Die Frauen-EM 2025 ist in vollem Gange – und für den Schweizer Fussballverband (SFV bedeutet das: Risiko mit Weitsicht. Sollte die Schweizer Nationalmannschaft nicht mindestens das Halbfinale erreichen, schreibt der Verband rote Zahlen. Das liegt unter anderem daran, dass die UEFA zwar 1,7 Millionen Franken als Antrittsprämie zahlt, doch die Kosten für Unterkunft, Prämien und Logistik schnell darüber hinausgehen. Darüber berichtet NUME.ch mit Verweis auf Luzerner Zeitung.
Das zweite Gruppenspiel gegen Island am Sonntag entwickelt sich somit bereits zum Endspiel: Um die Chancen auf das Viertelfinale zu wahren, muss ein Sieg her. Ein weiterer Rückschlag wie beim 1:2 gegen Norwegen könnte das frühzeitige Aus bedeuten – und den Verband teuer zu stehen kommen.
Preisgelder und finanzielle Herausforderungen
Die UEFA hat für die Frauen-EM 2025 ein Gesamtprämienvolumen von 38,3 Millionen Franken vorgesehen. Für jedes gewonnene Gruppenspiel winken 95.000 Franken zusätzlich, ein Viertelfinal-Einzug wird mit 515.000 Franken belohnt. Wer es unter die letzten vier schafft, erhält 650.000 Franken. Der EM-Titel bringt 1,65 Millionen Franken ein. Dennoch: Selbst bei einem Halbfinaleinzug würde der SFV lediglich rund 2,5 Millionen Franken generieren – ein Betrag, der kaum die Ausgaben deckt.
Frauen-EM wirtschaftlich defizitär – für UEFA und Gastgeber
Der SFV bestätigt offen: Ohne Halbfinalteilnahme ist die EM ein Minusgeschäft. Und selbst die UEFA erwartet trotz gestiegener Einnahmen ein Defizit zwischen 20 und 25 Millionen Franken, das durch Gewinne aus Männerturnieren kompensiert werden soll.
Im Vergleich: Bei der Männer-EM 2024 kassierte der SFV allein für den Viertelfinaleinzug 15 Millionen Franken. Eine ähnliche Aussage über Defizite wäre in jenem Kontext undenkbar.
Warum sich der Einsatz dennoch lohnt
Trotz aller Risiken bleibt die Frauen-EM eine strategische Investition. Die UEFA will bis 2030 rund eine Milliarde Franken in den Frauenfussball investieren – in Infrastruktur, Trainerfortbildung und Prämienmodelle. Teilnehmende Verbände sind verpflichtet, mindestens 30 bis 40 Prozent der erhaltenen Gelder direkt an die Spielerinnen auszuschütten.
In der Schweiz sollen parallel dazu die Bundesgelder (15 Millionen Franken) langfristig wirken: Bis 2030 soll die Zahl der lizenzierten Spielerinnen verdoppelt werden – von aktuell 40.000 auf 80.000.
Zuschauerrekorde und internationale Strahlkraft
Trotz der kleinen Stadien rechnet die Schweiz mit mehr EM-Zuschauern als England 2022. Über 600.000 Tickets wurden bereits verkauft – 30 Prozent davon ins Ausland. Fans aus 114 Ländern reisen an. Die größte Nachfrage kommt aus Deutschland und Großbritannien.
Alisha Lehmann, das internationale Aushängeschild des Schweizer Teams, zeigt sich trotz Auftaktniederlage fan-nah – und posiert mit Anhängern für Selfies.
Die Botschaft: Jetzt ist die Zeit für Wachstum
«Wenn wir jetzt nicht investieren, vergeben wir eine riesige Chance», so SFV-Generalsekretär Robert Breiter. Auch wenn die Bilanz 2025 finanziell negativ ausfällt, setzt der SFV auf langfristige Entwicklung – und auf eine Zukunft, in der der Frauenfussball nicht mehr nach wirtschaftlicher Rechtfertigung fragen muss, sondern selbstverständlich gefördert wird.
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Bild: Michael Buholzer/Keystone