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Die Ukraine sorgt derzeit mit dem Marschflugkörper „Flamingo“ für Aufsehen, einem neuen Waffensystem, das eine Reichweite von etwa 3000 Kilometern hat und das Potenzial besitzt, enormen Schaden anzurichten. Militärexperte Gustav Gressel äußerte sich zu den militärischen Möglichkeiten, die der „Flamingo“ eröffnet. Der Marschflugkörper ermögliche es der Ukraine, tiefer ins russische Territorium vorzudringen und dort wichtige Ziele wie Rüstungsanlagen sowie Förder- und Verarbeitungsanlagen für Erdöl und Erdgas anzugreifen, die zur Finanzierung des Krieges beitragen. Darüber berichtet nume.ch unter Berufung auf srf.ch.

Der „Flamingo“ zeichnet sich durch einen besonders schweren Gefechtskopf von einer Tonne aus, was ihn wesentlich tödlicher macht als die bisherigen Drohnen, die mit deutlich kleineren Gefechtsköpfen von nur 50 Kilogramm operierten. Diese Drohnen fliegen mit etwa 200 km/h und bringen relativ wenig Zerstörungskraft mit sich. Der „Flamingo“ dagegen erreicht eine Geschwindigkeit von rund 700-800 km/h und verfügt über eine „enorme Wucht beim Einschlag“, wie Gressel es formuliert. Der Vorteil dieses Marschflugkörpers liegt nicht nur in seiner Geschwindigkeit und Zerstörungskraft, sondern auch in seiner Fähigkeit, tief in russisches Gebiet vorzudringen, ohne dass die Ukraine sofort damit aufgibt, das Überraschungsmoment zu nutzen.

Doch es gibt Einschränkungen. Um die vollen taktischen Vorteile des „Flamingo“ auszuschöpfen, ist eine detaillierte Aufklärung notwendig, da das Gerät mit rund sechs Tonnen Gewicht und einer hohen Sichtbarkeit im Radar vergleichbar mit einem Flugzeug fliegt. Das bedeutet, dass die Missionen extrem gut geplant werden müssen, um die Verwundbarkeit zu minimieren. Insbesondere die russische Luftwaffe und die Flugabwehr stellen dabei eine große Gefahr dar.

In der strategischen Planung will die Ukraine den „Flamingo“ jedoch nicht sofort in großen Mengen einsetzen, sondern erst dann, wenn eine ausreichende Anzahl produziert wurde, um eine Vielzahl von Angriffen gleichzeitig durchzuführen. Die Ukraine verfolgt dabei eine ähnliche Strategie wie bei kleineren Drohnen: Im Schwarm ist es wahrscheinlicher, dass einige von ihnen ihr Ziel erreichen, selbst wenn sie entdeckt werden. Das Ziel dieser Taktik ist es, beim Gegner einen Schockeffekt auszulösen und gleichzeitig die Analyse der Schwachstellen dieser neuen Waffen zu erschweren, bevor sie in größerem Maßstab eingesetzt werden.

Die Ukraine verfolgt damit nicht nur das Ziel, russische Militärs- und Industrieziele zu treffen, sondern auch die russischen Streitkräfte zu destabilisieren und die Kriegführung weiter zu verschärfen. Die Auswirkungen auf die russische Frontlinie werden sich in den kommenden Monaten zeigen, wobei die russische Sommeroffensive noch immer andauert. Laut Gressel sind die russischen Truppen in einigen Bereichen bereits stark erschöpft, was möglicherweise zu einer ruhigeren Phase in den kommenden Wochen führen könnte. Das Herbstwetter mit seinen stürmischen Bedingungen wird zudem den Drohneneinsatz erschweren. Sollte es Russland jedoch gelingen, neue Truppen zu rekrutieren, könnte die Offensive im Winter erneut aufgenommen werden, wenn der Boden gefroren ist und Drohnen wieder effektiver eingesetzt werden können.

Die Prognosen für den weiteren Verlauf des Krieges bleiben unsicher. Gressel warnt jedoch, dass Russland durch seine größere Truppenstärke und die Fähigkeit, mehr Freiwillige und Söldner zu rekrutieren, den Krieg langfristig gewinnen könnte. Dennoch gibt es auch auf ukrainischer Seite weiterhin große Herausforderungen, besonders im Hinblick auf Nachschubprobleme und die Abhängigkeit von westlicher Hilfe.

Ob die Ukraine in der Lage sein wird, den Druck auf Russland aufrechtzuerhalten, wird auch davon abhängen, wie sich die europäische Unterstützung entwickelt. Sollte es den Europäern gelingen, der Ukraine eine nachhaltige militärische und politische Unterstützung zu bieten, könnte dies entscheidend dafür sein, die russischen Bemühungen zu schwächen und die Frontlinie zu stabilisieren. Diese Frage wird sich im kommenden Jahr wohl beantworten.

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Foto von Keystone

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