf ab, das enorme, bisher ungenutzte Potenzial auf Dächern und an Gebäudefassaden zu erschließen und die Investitionssicherheit für Unternehmen und private Haushalte zu erhöhen.
- Erhöhung der Einmalvergütung (EIV) für private und gewerbliche Photovoltaikanlagen (PV).
- Einführung von Boni, beispielsweise für PV-Anlagen mit einem Neigungswinkel von mindestens 75 Grad (Fassadenbonus), die im Winter mehr Strom produzieren.
- Vereinfachung der Genehmigungsverfahren, um den Ausbau von PV-Anlagen auf bestehenden Gebäuden zu beschleunigen.
- Einführung einer gleitenden Marktprämie und Auktionen für Großanlagen, die eine Mindestvergütung über 20 Jahre garantiert.
- Schaffung des virtuellen Zusammenschlusses zum Eigenverbrauch (vZEV) zur vereinfachten gemeinschaftlichen Nutzung des Solarstroms.

Die neuen Regelungen ab 2025 zielen darauf ab, die Marktdynamik zu stärken und die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen zu verbessern, wodurch die Einspeisung ins Netz zu einem planbaren Geschäft wird. Diese Förderlandschaft signalisiert klar, dass die Schweiz die Solarenergie als primäres Werkzeug zur Bewältigung der Energiekrise ansieht. Es ist eine direkte Reaktion auf die Notwendigkeit, schnellstmöglich CO₂-freien Strom im eigenen Land zu generieren, und reduziert die finanzielle Belastung der Stromkonsumenten.
Die Herausforderung der Netzintegration: Speicherkapazitäten und CO₂-freie Netze
Der massive Zuwachs an dezentral erzeugtem Solarstrom stellt das bestehende Stromnetz vor große Herausforderungen. Historisch für die zentrale Versorgung ausgelegt, muss das Netz nun in der Lage sein, bidirektional große Mengen an Strom von tausenden Einspeisepunkten aufzunehmen. Zudem erfordert die volatile Natur der Solarenergie eine erhebliche Erweiterung der Speicherkapazitäten, um die Stromproduktion zeitlich vom Verbrauch zu entkoppeln und die Netzstabilität zu gewährleisten. Nur ein intelligentes, CO₂-freies Stromnetz kann die Energiewende erfolgreich tragen.
Batteriespeicher und Netzausbau: Die strategische Notwendigkeit
Die Schweiz hat erkannt, dass Investitionen in die Netzinfrastruktur und in Speicherkraftwerke ebenso kritisch sind wie der Ausbau der Erzeugung. Die neue Gesetzgebung ab 2025 adressiert diesen Bedarf direkt: Batteriespeicher werden attraktiver, da sie von Netznutzungsgebühren für gespeicherten Strom befreit werden. Dies fördert den Eigenverbrauch und die Speicherung auf lokaler Ebene, was zur Stabilisierung des Verteilnetzes beiträgt. Parallel dazu wird der "Beschleunigungserlass Netze" vorangetrieben, um den Um- und Ausbau der Netze zu beschleunigen und sie für die Digitalisierung und die dynamischen Stromtarife fit zu machen.
- Die neuen Regelungen ab 2025 führen zur Rückerstattung der Netzentgelte für in Batteriespeichern zwischengespeicherten Strom.
- Der Markt für Batteriespeicher, insbesondere im Einfamilienhausbereich und im Gewerbe, erlebt dadurch einen starken Aufschwung.
- Der Gesetzgeber fördert nun lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) und virtuelle Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch (vZEV) zur dezentralen Laststeuerung.
Der Fokus auf Speicher und Netze zeigt, dass die Schweiz einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, bei dem die Erzeugung und die Infrastruktur Hand in Hand gehen. Dies ist entscheidend, um den Sommerstromüberschuss effizient zu nutzen und die Winterversorgung zu optimieren. Die Speicherkapazität der Stauseen bleibt zwar die tragende Säule, doch die dezentralen Batteriespeicher übernehmen eine wichtige Rolle bei der Abfederung von Lastspitzen.
Die Rolle der Schweiz im internationalen Energiehandel
Obwohl die Schweiz primär auf die Stärkung der inländischen Produktion abzielt, bleibt sie tief in den europäischen Strommarkt integriert. Die Notwendigkeit eines stabilen Stromabkommens mit der Europäischen Union (EU) ist eine weitere Komponente der Versorgungssicherheit, da dies den grenzüberschreitenden Stromhandel, insbesondere mit erneuerbaren Energien, vereinfacht. Die Schweiz profitiert vom Export des Überschussstroms aus der Wasserkraft und zunehmend aus der Solarenergie, um in Mangelzeiten wieder importieren zu können.
Stromabkommen und die Bedeutung der Winterlücke
Die winterliche Stromlücke bleibt die größte Herausforderung. Während in den Sommermonaten durch den Zubau von Solaranlagen bereits jetzt ein deutlicher Überschuss prognostiziert wird, hängt die Schweiz im Winter weiterhin stark von Importen ab. Ein verbessertes Stromabkommen mit der EU würde hier die Handelssicherheit erhöhen und die Kosten für die Beschaffung von Importstrom in der kalten Jahreszeit potenziell senken. Die Strategie des Landes ist daher zweigleisig: maximale inländische Autarkie im Sommer und gesicherte Handelsbeziehungen im Winter.
Langfristige Perspektiven und die Netto-Null-Strategie 2050
Die Investitionen in Solarenergie und CO₂-freie Netze sind nicht nur eine Reaktion auf die unmittelbare Energiekrise 2025, sondern eine konsequente Umsetzung der langfristigen Klimaziele. Die Schweiz hat sich verpflichtet, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Dies erfordert die vollständige Dekarbonisierung des Energiesystems, wozu auch die Elektrifizierung des Verkehrs und der Heizsysteme (Wärmepumpen) gehört, was den Gesamtstrombedarf zusätzlich signifikant erhöhen wird. Der Ausbau der Solarenergie ist somit eine Schlüsseltechnologie, um diesen zusätzlichen Bedarf klimaneutral zu decken.
Geothermie und Flexibilisierung: Ergänzende Technologien
Neben Wasser- und Solarkraft werden auch andere erneuerbare Technologien gefördert, um das Portfolio zu diversifizieren. Geothermie, obwohl noch in den Anfängen, wird mit langfristigen Mindestbetriebsdauern von 20 Jahren gefördert, da sie wetterunabhängig und ganzjährig grundlastfähig Strom liefern kann. Die Flexibilisierung des Systems durch dynamische Stromtarife und intelligentere Netze ist dabei entscheidend, um Angebot und Nachfrage effizient aufeinander abzustimmen und die Integration der volatilen Erneuerbaren zu optimieren.
Die Schweiz reagiert auf die Energiekrise 2025 mit einer massiven und entschlossenen Strategie, die auf den beschleunigten Ausbau der Solarenergie und die Modernisierung der CO₂-freien Stromnetze abzielt. Durch attraktive Förderungen wie erhöhte Einmalvergütungen und neue Boni wird das enorme Potenzial von Dach- und Fassaden-PV erschlossen und die inländische Produktion gestärkt. Gleichzeitig sichern Investitionen in Batteriespeicher und die Freistellung von Netzentgelten für Speicher die Netzstabilität und fördern den lokalen Eigenverbrauch. Trotz der Herausforderungen der winterlichen Stromlücke zeigen die regulatorischen Maßnahmen, dass die Schweiz auf dem Weg zur langfristigen Unabhängigkeit und zur Erreichung der Netto-Null-Ziele konsequent voranschreitet.
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