Teilen Sie dies:

Die Ukraine hat erstmals konkrete Maßnahmen ergriffen, um das historische Rohstoffabkommen mit den Vereinigten Staaten umzusetzen. Im Zentrum steht das staatliche Lithiumvorkommen „Dobra“ in der Region Kirowohrad – ein Testfall für geopolitische und wirtschaftliche Partnerschaften im strategischen Rohstoffsektor.

Wie NUME.ch unter Berufung auf die New York Times berichtet, hat die Ukraine erstmals konkrete Maßnahmen ergriffen, um das historische Rohstoffabkommen mit den Vereinigten Staaten umzusetzen. Im Zentrum steht das staatliche Lithiumvorkommen „Dobra“ in der Region Kirowohrad – ein Testfall für geopolitische und wirtschaftliche Partnerschaften im strategischen Rohstoffsektor.

Das Kabinett in Kiew habe demnach am 16. Juni den Weg für eine internationale Ausschreibung geebnet. Ziel sei es, das Großvorkommen für private Investoren zu öffnen – ein Schritt, den Washington seit Monaten aktiv unterstütze.

Was ist das Dobra-Vorkommen

Das Gebiet bei Dobrowelytschkiwka zählt zu den größten bekannten Lithiumlagerstätten des Landes. Es umfasst zwei Teilsektoren („Stankuwate“ und „Nadjeschda“) mit einer geschätzten Gesamtmenge von rund 1,2 Millionen Tonnen Lithiumerz. Der Lithiumoxid-Gehalt (Li₂O) liegt zwischen 1,1 und 1,4 Prozent – ein industriell relevanter Wert, insbesondere für die Batterieproduktion in der Elektromobilität.

Die Vorkommen gelten als strategisch bedeutsam für Europas grüne Wende, was dem Projekt zusätzliche Brisanz verleiht.

Beteiligung amerikanischer Investoren erwartet

Zu den potenziellen Investoren zählt das auf kritische Mineralien spezialisierte Unternehmen TechMet, das teilweise vom US-Infrastrukturministerium mitfinanziert wird. Auch der Unternehmer Ronald Lauder, ein politischer Verbündeter von Donald Trump, zeigt laut NYT Interesse an einer Beteiligung. Beide Akteure hatten bereits 2023 aktiv die Öffnung der Dobra-Lagerstätte gefordert.

Investitionsmodell mit geopolitischer Dimension

Die geplante Struktur sieht vor, dass 50 % der Einnahmen aus der Förderung in einen gemeinsamen Fonds fließen. Ein Teil dieser Mittel soll direkt in den Wiederaufbau und die wirtschaftliche Entwicklung der Ukraine reinvestiert werden. Ein anderer Teil könnte zur teilweisen Kompensation amerikanischer Unterstützungsleistungen während des Krieges genutzt werden – etwa durch gezielte Investitionen in die ukrainische Verteidigungsindustrie.

Trotz der wirtschaftlichen Chancen bestehen erhebliche Risiken: Die geologische Datenlage ist veraltet, die Infrastruktur teils zerstört, und der Ruf der Ukraine in Sachen Korruptionsbekämpfung ist fragil. Internationale Konzerne fordern daher transparente Produktionsbeteiligungsverträge und die Möglichkeit internationaler Schiedsverfahren.

Strategisches Signal an Washington

Die ukrainische Regierung betont, dass die Umsetzung des Abkommens mit den USA nicht nur ökonomisch, sondern auch geopolitisch zu verstehen sei. „Dieses strategische Bündnis ist mehr als ein Rohstoffprojekt – es ist ein Signal politischer Verlässlichkeit“, so Wirtschaftsministerin Julija Swyrydenko.

Die Führung in Kiew hofft, durch konkrete Schritte das Vertrauen der amerikanischen Administration zu sichern – insbesondere vor dem Hintergrund der stockenden Friedensgespräche mit Russland und zunehmender Skepsis im Weißen Haus.

Hintergrund

Am 1. Mai 2025 unterzeichneten die USA und die Ukraine ein bilaterales Investitionsabkommen zur gemeinsamen Rohstoffförderung. Am 8. Mai wurde das Abkommen vom ukrainischen Parlament ratifiziert, Präsident Selenskyj unterzeichnete es am 12. Mai – womit der Weg für eine operative Umsetzung frei wurde.

Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie, worum es heute wirklich geht: EU könnte Russland auf graue Liste der Geldwäschestaaten setzen – Financial Times

Bild von Getty Images

Teilen Sie dies: