Teilen Sie dies:

Masayoshi Son wusste schon früh, wie er den damaligen US-Präsidenten Donald Trump beeindrucken konnte. Im Dezember 2016 traf sich der japanische Tech-Investor mit Trump im Trump Tower und versprach ihm Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Dollar, die 50 000 neue Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten schaffen sollten. Trump inszenierte diesen Moment sofort als eigenen politischen Erfolg und präsentierte Son in der Lobby seines Wolkenkratzers als Partner für den wirtschaftlichen Aufschwung. Damit legte Son den Grundstein für eine enge persönliche Beziehung, die bis heute seine ehrgeizigsten Projekte trägt. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf nzz.ch.

In den folgenden Jahren traten Son und Trump mehrfach gemeinsam auf, stets mit Inszenierungen, die beiden Vorteile brachten. Ende Januar dieses Jahres kündigte Trump die sogenannte „Stargate-Initiative“ an, ein 500-Milliarden-Dollar-Programm zur Stärkung der US-Führungsrolle in der Künstlichen Intelligenz. Ein erheblicher Teil der Finanzierung stammt aus Sons Softbank. Fast zeitgleich engagierten sich beide bei der Rettung des angeschlagenen Chip-Herstellers Intel: Son investierte 2 Milliarden Dollar, während Trump eine Teilverstaatlichung ankündigte. Für Trump sind solche Auftritte eine Möglichkeit, sich als Dealmaker zu präsentieren, für Son ein entscheidender Schritt in Richtung des Imperiums, das er seit Jahrzehnten anstrebt.

Seine Faszination für Computerchips begann 1975. Mit 17 Jahren erlebte Son beim Anblick eines Chips eine Art religiöse Erleuchtung, wie er später selbst beschrieb. Sechs Jahre danach gründete er Softbank und setzte früh auf das Internet. In den 1990er Jahren investierte er hunderte Millionen Dollar in Start-ups, verlor jedoch beim Platzen der Dotcom-Blase 97 Prozent seines Vermögens – rund 70 Milliarden Dollar. Dennoch blieb er risikofreudig: „Wir leben nur einmal. Deshalb will ich groß denken“, erklärte er Investoren.

2016 übernahm Son das britische Chip-Unternehmen ARM, das er als Herzstück der nächsten digitalen Revolution betrachtete. Kritiker warfen ihm Größenwahn vor, doch Son verglich sich selbstbewusst mit Napoleon oder Dschingis Khan: „Ich bin kein CEO. Ich baue ein Imperium auf.“ Als Ende 2022 OpenAI den Chatbot ChatGPT veröffentlichte, erkannte Son sofort das Potenzial. Allerdings fehlte ihm zunächst der Zugang zu Macht und Kapital – bis Trump im November 2024 erneut ins Präsidentenamt zurückkehrte.

Wiederholend wie 2016, suchte Son sofort Trumps Nähe, verbrachte mit ihm sechs Stunden auf dem Golfplatz und versprach Investitionen von 100 Milliarden Dollar. Für Trump ein propagandistischer Triumph, für Son die Eintrittskarte zu seinem Traum eines KI-Ökosystems, das alle Wertschöpfungsstufen umfasst: vom Chipdesign über Rechenzentren bis hin zu Anwendungen. Innerhalb der Stargate-Initiative erhielt Son Zugang zu Schlüsselsektoren, knüpfte Verbindungen zu Oracle, unterstützte OpenAI und forcierte den Bau von Datenzentren.

Parallel dazu baute Son seine Chipstrategie aus. Mit ARM will er Nvidia herausfordern, zudem plant Softbank die Übernahme von Ampere, einem spezialisierten Chipdesigner. Vor kurzem erwarb Son einen 2-Prozent-Anteil an Intel, während Trump kurz darauf eine staatliche Beteiligung von 10 Prozent verkündete. Offiziell unabhängig, verfolgen beide doch ein gemeinsames Interesse: Trump will die Abhängigkeit der USA von ausländischen Chips verringern, Son braucht Intel für sein KI-Imperium.

Sollte Intel aus der Krise kommen, hätte Son in allen Kernbereichen der KI-Industrie entscheidenden Einfluss – ein Platz in der ersten Reihe der technologischen Revolution wäre ihm sicher. Doch die Risiken sind enorm. Seine Megaprojekte könnten scheitern, Aufsichtsbehörden könnten intervenieren, und niemand weiß, welche KI-Anwendungen sich tatsächlich monetarisieren lassen. Fehltritte wie die Milliardenverluste mit WeWork haben gezeigt, wie schnell Sons Urteilsvermögen in Frage gestellt wird.

Trotz aller Risiken bleibt Son getrieben von seiner Vision, den technologischen Fortschritt aktiv zu gestalten. Seit er mit 17 Jahren den ersten Chip in Händen hielt, verfolgt er dieses Ziel unbeirrbar. Sollte die KI-Blase platzen, würde er wohl mit derselben Leidenschaft in das nächste große Technologieabenteuer ziehen – auch auf die Gefahr hin, wieder alles zu verlieren.

Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht: Bcachefs in Linux: Torvalds zieht ungewöhnliche Linie nach Entwicklerstreit

Foto von nzz

Teilen Sie dies: